Verschiedene Schweizer Städte haben sich zum Ziel gesetzt, den Velo- und den öffentlichen Verkehr zu fördern. Velorouten sollen sicher und unterbruchsfrei zum Ziel führen.
Dabei gilt: Je schneller man mit dem Velo vorwärtskommt, desto attraktiver ist die Verbindung. Gleichzeitig darf der ÖV nicht auf der Strecke bleiben. Jede verlorene Sekunde hat Auswirkungen auf den eng getakteten Fahrplan.
Ein Pauschalrezept, um das Velo zu fördern und gleichzeitig den ÖV zu stärken, gibt es nicht. In St. Gallen etwa werden einige Busspuren für Velofahrende geöffnet, während in Basel die Tramhaltestellen-Durchfahrten mit speziellen Gummiprofilen für die Schienen sicherer werden sollen. Und in Bern-Wankdorf werden die Ampelphasen Velo- und ÖV-freundlich geschaltet.
Ab auf die Busspur
In St. Gallen entsteht mit dem Konzept «Velos auf Busspuren» und ergänzenden Velostreifen auf den geradlinig ins Zentrum führenden Hauptverkehrsachsen eine durchgängige Veloinfrastruktur.
Eine Evaluation der Stadt hat ergeben, dass je nach Busspurbreite, Gefälle oder Steigung eine Kombination aus Velo- und Busspur problemlos umsetzbar ist. Bei Busspuren mit einer Breite von 4,5 Metern oder mehr ist ein Überholen von Velofahrenden innerhalb der Spur möglich. Für den Veloverkehr wird innerhalb ein 1,5 Meter breiter Radstreifen eingezeichnet.
Weitere Busspuren konnten durch eine Anpassung der Steuerungslogik bei den Ampeln und ohne zusätzlichen Velostreifen mit dem Velo kombiniert werden. Insgesamt konnte so der Bus- und Veloverkehr auf acht von elf Abschnitten kombiniert und die Veloinfrastruktur auf der Ost-West-Hauptachse von sechs (2013) auf zwölf Kilometer ausgebaut werden.
Michael Städler von Pro Velo St. Gallen Appenzell sieht in der umgesetzten Massnahme einen Quantensprung gegenüber der früheren Situation. Für routinierte Velofahrende seien die geöffneten Busspuren komfortabel, für Ungeübte sei die Situation aber noch nicht optimal. «Sie ersetzt keine sichere Infrastruktur wie abgetrennte Velowege oder Tempo-30-Zonen», sagt Städler. «Insgesamt ist die Massnahme aber ein Erfolg und wird sehr positiv wahrgenommen.»
Grüne Welle
Die Velohauptroute Wankdorf ist die erste umgesetzte Velohauptroute der Bundeshauptstadt. Sie verbindet die Stadt mit dem Nordquartier und wird auf 1,8 bis 2,5 Metern breiten Velostreifen oder abgesetzten Velowegen geführt.
Um die Fahrt attraktiver und unterbruchfrei zu machen, wurden die Grünphasen der Verkehrsampeln während der Pendlerzeiten morgens und abends auf die mittlere Velogeschwindigkeit (20 bis 25 km/h) angepasst. Dank der «grünen Welle» sollen Velofahrende von einer Zeitersparnis von 2,20 Minuten profitieren.
Pro Velo Bern freut sich über die Initiative der Stadt, äussert allerdings auch Kritik. «Ich empfinde die Fahrt von Wankdorf ins Zentrum leider nicht als grüne Welle. Es wurden sicher Anpassungen in diese Richtung gemacht. Die grüne Welle funktioniert aber jeweils nur in eine Richtung – morgens stadteinwärts, abends stadtauswärts – und endet am Bahnhofplatz. Für die Velofahrenden wären weniger Veloampeln besser als diese grüne Welle», sagt Geschäftsleiter Dominik Guggisberg.
Bypässe und Lichtinseln
Basel-Stadt will Tramhaltestellen für Velofahrende sicherer machen. Ein wichtiges Element ist der «Velobypass». Darauf fährt man auf einer zwei Meter breiten Spur zwischen Haltestelle und Trottoir.
Wenn der Platz für einen «Velobypass» fehlt, setzt die Stadt auf sogenannte Velolichtinseln. Der Zweiradverkehr wird im Bereich der Haltestelle über das Trottoir geführt. Benutzerinnen des ÖV haben beim Ein- und Aussteigen immer Vortritt. Ist die Haltestelle frei, haben Velofahrende Vortritt. Um Missverständnisse zu verhindern, stehen Ampeln auf Rot, wenn sich ein Tram an der Haltstelle befindet.
«Ob der Bypass immer erste Wahl sein sollte, ist umstritten, da es zwischen Haltestellen- und Fussgängerbereich wohl mehr Konfliktpotenzial gibt als an der Haltestellenkante», gibt Roland Chrétien, Geschäftsleiter Pro Velo beider Basel, zu bedenken. Grundsätzlich funktionierten aber sowohl Bypass als auch Lichtinseln.
Zusätzlich wird in Basel ein velofreundliches Gleissystem getestet, bei dem die Schienenrille mit einem Gummiprofil verschlossen wird. Dank seines hohen Gewichts drückt das Tram den Gummi zusammen, während ein Velo, ohne einzusinken, darüberfahren kann.
Foto: ZVG







