Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
17.05.2024
Wieso sich der Besuch eines E-Bike-Kurses lohnt, Spass macht und allen Einsteigerinnen und Umsteigern zu empfehlen ist, zeigt ein Besuch beim Fahrtraining in Regensdorf.
Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
17.05.2024
Die Pylonen stehen immer enger, der Slalom wird zunehmend schwieriger. Was von Weitem wie eine Aufwärmübung fürs Velofahren aussieht, ist mit dem E-Bike gar nicht so einfach zu schaffen. Die engen Kurven verlangen behutsames Lenken bei tiefer Geschwindigkeit, was mit dem Gewicht des Elektrovelos ganz schön wackelig ist.
Das zusätzliche Gewicht, das beim Lenken eines E-Bikes kontrolliert werden muss, nennen viele der Kursteilnehmenden als besondere Schwierigkeit in ihrem Alltag oder den jährlichen Veloferien. Sie alle frischen im Fahrkurs der Anti-Schleuder-Schule Regensdorf (ASSR) Strassenverkehrsregeln und ihr technisches Wissen zum Elektrovelo im Theoriezimmer auf.
Anschliessend werden auf der Übungspiste, wo sonst Motorräder und Autos fahren, Geschicklichkeit und Balance trainiert. Abschliessend wenden wir das Gelernte, gut ausgerüstet mit Helmüberzieher und Regenhosen bei wechselhaftem Aprilwetter, im Verkehr an.
Mit ihren anfänglichen Unsicherheiten und Fragen zum Elektrovelofahren sind die Teilnehmerinnen in Regensdorf nicht alleine. Die Swiss Bike School, schweizweit grösster Anbieter, verzeichnet eine wachsende Nachfrage in diesem Segment abseits des Trails, das sich explizit nicht nur an Seniorinnen und Senioren richtet.
Auch Verbände, Private, der Fachhandel, Reiseveranstalter sowie Fahrschulen und sogar die öffentliche Hand bieten mittlerweile Kurse für Lernwillige jeden Alters an, egal ob Anfängerin oder Routinier.
«Der Bremsweg des E-Bikes ist länger, vorausschauendes Fahren ist deshalb besonders wichtig.»
Urs Brunschweiler, ASSR
Dies nicht ohne Grund. Parallel zu den steigenden Verkaufszahlen von Elektrovelos nehmen auch die Unfallzahlen mit ebendiesen Zweirädern zu. Nicht nur das ungewohnt hohe Gewicht, sondern auch die rasante Beschleunigung und die meist höhere Endgeschwindigkeit bringen beim Umstieg aufs Elektrovelo neue Gefahren mit sich.
Der Bremsweg des E-Bikes ist länger, vorausschauendes Fahren ist deshalb besonders wichtig, erklärt Kursleiter Urs Brunschweiler von der ASSR.
Vor der Praxis wird die Theorie vermittelt. (Foto: Aline Künzler)
Das korrekte Abbremsen und eine Vollbremsung wird denn auch gleich zu Beginn auf der Piste geübt. Mit 25 km/h fahre ich auf den Assistenten zu, mache mich auf sein Zeichen hin bremsbereit und ziehe schliesslich beide Bremshebel voll an. Trotz nasser Fahrbahn bremse ich kontrolliert ab und komme sicher zum Stillstand.
Ein gutes Gefühl, wie eine Teilnehmerin nach dem Kurs meint. Sie ist nach Jahrzehnten wieder auf den Sattel gestiegen und hat im Kurs ihre allererste Vollbremsung absolviert. Wie auch andere Kursteilnehmer hat sie sich von der Gruppe bestärkt gefühlt und beim zweiten Anlauf sogar die Überquerung der schmalen Wippe gewagt.
Christian Portmann, Pionier erster Stunde, leitet bereits 15 Jahre E-Bike-Kurse in Kriens und bestätigt, dass die positive Gruppendynamik in seinen Kursen das Lernen klar fördere. So sind Gruppenkurse auch das verbreitetste Angebot. Auf Anfrage bieten viele Anbieter aber auch Privatkurse oder Schulungen für Firmen an. Die meisten Kurse sind auf langsame E-Bikes bis 25 km/h ausgerichtet, lassen aber die Teilnahme von schnellen Elektrovelos zu mit unterstützten Geschwindigkeiten bis 45 km/h.
Gemeinsames Ziel aller Kurse ist Verkehrssicherheit und das Vorbeugen von Unfällen. Deshalb können diese Fahrtrainings vom Fonds für Verkehrssicherheit (FVS) mit 40 Franken pro Person vergünstigt werden. Voraussetzung dafür ist eine Zertifizierung des Kurses durch den FVS.
Weiteres Qualitätsmerkmal eines Fahrkurses kann die Ausbildung der Instruktorin sein. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) schult Leitende in einer dreitägigen Weiterbildung und vergibt den Titel «Certified E-Bike-Instructor BFU / BPA».
Die Fahrt über die schmale Wippe verlangt den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern etwas Mut ab. (Foto: Aline Künzler)
Kursleiter unabhängig von ihrer Ausbildung sind sich einig: Ein Fahrtraining muss aus freien Stücken besucht werden. Wer freiwillig kommt und Spass hat, lernt viel leichter. Ebenso sollte nach dem Kurs weiter geübt werden, insbesondere Feinmotorik und Balance brauchen Routine.
Routine erlangt man am besten auf dem eigenen E-Bike. Obwohl bei vielen Kursanbietern ein Elektrovelo günstig oder gratis gemietet werden kann, empfehlen alle die Teilnahme mit dem eigenen E-Bike. Schliesslich unterscheide sich beispielsweise die Bedienung des Displays bei verschiedenen Modellen stark, weiss Kursleiter Brunschweiler von ASSR.
Er erklärt in seinem Kurs neben neuen Vorschriften wie dem Lichtobligatorium oder dem gestatteten Rechtsabbiegen auch unterschiedliche Bauarten von E-Bikes. Solche technischen Details gehören nicht bei allen Kursen zum Inhalt. Der allgemeine Fokus des Angebots liegt auf den Strassenverkehrsregeln und ihrer Anwendung in verschiedenen Verkehrssituationen. Zusätzlich informiert etwa Pro Velo über Unterhalt und Wartung oder der TCS sowie der Reiseveranstalter Twerenbold über Versicherungen von E-Bikes. Mehr zum Thema Fahrtechnik gibt es insbesondere beim privaten Kursorganisator Christian Portmann, der Swiss Bike School und der Velofachstelle des Kantons Zürich zu lernen.
Im aufgezeigten Kursangebot sind für alle Beginner, Wiedereinsteigerinnen und Umsattler passende Inhalte dabei. So ist man sich zum Schluss des Kurses in Regensdorf auch einig, dass alle Neues gelernt haben, sich nun sicherer fühlen und mehr Fahrfreude haben. Die gemäss Kursleitern weit verbreitete Meinung «Ich kann ja Velo fahren!» ist also überholt.
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