Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
News,
25.11.2025
Das Warten hat ein Ende: Der Copenhagenize Index ist zurück. Die Ausgabe 2025 nimmt 100 Städte unter die Lupe und zeigt auf, wo Europa den Takt vorgibt. Mit Bern und Zürich sind auch Schweizer Städte vertreten.
Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
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25.11.2025
Zwei Schweizer Städte haben es 2025 in die Top-30 des Copenhagenize Index der velofreundlichsten Städte der Welt geschafft. (Foto: Stadt Bern)
Es ist mehr als nur eine Rangliste; für Verkehrsplanerinnen und Velo-Lobbyisten ist der Copenhagenize Index ein globales Barometer für den Zustand urbaner Mobilität. Unterstützt von EIT Urban Mobility, bewertet die 2025er-Ausgabe Städte aus 44 Ländern. Dabei geht es nicht nur um nackte Kilometerzahlen von Asphalt, sondern um die «Velo-Tauglichkeit» als Ganzes: Wie sicher, intuitiv und selbstverständlich fühlt es sich an, in einer Stadt auf zwei Rädern unterwegs zu sein?
Die Bewertung stützt sich auf drei Säulen, die die Infrastruktur, das tatsächliche Nutzungsverhalten sowie den politischen Willen und die finanziellen Rahmenbedingungen abdecken. Nur Städte, die physische Sicherheit mit einer gelebten Velo-Kultur und institutioneller Verankerung verknüpfen, landen ganz oben.
Wenig überraschend dominieren europäische Städte das Feld. Die Spitzenplätze lesen sich wie das «Who is Who» der Velo-Städte: Utrecht sichert sich Platz 1, gefolgt von den üblichen Verdächtigen Kopenhagen, Gent und Amsterdam. Doch die Dynamik verändert sich. Städte wie Paris (Platz 5) und Helsinki (Platz 6) zeigen mit einem hohen Tempo bei der Umsetzung neuer Massnahmen, dass man sich nicht auf historisch gewachsenen Strukturen ausruhen darf. Der Erfolg dieser Städte basiert auf einer Mischung aus lückenlosen Velowegnetzen und einer Politik, die das Feedback der Velofahrenden ernst nimmt.
Aus Schweizer Perspektive sorgt die Bundesstadt für die grösste Überraschung. Bern steigt als Neuling direkt auf Platz 20 ein und lässt damit die Wirtschaftsmetropole Zürich hinter sich. Mit einem Gesamtscore von 56,4 Punkten honoriert der Copenhagenize Index die «Velo-Offensive». Mit dieser hat Bern vor zehn Jahren den Grundstein für die Veloförderung gelegt.
Das Fahrrad ist in Bern keine Randerscheinung mehr, sondern zentraler Bestandteil des Alltags: Der Velo-Modalsplit von 19 Prozent (Veloanteil am Gesamtverkehr) spricht gemäss Copenhagenize Index eine deutliche Sprache; ein Viertel der Berner Bevölkerung pendle zudem mit dem Velo zur Arbeit.
Besonders gelobt wird die sogenannte Intermodalität. Wer in Bern Velo und Zug kombiniert, findet am Bahnhof hochwertige Abstellanlagen. Und auch Cargobikes sind dank Angeboten wie «Carvelo» im Stadtbild präsent. Dennoch dämpft der Index die Berner Euphorie auch in einigen Punkten.
So wird bemängelt, dass die neu geschaffenen Velohauptrouten zwar gut beschildert sind, aber oft ohne bauliche Umgestaltung des Strassenraums auskommen. Sie sind, so das harte Urteil, oft eher an Autos als an Menschen angepasst. Echte, physisch geschützte Velowege bleiben in der Schweizer Hauptstadt selten.
Knapp hinter Bern positioniert sich Zürich (55,7 Punkte) auf Platz 22. Die Limmatstadt punktet vor allem mit grossen Einzelprojekten. Der neue Stadttunnel als exklusiver Velo-Korridor und die Ausbauten der Veloparkkapazitäten am Bahnhof Stadelhofen werden anerkannt.
Auch die strategische Basis mit der «Velostrategie 2030» und die Veloausbildung an Zürcher Schulen werden positiv hervorgehoben. Das Resultat dieser Bemühungen ist ein Anstieg des Velo-Modalsplits von 8 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr 11 Prozent, heisst es im Copenhagenize Index.
Doch auch in Zürich deckt der Index die wunden Punkte auf. Trotz des politischen Auftrags hinken Qualität und Komfort des Velowegnetzes in Schlüsselbereichen hinterher. Es fehlt an der Durchgängigkeit. Zürich muss, so die Forderung der Experten, den Schutz und die Kohärenz des Netzes massiv verstärken. Das gilt insbesondere an Hauptverkehrsachsen und Kreuzungen, wo Farbe auf dem Boden oft den einzigen Schutz darstellt.
Der Copenhagenize Index 2025 attestiert den beiden Deutschschweizer Städten, dass sie im internationalen Vergleich mithalten können. Bern und Zürich sind auf dem richtigen Weg, doch um in die absolute Spitzenliga zu Utrecht oder Kopenhagen aufzuschliessen, reicht das bisherige Engagement nicht aus.
Der Index dient als Diagnoseinstrument für den nächsten Entwicklungsschritt: Weg von der reinen Quantität oder punktuellen Leuchtturmprojekten, hin zu einer kompromisslosen Qualität der Infrastruktur. Das bedeutet konkret mehr baulich getrennte Velowege und weniger Mischverkehr. Nur wenn das Velo auch subjektiv als sicherste Wahl empfunden wird, kann es sein volles Potenzial als Verkehrsträger entfalten.
Schweizer Velostädte wie Basel, Burgdorf oder Winterthur fehlen übrigens im Copenhagenize Index. Für den weltweiten Vergleich haben sie zu wenig Einwohnerinnen und Einwohner.

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