Automatisch geschaltet

Wenn die Erfinder des «Like a Bike»-Laufrades etwas anpacken, steckt oft eine clevere Idee dahinter. Der neuste Wurf der Kreativabteilung ist eine automatische Schaltung für ihr neustes Kindervelo.

Marius Graber, Redaktor (marius.graber@velojournal.ch)
Test, 21.11.2013

Die pfiffigen Ideen der Kokua-Leute zeigten sich bereits 1997, als sie das «Like a Bike»-Laufrad erfanden, das Velo ohne Pedale. Damit schufen sie eine neue Kinderfahrzeugklasse für die zweijährigen Kinder. Und nun bauen sie ihrem 16-Zoll- Kindervelo eine automatische Zweigang-Schaltung ein. Das Velo für die Dreieinhalb- bis Sechsjährigen heisst «Like to Bike 16" Automatix». Die Idee besticht, sind doch auch kleine Kinder froh um Gänge, wenngleich sie noch Mühe haben, diese zu schalten. Die «Automatix»-Zweigang-Nabenschaltung von SRAM wurde bereits in den 30er-Jahren erfunden und ist entsprechend erprobt. Man denkt: Eigentlich hätte auch schon früher jemand auf die Idee kommen können.

Die Mechanik der Nabe ist so simpel wie zuverlässig: Über einen Fliehkraft-Mechanismus schaltet sie automatisch in den schnellen Gang, sobald eine gewisse Geschwindigkeit erreicht ist. Verringert sich das Tempo wieder oder kommt das Velo zum Stehen, schaltet sie automatisch zurück. Der Schaltpunkt liegt beim «Like to Bike» bei ungefähr 12 km/h. Für Technikaffine: Das Schaltspektrum der Nabe beträgt 137 Prozent, die Entfaltung liegt bei 2 resp. 2,7 Meter. Im Praxistest zeigte es sich, dass dies sinnvolle Grössen sind.

Mara, die vierjährige velojournal-Testfahrerin, konnte mit den beiden Gängen einfach anfahren und leichte Steigungen noch gut bewältigen, bei rassiger Fahrt aber trotzdem noch gut mittreten, ohne ins Zappeln zu kommen. Das automatische Schalten funktionierte auf Maras Testfahrten bestens. Der Wechsel in den Schnellgang erfolgt geschmeidig während der Fahrt, ohne dass das Treten unterbrochen werden muss.

Beim Stehen wechselte die Schaltung blitzschnell in den leichten «Losfahr-Gang». In der Steigung muss allerdings das Treten kurz unterbrochen werden, damit sich der leichte Gang einlegt. Das klappte bei der Testpilotin nach kurzer Übungszeit auf Zurufen hin bes­tens. Mit etwas Übung wird sie das bald schon alleine beherrschen.

Das perfekte Kindervelo?

Doch das «Like to Bike» besticht nicht nur durch die schlaue Schaltung: Das Velo gehört mit 8,3 Kilo zu den leichteren auf dem Markt. Der Rahmen in Unisex-Form ist recht tief geschnitten, sodass sich die Kinder nicht im Schritt stossen können. Die Ausrüstung wurde zugunsten des Gewichtes auf ein Minimum reduziert: Ausgeliefert wird das Velo mit Ständer und dem cleveren «Chain Runner»-Kettenschutz. Dieser ist über die Kette gestülpt, dreht mit und ist dadurch leicht und dennoch sehr robust. Hosen und Hände sind bestens vor Verschmutzung geschützt, zudem muss die Kette weniger geölt werden.

Nicht in der Basisausstattung enthalten sind Schutzbleche, die bei einem Kindervelo äusserst sinnvoll sind. Die Sitzposition ist im Vergleich zu vielen anderen Kindervelos eher etwas sportlich nach vorne geneigt, was sich auf den Testfahrten aber sehr gut bewährte und der Fahrdynamik zugutekommt.

Das perfekte Kindervelo also? Nicht ganz. So verwundert, dass der Sattel mit der Original-Sattelstütze nicht ganz nach unten gestellt werden kann, die Vorderradbremse das Schutzblech touchiert und der Bremshebel für die Vorderbremse sich auf der rechten Seite befindet, was zu etwas Verwirrung und einem unnötig geschwungenen Bremskabel führt.

Die Pedale müssten für die Kinderbeide nicht so weit auseinanderliegen, und auch das Tretlager dürfte etwas tiefer positioniert sein, damit die Kinder mit den Füssen den Boden besser erreichen und?/?oder eine optimalere Sitzhöhe einnehmen können. Leider machen es andere Hersteller in genau diesen Punkten meist auch nicht besser.

Auch für Kokua ist die Produktion eines guten, bezahlbaren Kindervelos ein «Hosenlupf». Schliesslich ist es technisch ebenso aufwendig wie ein Erwachsenenvelo, soll aber weniger kosten und weniger wiegen. Dass sich Kindervelos trotzdem verbessern und weiterentwickeln lassen, zeigt das «Like to Bike 16" Automatix». Es ist gut, haben sich so pfiffige Leute wie die Kokua-Macher des Kindervelos angenommen.

Kokua

Preis: Fr. 589.–
(passende Schutz­bleche dazu Fr. 29.–)
Info: Xtramobil,
044 867 15 25,
www.likeabike.ch

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