Veloboom macht Werkstätten zu schaffen

Velohändler reiben sich aufgrund des Velobooms der vergangenen zwei Jahre die Hände. Müsste man meinen. Doch es nicht alles Gold, was glänzt. So die Bilanz einer neuen Umfrage des Fachbüros Dynamot.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 10.11.2022

Die Corona-Pandemie der vergangenen Jahre hat zu einem beispiellosen Veloboom geführt. Die Nachfrage nach Velos, E-Bikes sowie Zubehör stieg sprunghaft an. In der Folge kam es zu zahlreichen Lieferengpässen.

Die Situation hinterliess beim Schweizer Velohandel Spuren, weiss Urs Rosenbaum vom Fachbüro Dynamot. In der soeben erschienenen «Werkstattumfrage Velohandel Schweiz 2022» zeigt er auf, womit die Fachhändler besonders zu kämpfen hatten.

Zu wenig Kapazität in den Velowerkstätten

Demnach stiessen in den letzten zwei Jahren viele Velowerkstätten an ihre Kapazitätsgrenzen. «Das Erfreuliche daran ist, dass durch diese enorme Nachfrage die Profi-Werkstätten im Schweizer Velofachhandel an Bedeutung gewannen», so Rosenbaum.

Im Schnitt trage die Arbeitsleistung der Werkstatt etwas mehr als ein Fünftel zum Gesamtumsatz der befragten Fachgeschäfte bei.

Zu wenig Velomechaniker

Die hohe Nachfrage nach Velos und Servicedienstleistungen hat den seit längerer Zeit herrschenden Fachkräftemangel im Schweizer Velohandel nochmals akzentuiert.

Gemäss Umfrage waren im Frühjahr 2022 vier von zehn befragten Fahrradgeschäften auf der Suche nach Personal. «Hochgerechnet auf die ganze Schweiz bedeutet das, dass etwa 750 Velomechaniker fehlen», schreibt Urs Rosenbaum.

Zu wenig Velowerkstätten sind rentabel

Paradoxerweise hat die hohe Nachfrage der vergangenen Jahre die Rentabilität der Velowerkstätten nicht verbessert. Lediglich 55 % der an der Befragung teilnehmenden Fachgeschäfte gaben an, mit der Werkstatt Geld zu verdienen. Dieser Wert sei gegenüber der letzten Befragung sogar leicht zurückgegangen.

Experte Rosenbaum nennt verschiedene Gründe, weshalb die Velogeschäfte mit der Werkstatt weniger Geld verdienten als auch schon.

Neben dem Personalmangel hätten auch die Lieferengpässe die Rentabilität verschlechtert: «Zahlreiche Geschäfte verloren in den letzten zwei Jahren mit der Suche nach den passenden Ersatzteilen oder angemessenen Alternativen viel Zeit. Auch litt die Effizienz in der Werkstatt durch zahlreiche Garantiefälle an neu verkauften Velos und Elektrovelos. Bei manchen Herstellern litt die übliche Fertigungsqualität unter dem enormen Nachfragedruck der letzten beiden Jahre, Händler als erste nächste Anlaufstelle der Velofahrenden mussten dann nachbessern.»

Hausgemachte Probleme

Der Fachhandel müsse sich aber auch selbst an der Nase nehmen, heisst es in der Werkstattumfrage.

Viele Werkstätten seien nicht auf der Höhe der Zeit. Dabei seien moderne Arbeitsplätze nicht zuletzt auch eine wirksame Massnahme gegen den Fachkräftemangel.

Und nach wie vor setzte «ein bemerkenswert grosser Anteil» der Geschäfte nicht auf bewährte Hilfsmittel wie Arbeitswerte oder Programme zur Warenbewirtschaftung.

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