SBB und Velo: Vieles Besser, nicht alles gut

Um dem Platzmangel im Züg entgegenzusteuern, haben die SBB 2021 eine Reservationspflicht für Velos eingeführt. Doch die Nachfrage ist gestiegen und das Problem hat sich verschärft. Jetzt soll die Situation besser werden.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 18.11.2022

Der Velotransport in den Zügen ist ein Dauerthema. Nun möchten die SBB dank einer Petition von Pro Velo und anderen Verbänden die Situation deutlich verbessern.

So sollen unter anderem einige hundert zusätzliche Veloplätze geschaffen werden. Doch die obligatorische Reservierung bleibt kompliziert.

Das wird Neu beim Velotransport

Im kommenden Jahr soll es einige hundert Veloplätze mehr geben. Auch in den bestehenden IC2000-Zügen sollen neue Veloplätze geschaffen werden. Zudem wird mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember ein Velobillet eingeführt.

Damit wird der Billetkauf deutlich einfacher. Künftig kann man beim Ticketkauf die Option «Velo» anwählen und das Verkaufssystem zeigt automatisch das günstigste Ticket auf.

Ein einheitliches Billet ermöglicht ausserdem auch eine Übersicht darüber, wie viele Velos tatsächlich im Zug mitgenommen werden. Laut Pro Velo gibt es dazu bisher nämlich keine Statistiken. 

Neu wird der Gültigkeitsbereich des Velopasses erweitert und gleicht sich dem GA an. Dazu werden Veloanhänger für den Kindertransport den Kinderwagen gleichgestellt und dürfen kostenlos transportiert werden. 

Pro Velo begrüsst diese Neuerungen. «Der Veloverkehr wird in den nächsten Jahren stark zunehmen. Die SBB müssen diese Entwicklung aktiv begleiten, um nicht zum Hindernis zu werden», betont Pro-Velo-Präsident und Nationalrat Matthias Aebischer. 

Probleme mit der Reservation sind noch nicht gelöst

Pro Velo weist aber auch darauf hin, dass das Angebot ohne Erhöhung und Verbesserung der Veloplätze in den Zügen der problematischen Modelle ICN, Giruno und FV-Dosto in den nächsten Jahren weiterhin ungenügend bleibt.

«Der Veloverkehr wird in den nächsten Jahren stark zunehmen. Die SBB müssen diese Entwicklung aktiv begleiten, um nicht zum Hindernis zu werden.»

Matthias Aebischer, Präsident Pro Velo Schweiz

Vor allem auch, weil das Reservationssystem nach wie vor unvollständig ist. Es ist nicht ersichtlich, welche Veloplätze noch frei sind. Heisst: Wer in Gruppen unterwegs ist, kann die Veloplätze nicht bewusst so reservieren, dass alle möglichst nahe beieinander sind.

Gerade bei Familien, die mit Kindern eine Veloreisen unternehmen, kann dies zu einer grossen Herausforderung beim Selbstverlad werden.

Auch können Reservierungen weiterhin nicht storniert werden. Das führt dazu, dass falsch reservierte Plätze nicht neu verteilt werden können. Dies ist insofern problematisch, weil es auch vorkommt, dass Personen sich gleich für verschiedene Verbindungen Plätze sichern, um sicherzugehen, das sie ihr Velo im passendsten Zug transportieren können.

Das Velo muss mitgedacht werden

Für Matthias Aebischer bleibt die Situation kritisch: «Trotz den von den SBB angekündigten Verbesserungen, werden Velofahrerinnen und Velofahrer in den nächsten Jahren in den Zügen oder in den Bahnhöfen keinen Platz für ihr Velo finden und sehr unangenehme Situationen erleben. Auch die Verbesserung des Reservationssystems wird nicht vor einigen Jahren umgesetzt werden. Dies ist enttäuschend. Die kombinierte Mobilität zwischen Bahn und Velo muss dringend gefördert und gut begleitet werden.»

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