Naht das Ende von Publibike?

Publibike betreibt in Bern und Zürich Bikesharing-Netze. Weil der Betrieb nicht rentiert, will der Anbieter die Verträge nach 2023 neu aushandeln. Ohne Beteiligung der Städte droht das Aus.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 26.03.2021

Der Bikesharinganbieter Publibike ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Postauto Schweiz. Damit gehört die Firma zum Postkonzern. Publibike betreibt in der Schweiz acht Verleihnetze mit rund 5100 Velos und E-Bikes. Die zwei grössten Bikesharingnetze befinden sich in Bern und Zürich.

Minusgeschäft

Allerdings ist der Betrieb defizitär. Publibike schreibt seit dem Start im Jahr 2011 tiefrote Zahlen. Alleine 2017 machte Postauto mit dem Veloverleihsystem rund fünf Millionen Franken rückwärts. Das zeigte ein Bericht der eidgenössischen Finanzkontrolle im Rahmen des Postauto-Skandals 2019. Insgesamt belaufen sich die Verluste auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

«Die Verträge mit Bern und Zürich haben uns finanziell belastet. Da haben wir das Geschäftsmodell falsch eingeschätzt.»

Christian Plüss, Chef der Mobilitätssparte der Post

Der Verwaltungsrat der Post hat darum bereits vor zwei Jahren entschieden, dass Publibike gezielt Partnerschaften suchen muss, um den Verleihbetrieb aufrechtzuerhalten. Dieses Vorhaben wurde jetzt von Christian Plüss, Chef der Mobilitätssparte der Post, bestätigt. In den Städten Bern und Zürich, wo der Veloverleih seine grössten Netze betreibt, sei ein Betrieb ohne zusätzliche Gelder nach 2023 nicht mehr möglich. Die Post sei an einem Punkt, an dem sie keine grossen Investitionen in Publibike ohne Partner mehr tätigen wolle, sagte Plüss der «Luzerner Zeitung». Und weiter: «Die Verträge mit Bern und Zürich haben uns finanziell belastet. Da haben wir das Geschäftsmodell falsch eingeschätzt.»

Verschätzt

Publibike betreibt die Bikesharing-Netze in den zwei Städten auf eigene Kosten und eigenes Risiko. Bern und Zürich bezahlen für das Bikesharingangebot nichts. Sie stellen der Postautotochter lediglich Platz auf öffentlichem Grund für die Stationen zu Verfügung. Publibike muss die Investitionen über die Vermietung der Velos, Abogebühren durch Sponsoring und Partnerschaften decken. Wie sich zeigt, gelang das bislang nicht.

Publibike will darum mit Bern und Zürich neue Verträge abschliessen. Zu den bisherigen Konditionen könne der Betrieb nach 2023 nicht weitergeführt werden, sagt Plüss.

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