Der pädagogisch wertvolle Velohelm

Dr. V. Love über Sinn und Unsinn einer Velohelmpflicht.

Dr. V. Love, Velosoph (dr.v.love@velojournal.ch)
VLove, 20.07.2011

Der Ständerat hat kürzlich ein Helmobligatorium für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre beschlossen – gegen die Empfehlung seiner vorbereitenden Kommission. Wenn nun der Nationalrat in die gleiche Richtung geht, werde ich in Zukunft als Mutter vor folgendem Dilemma stehen: Unsere Söhne sind 12 und 16. Wenn wir einen Veloausflug machen, muss ich den Jüngeren zwingen, den Helm anzuziehen, dem Älteren hingegen kann ich das nur raten. Wie soll ich das durchsetzen?

Hanni B. aus Escholzmatt

Sehr geehrte Frau Bichlauer

Sehen Sie Ihr Problem doch einfach von der positiven Seite: Der Ständerat hat Ihnen endlich einmal ein griffiges Instrument zur Erziehung Ihres Nachwuchses in die Hand gegeben. Wenn die Jugendlichen sich schon dauernd an Bahnhöfen und an Botellons herumtreiben, so können Sie jetzt wenigstens bei der Familien-Velotour auf den Tisch klopfen und sagen: «Helm auf!»

Nun befürchtet Pro Velo, dass das Helmobligatorium dazu führt, dass Jugendliche weniger Rad fahren. Dazu sage ich: Umso besser! Denn wo fahren diese Jugendlichen hin? Zu Bahnhöfen und zu Botellons. Wenn die Eltern die Jugendlichen von nun an mit dem Auto zu anständigen Anlässen bringen und zeitig auch wieder abholen, dann bieten diese Fahrten einen willkommenen Anlass für gute Gespräche.

Darüber hinaus sollten wir nicht vergessen, dass das Helmobligatorium auch einen fundamentalen Beitrag zur Sicherheit der Velofahrenden leistet, denn am sichersten sind jene Velofahrende, die gar nicht erst aufs Velo steigen. So gesehen leuchtet ein, dass die Politik ein Obligatorium für jene Altersgruppe einführt, die heute nicht nur die höchste Helmtragquote, sondern verglichen mit anderen Altersgruppen auch die geringste Zahl an Unfällen hat. Ihr Dilemma lösen Sie am besten so: Statt eine Velotour zu unternehmen, bleiben Sie diesen Sommer mit Ihren Kindern doch einfach mal zu Hause. Das ist nicht nur billiger, sondern auch sicherer!

Ihre Fragen an dr.v.love@velojournal.ch