Velowerkstätten auf dem Prüfstand

Zusammen mit Velojournal hat das Konsumentenmagazin Kassensturz die Velowerkstätten von Fachhändlern, Filialisten sowie Sport- und Baumärkten unter die Lupe genommen. Das Fazit: Eine Qualitätsgarantie gibt es nicht.

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Laurens van Rooijen
23.04.2020

Im Frühling bringen viele Personen ihre Velos für den Service in die Werkstatt. Diese Tatsache nahm das Konsumentenmagazin Kassensturz zum Anlass, zusammen mit Velojournal die Arbeit verschiedener Werkstätten unter die Lupe zu nehmen.

Die Versuchsanlage imitierte dabei die Realität: Verschiedene E-Bikes mit Mittelmotoren wurden mit sechs Mängeln versehen, wie sie im Alltag und als Folge regelmässiger Nutzung oft auftreten. Kompetenten, gewissenhaft arbeitende Velomechanikern müssten diese Probleme während eines Service eigentlich auffallen.

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In der Sendung von dieser Woche fühlt der Kassensturz zusammen mit dem Velojournal den Werkstätten von Velofachhändlern, Filialisten sowie Sport- und Baumärkten auf den Zahn.

Sechs Mängel galt es, zu finden

Konkret rollten die E-Bikes mit den folgenden Mängeln in die Werkstätten: Eine Acht im Hinterrad, eine abgenutzte und gelängte Kette, ein loser Steuersatz, unterschiedlicher Reifendruck an Vorder- und Hinterrad, eine gelöste Befestigungsschraube des Radsensors des Hilfsantriebs und ein zu hoch zielender Frontscheinwerfer.

Geprüft wurde die Arbeit von Fachhändlern, aber auch von Filialisten wie M-Way, Veloplus, Stromvelo und Ochsner Sport sowie Sport- und Baumärkten wie Décathlon, SportXX und Jumbo.

Martin PlatterFür die fachgerechte Mängelpräparation holte sich Kassensturz externe Expertise ins Haus – in der Person von Velosuisse-Verbandssekretär und Velomechaniker-Meister Martin Platter.

Ernüchterndes Fazit

Eine erste Feststellung betrifft die grosse Preisspanne. Diese reicht von 30 bis 145 Franken für den Service – mit zwei Geschäften, die nicht nur die Kette, sondern auch Ritzel und Kettenblätter austauschen wollten.

Drei getestete Werkstätten erkannten nur einen von sechs Fehlern. Dass ausser Decathlon und Jumbo auch ein Luzerner Fachhändler zu den schwarzen Schafen gehörte, gibt zu denken.

Auch die Tatsache, dass die besten Werkstätten (konkret: Ochsner Sport, Ski+Velo Center Bern und M-Way Westside) nur vier von sechs Mängeln im Zuge des Service behoben haben, ist kein Ruhmesblatt fürs Handwerk.

VSF All Ride ZertifizierungDie «All-Ride»-Zertifizierung, in Deutschland vom Verbund Service Fahrrad VSF ins Leben gerufen, wird nun vom Verband 2rad Schweiz auch hierzulande als Mittel der Qualitätssicherung angepriesen.

Fehler vermeiden

Welche Lehren sind aus diesem ernüchternden Befund zu ziehen? Velosuisse-Verbandssekretär und Velomechaniker-Meister Martin Platter meint dazu: «Ein systematisches Vorgehen ist wichtig, um Fehler zu erkennen und Folgeschäden zu vermeiden. Dabei kann eine Checkliste sicher hilfreich sein. Zudem ist eine Qualitätskontrolle vor der Rückgabe von Kundenvelos dringend zum Standard zu machen.»

2rad Schweiz betont in einer Stellungnahme zum Kassensturz-Test die Wichtigkeit der Kompetenz in der Werkstatt und verweist dafür auf das Label «Exzellente Werkstatt» mit der dazu gehörenden Schulung und regelmässigen Audits des Betriebs.

 

Fotos: ZVG