Hersteller reagieren auf E-Bike Test

Die Stiftung Warentest hat in ihrem jüngsten Test verschiedene E-Bikes als mangelhaft bewertet. Jetzt reagieren Flyer, Kalkhoff und Kettler auf die unvorteilhaften Testergebnisse.

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Laurens van Rooijen
09.06.2020

In der Juni-Ausgabe publizierte die Stiftung Warentest einen Vergleich von zwölf komfortablen E-Bikes mit Tiefeinsteiger-Rahmen. Bei diesem Test mussten drei Markenhersteller, deren Velos auch in der Schweiz erhältlich sind, empfindliche Abwertungen in der Gesamtnote hinnehmen.

Beim Modell «Gotour 6 5.10 Comfort» von Flyer trat im Dauerbelastungstest mit 150 kg Last im Labor ein Anriss an einer Schweissnaht am Rahmen auf, was zu einer Abwertung auf «ausreichend» führte.

Bei den getesteten E-Bikes von Kalkhoff und Kettler ortete Stiftung Warentest gar sicherheitsrelevante Mängel bei der Elektronik und Brandgefahr.

 

Flyer GotourBeim «Gotour 6 5.10 Comfort» von Flyer traten laut Stiftung Warentest beim Dauerbelastungstest im Labor Haarrisse an einer Schweissnaht auf.

Flyer verweist auf strikte Qualitätskontrolle

Angesichts der Reichweite von Stiftung Warentest ist es nicht weiter überraschend, dass sich die betroffenen Hersteller nun zum Test äussern.

Flyer kann die Kritik der Stiftung Warentest nicht nachvollziehen. Wie alle Flyer-Rahmen sei der beanstandete Rahmen, bevor dieser in den Verkauf ging, umfassend und kompromisslos getestet worden. Das Verfahren der Qualitätssicherung schliesse detaillierte interne und externe Tests inklusive Dauerbelastung aller verbauten Rahmen ein, heisst es bei Flyer.

«Wir weisen insbesondere auf das umfassende Testverfahren hin, das der betroffene Rahmen bei einem renommierten, unabhängigen Testinstitut durchlaufen hat. Dort wurde der Rahmen nicht nur auf die weltweit anerkannte Pedelec-Norm EN 15194 überprüft, sondern in umfassenden Dauertests weit über die Norm hinaus getestet.»

Montage bei SunriseFlyer verteidigt im Statement zum StiWa-Test die Arbeit des Rahmenbau-Partners in Fernost.

Der Rahmen habe diese hohen, über die vorgeschriebene gesetzliche Norm hinausgehenden Prüfungen bestanden und die Freigabe für ein Gesamtgewicht bis 149 kg erhalten. Sofern man das Gesamtgewicht nicht überschreite und regelmässige Wartungen professionell durchführen lasse, sei der Rahmen für 40'000 Kilometer sicher.

Das getestete Modell sei seit mehr als zwei Jahren im Verkauf und es seien derzeit mehr als 10’000 dieses Elektrovelos im Markt, so Flyer wetier. «Es ist uns kein Fall bekannt, bei dem sich ein Riss am Rahmen ergeben hat, wie er beim Test der Stiftung Warentest entstanden ist. Wir halten das Testergebnis für nicht ausreichend begründet und können es in keiner Weise nachvollziehen. Für die Sicherheit unserer Rahmen stehen wir voll und ganz ein.»

Kettler Paramount 10GKettler betont, dass in der Praxis keine Probleme mit dem Steckergehäuse des integrierten Akkus am «Paramount 10G» (einem 2019er-Modell) bekannt sind.

Kettler kann Befund nicht nachvollziehen

Die Kettler Alu Rad GmbH ist mit dem Testresultat alles andere als glücklich und lässt über einen Pressesprecher ausrichten: «Mit mehr als 40 Jahren Bike-Know-how ‹Made in Germany› halten wir seit jeher nicht nur die gesetzlichen Vorschriften ein, sondern testen unsere Fahrräder und E-Bikes weit über die – aus unserer Sicht – teilweise nicht mehr zeitgerechten Normen. Selbstverständlich hat auch das ‹Paramount 10G› diese Tests erfüllt. Dementsprechend sind uns seit dem Verkaufsstart im Jahr 2017 keinerlei Probleme mit dem Steckergehäuse des Akkus bekannt, wie sie die Stiftung Warentest beschreibt.»

Kalkhoff E-BikeAuch Kalkhoff kann die von der Stiftung Warentest attestierte Brandgefahr nicht nachvollziehen.

Kalkhoff hält Kritik für unbegründet

Auch Kalkhoff wehrt sich gegen den Befund der Stiftung Warentest wegen mangelndem Brandschutz: «Unter den getesteten Modellen befindet sich das Kalkhoff ‹Endeavour 5.S Move› mit Shimano-Motor. Beanstandet wird von der Stiftung Warentest vor allem, dass das Steckergehäuse des Ladegeräts einen Standardtest zur Brandsicherheit nicht besteht. Kalkhoff hält die Kritik für unbegründet. Das getestete E-Bike entspricht den gesetzlichen Vorschriften – und ist sicher. Alle verwendeten Materialien sind geprüft und haben sich im Markt bewährt. Bis heute sind uns weder Reklamationen von Kunden noch Rückläufer wegen durchgeschmorter Stecker bekannt.»

Fotos: Laurens van Rooijen, ZVG