Dass der österreichische Sport- und Velofachhandel etwas anders tickt, zeigt sich nicht nur an der starken Rolle von Filialisten wie Intersport. Auch die nun vom Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) und der Branchenvereinigung ARGE Fahrrad veröffentlichten Marktzahlen zum Jahr 2019 zeigen einige Abweichungen von den Grosstrends in Deutschland und der Schweiz. So nahm etwa die Gesamtzahl der im Sport- und Velofachhandel verkauften Velos im Verglich zum Vorjahr um 4 Prozent auf 439'000 Stück ab. Dieser Wert liegt aber noch immer über dem Schnitt in den 2010er-Jahren.

Während die Gesamtzahl der verkauften Velos in Österreich nach einem starken Jahr 2018
leicht abnahm, legte der Verkauf von E-Bikes für Strasse wie Gelände weiter markant zu.
Quelle: VSSÖ / ARGE Fahrrad, Darstellung: cyclinfo.ch
Mehr E-Bikes, weniger konventionelle Velos
Entgegen dem Trend des Gesamtmarkts konnte die Anzahl verkaufter E-Bikes im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 6 Prozent auf 170'942 Stück gesteigert werden, was einem Marktanteil von 39 Prozent entspricht - mehr als in der Schweiz und in Deutschland. Mit 91'768 Stück wurden etwas mehr E-Bikes mit Alltagsausstattung als E-Mountainbikes verkauft. Deren Absatz stieg rasant um 23 Prozent auf 77'432 Stück. Dafür nahm der Verkauf von Velos für Erwachsene ohne Hilfsantrieb im gleichen Zeitraum um 18 Prozent auf 196'224 Stück ab. Diese Art der «Kannibalisierung» der Abverkäufe nichtmotorisierter Velos durch E-Bikes ist so auch aus der Schweiz vertraut.

Ein typisches Muster: Wenn der Marktanteil von E-Bikes zunimmt, lässt dies den
durchschnittlichen Verkaufspreis über alle Velos hinweg deutlich ansteigen.
Quelle: VSSÖ / ARGE Fahrrad, Darstellung: cyclinfo.ch
Durchschnittspreise und Umsatz steigen markant
Trotz leicht sinkender Stückzahlen konnten die Velohändler ihren Umsatz um satte 20 Prozent auf EUR 700 Millionen (CHF 742.35 Millionen) steigern. Damit wuchs der Anteil vom Velohandel am Gesamtumsatz von Österreichs Sportartikelbranche erstmals auf über ein Viertel an. Treibende Kraft hinter diesem Umsatzwachstum sind E-Bikes: Der Durchschnittspreis der verkauften E-Bikes betrug dabei laut VSSÖ und ARGE Fahrrad beachtliche EUR 2809.- (CHF 2978.90.-), vier Prozent mehr als im Vorjahr. Dies und eine deutlich erhöhte Nachfrage nach hochwertigen Kinder- und Jugendvelos im Fachhandel liess den Durchschnittswert aller verkauften Velos in Österreich um 25 Prozent auf EUR 1585.- (CHF 1680.85.-) steigen - eine Zunahme um über 300 Euro!
Der detaillierte Blick auf die Entwicklung verschiedener Velokategorien offenbart, dass
auch boomende Segmente wie E-Mountainbikes Schwankungen unterliegen.
Quelle: VSSÖ / ARGE Fahrrad
Ein Ausblick mit Sorge wegen Corona
Trotz all dieser positiven Zahlen blicken VSSÖ und ARGE Fahrrad mit grosser Sorge in die Nahe Zukunft: Die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise sei stark schädigend und stelle die Verkehrswende in Frage. So rechnet der VSSÖ im Sommer mit Umsatzeinbussen in der Höhe von 50 Prozent und im Winter noch immer mit Einbussen von 30 Prozent. Als Lichtblicke nennt der Bericht die anhaltende Popularität von E-Bikes, für die Unternehmen seit diesem Jahr auch einen Vorsteuerabzug geltend machen können, wenn es als Dienstrad genutzt wird. Zudem werde die neue geschaffene Berufslehre als Sportgerätefachkraft, welche kaufmännische und handwerkliche Aspekte vereint, die Kompetenz des Fachhandels in Verkauf und Werkstatt weiter stärken.







