Sram stellt Rennrad-Konventionen in Frage

Die Premiere der elektronischen «Eagle AXS»-Schaltungen fürs Mountainbike stellte vergangene Woche fast die Neuerungen in den Schatten, die Sram der zweiten Generation der elektronischen Rennrad-Topgruppe «Red eTap» mit auf den Weg gibt. Insbesondere bei den Grössen der Kettenblätter und Ritzel rüttelt Sram mächtig an scheinbar in Stein gemeisselte Regeln.

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Produkte, 13.02.2019

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Mit der «Red eTap» brachte Sram 2016 nicht einfach eine weitere elektronische Schaltung fürs Rennrad auf den Markt. Anders als Shimano beim Di2-System und Campagnolo beim EPS-System verzichtete der amerikanisch-taiwanesische Komponentenhersteller von Anfang an ganz bewusst auf Kabel und setzte stattdessen auf die Übertragung der Schaltbefehle per Funksignal. Mangels Kabel kam Sram nicht darum herum, Schaltwerk und Umwerfer mit je einem Akku zu bestücken und Knopfzellen-Batterien in die Schalt- und Bremshebel zu integrieren. Dafür entfällt bei der Montage des Systems das gerade beim im Rahmeninnern verlaufenden Kabeln oft mühselige Verlegen der Kabel.

Saubere Sache: Bei den AXS-Varianten der neuen «Red eTap»-Kurbeln
hat Sram die Leistungsmessung in die Kettenblätter integriert.
An diesem Grundkonzept ändert sich bei der zweiten Generation der elektronischen Schaltung fürs Rennrad, die sich «Red eTap AXS» nennt, herzlich wenig. Die offensichtlichste Neuerungen sind von der Funktion her das zwölfte Ritzel auf der Kassette und von der Optik her die Kurbelgarnitur mit den auffälligen Kettenblättern. Während die Zweifach-Variante genauso wie die Powerdome-Kassetten aus einem Stück Aluminium gefräst werden, bietet Sram auch eine flächige Variante mit nur einem Kranz für Triathlon- und Zeitfahr-Maschinen sowie eine «X-Sync»-Variante mit abwechslungsweise breiten und schmalen Zähnen für Cyclocross- und Gravel-Modelle.

Vorne kleiner, hinten weiter streuend: Mit der «X-Range»-Technologie
stellt Sram scheinbar sakrosankte Konventionen am Rennrad in Frage. Bei den «Red AXS»-Varianten der Kurbeln ist die hauseigene D-Zero-Leistungsmessung der Sram-Tochterfirma Quarq bereits ab Werk in die Kettenblätter integriert. Das sieht sehr aufgeräumt aus und vereinfacht die Montage - hat aber auch den unschönen Nebeneffekt, dass die Elektronik der Leistungsmessung zu einem Verschleissteil wird, das zusammen mit den Kettenblättern ausgetauscht werden muss. Punkto Nachhaltigkeit wäre hier sicher eine elegantere Lösung möglich gewesen. Ausser der Kurbelgarnitur, die mit einem für diverse EInbaumasse erhältlichen DUB-Innenlager kombiniert wird, sticht auch die neue «Flattop»-Kette ins Auge. Für Ritzel mit 12 Gängen ausgelegt, soll dies die schmalste und dennoch stärkste Rennrad-Kette sein, die Sram jemals gefertigt hat.

Die «X-Range÷-Technologie bietet eine nochmals grössere Bandbreite an
Gängen, und dank «Orbit»-Kettenmanagment bleibt die Kette auf Kurs.
Richtig spannend wird es bei einem genauen Blick auf die Grösse der verbauten Kettenblätter, wo Sram mit der «X-Range»-Technologie eigene Wege geht: Weil die neuen «Red»-Kassetten alle mit einem 10-Zahn-Ritzel ausgerüstet sind und sich somit nur auf XDR-Freilaufkörper montieren lassen, kann Sram kleinere Kettenblätter montieren als gewohnt. Zudem sind all diese neuen Kassetten vom kleinsten Ritzel her eng abgestuft. So fallen die Schritte zwischen den Gängen kleiner aus, was einer ökonomischen Fahrweise mit gleichmässiger Trittfrequenz entgegen kommt. Vorne bietet Sram die Kombinationen 50/37, 48/35 und 46/33 an, und hinten hat man die Wahl aus Kassetten mit 10 bis 26, 28 oder gar 33 Zähnen.

Ob mit Felgen- oder Scheibenbremsen: Sram bietet bei der
«Red eTap AXS» beide Varianten zum Verzögern an.
Die 10-33er-Kassette kann ihre Stärken vor allem an Aufbauten mit nur einem Kettenblatt ausspielen, macht aber laut Sram auch für Fahrer Sinn, die oft Alpenpässe unter die Räder nehmen. Generell bieten die 12-Gang-Ritzel in Kombination mit den passenden Kettenblättern eine grössere Bandbreite als heute übliche Standard-Übersetzungen. Eine spannende Neuerung findet sich zudem im Schaltwerk: Für einen ruhigen Lauf auch auf schlechten Strassen setzt Sram auf einen Dämpfer, welcher den Schaltwerkskäfig im Zaum hält. Statt einer mechanischen Dämpfung kommt aber beim «Orbit»-Kettenmanagement eine hydraulische Dämpfung zum Einsatz, die umso stärker ausfällt, je heftiger die Erschütterungen sind.

Die neuen Bremsscheiben bieten dank dem schwarz anodisierten Aluminium-
Träger bessere Hitzeableitung und ein nochmals tieferes Gewicht.
Damit auch die exakt passende Gruppe für alle Vorlieben zur Verfügung steht, bietet Sram die «Red eTap AXS» nicht nur in Varianten mit oder ohne Umwerfer, sondern auch mit Scheiben- oder Felgenbremsen. Während sich an den Felgenbremsen und an den Bremszangen der Scheibenbremsen wenig geändert hat, stechen die neuen, für IS-Aufnahmen wie für Centerlock erhältlichen Bremsscheiben ins Auge: Hier kombiniert Sram einen Centerline-Reibungskörper aus Stahl mit einem Träger aus Aluminium, der das Gewicht senken hilft und zugleich mehr Hitze abzuleiten vermag.

Sram arbeitet bei der Lancierung der «Red eTap EXS» mit einer Reihe
von Velo-Herstellern zusammen - und BMC ist mit von der Partie.
Als letzte Neuerung erhält auch die «Red eTap AXS» die Anbindung ans Smartphone über die AXS-App. Diese erlaubt nicht nur die Kontrolle des exakten Akku-Ladestands, sondern ermöglicht auch vielfältige Individualisierungen der Bedienelemente wie des Schaltverhaltens. Zudem erinnert die App den Fahrer auch an fällige Service-Arbeiten und hilft bei der Erstellung von Wartungsplänen. Aus Sicht des Fachhandels dürfte das der spannendste Aspekt der AXS-Plattform sein. Wer als eine(r) der ersten die neue Rennrad-Topgruppe von Sram fahren will, greift zu einem Top-Modell eines der Sram-Entwicklungspartner - und hat dabei die Wahl aus 3T, BMC, Cérvelo, Orbea und Trek.
www.sram.com
www.amslervelo.com
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