Im Beisein von Kunden, Lieferanten, Freunden und lokalen Politikern eröffnete Riese & Müller am 9. Mai eine neue Fertigungsstätte in Mühletal bei Frankfurt. Mit der neuen Fabrik rüstet sich der deutsche Hersteller für die stark wachsende Nachfrage nach seinen E-Bikes.
mg
Branche,
16.05.2019
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Und die ist beachtlich. Während Riese & Müller seinen Absatz in der Saison 2018 im Vergleich zum Vorjahr um satte 62 Prozent auf 44000 Stück steigern konnte, nahm die Zahl der Mitarbeitenden von 350 auf 450 zu. Kurz nach dem Umzug in die neue Fabrik, beträgt die Produktionskapazität 320 E-Bikes pro Tag. Damit liegt der Ausstoss bereits über dem der alten Fertigungsstätte. Bis Ende Jahr, wenn die Abläufe besser eingespielt sein werden, will Riese & Müller 400 Fahrrädern pro Tag fabrizieren können.
Derzeit sind fünf Produktionshubs in Betrieb, an denen jeweils ein Team von Monteuren Kleinserien von Fahrrädern fertigt, die sich an einem Rondell von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz bewegen. An einem dieser Hubs werden ausschliesslich Cargobikes montiert. Im Endausbau sollen gar acht solcher Hubs in Betrieb und damit eine Produktionsspitze von 700 Räder pro Tag möglich sein.
Die Grundfläche des neuen Gebäudes beträgt 12500 Quadratmeter, wovon 5000 Quadratmeter auf die Produktion und 3600 Quadratmeter auf das Lager entfallen.
Gelebte Ökokultur
Mit der neuen Fabrik bekennt sich Riese & Müller nicht nur zum Produktionsstandort Deutschland, sondern auch zu einer umweltverträglichen Fertigung: So erzeugt eine Photovoltaik-Anlage 70 Prozent des Energiebedarfs und über das gesamte Gebäude verteilte Wasserspender versorgen die Mitarbeitenden mit aufbereitetem Leitungswasser. Und während die Verpflegung im hauseigenen Kaffee dem Bio- oder Demeter-Standard entspricht, kommt die Milch direkt vom Bauernhof nebenan. Die ökologische Gesinnung des Unternehmens spiegelt sich aber auch bei der Belegschaft wider. Legt doch mehr als die Hälfte davon ihren Arbeitsweg mit dem Velo oder dem E-Bike zurück – Geschäftsleitung inklusive. So stehen auf dem Firmenparkplatz anstatt Prestigeautos auffallend viele Cargobikes aus eigener Produktion.
E-Cargobikes gehören zu den Schwerpunkten in Riese & Müllers Produktportfolio. So ist einer der acht Produktionshubs ausschliesslich der Fertigung dieses wachstumsstarken Segments vorbehalten.
In 26 Jahren von zwei auf 450
Dazu passt, dass am Anfang der Unternehmengeschichte eine Velotour steht: Vor mehr als einem Vierteljahrhundert lernten sich Markus Riese und Heiko Müller während des Maschinenbaustudiums kennen und beschlossen auf einer abenteuerlichen Radreise, nach ihrem Abschluss nicht in der Autoindustrie etwa bei Porsche oder Bosch Karriere machen zu wollen, sondern Velos zu entwickeln und zu fertigen. Ihr erstes Erzeugnis, ein vollgefedertes Faltrad, das sie mit einer von den Eltern finanzierten Aluminiumschweissanlage zusammenbrutzelten, ertüftelten Riese und Müller in einer Garage. 26 Jahre später ist die Firma von zwei auf 450 Mitarbeiter angewachsen.
Seit 2013 gehört die Diplom-Kauffrau Sandra Wolf (Mitte) zur Geschäftsleitung des von Heiko Müller (links) und Markus Riese gegründeten Unternehmens.
Dazwischen liegen viele innovative Fahrradkonzeptionen, die ihrer Zeit teilweise weit voraus waren, aber auch mutige Entscheide, wie etwa jener von 2012, nur noch Elektrovelos sowie das Faltrad Birdy anzubieten. Zur Erfolgsgeschichte von Riese & Müller gehört auch, dass die beiden Firmengründer stets Freunde geblieben sind. Für Markus Riese liegen die Gründe dafür in der klaren Aufgabenteilung – er konstruiert, Heiko Müller rechnet –, dem gegenseitigen Respekt und dem Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen.
www.r-m.de