M-Way als Sprungbrett für weitere Expansion

Vor einer Woche sorgte der Verkauf der E-Bike-Ladenkette M-Way für Schlagzeilen. Wer steht hinter der Swiss E-Mobility Group AG als der neuen Besitzerin, welche Ziele verfolgt diese und wie passen die 28 Verkaufspunkte von M-Way in diese Pläne?

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04.10.2019

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Durch den Markteintritt von Discountern wie Lidl und Aldi und die Konkurrenz von Online-Shops sieht sich die Migros verschärfter Konkurrenz ausgesetzt. Darauf reagiert der orange Riese mit einer Fokussierung aufs Kerngeschäft, also auf Lebensmittel und Konsumgüter des täglichen Bedarfs. Dazu kommen Investitionen in den Online-Handel. Für verschiedene Tochterunternehmen im Non-Food Bereich wurden dagegen neue Eigentümer gesucht. Ausser auf Globus, Interio und Depot trifft dies auch auf M-Way zu. Diese auf E-Mobilität fokussierte Ladenkette wuchs innerhalb von zehn Jahren auf 28 Verkaufspunkte an, sah sich innerhalb des Migros-Verbundes zuletzt aber der Konkurrenz durch die Bike World-Fachmärkte ausgesetzt. Deren Anzahl wird im kommenden Frühling mindestens um zwei Filialen in Affoltern am Albis und Baden ausgebaut werden.

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Schlüsselakteure von Constellation Capital, Migros Genossenschaftsbund,
Swiss E-Mobility Group und M-Way posieren nach dem Besitzerwechsel.

Den Zuschlag für M-Way erhielt am Ende eines mehrstufigen Bieterverfahrens die im letzten Herbst gegründete Swiss E-Mobility Group AG (SEMG) als operativer Arm der in Freienbach domizilierten Investorengruppe Constellation Capital. Diese Beteiligungsgesellschaft fokussiert sich auf kleine bis mittlere Unternehmen in der DACH-Region (DACH = Deutschland, Österreich und die Schweiz), die profitabel sind und rasch wachsen. Zur SEMG gehören die Colag AG, welche die Rechte an Marken wie Allegro, Cilo, Zenith Bikes, Saxonette Bikes und Simpel besitzt und als Produzent und Grosshändler von E-Bikes auftritt, sowie die zugekaufte, deutsche E- Commerce Handelsfirma Eldisto GmbH, die sich ebenfalls auf E-Bikes konzentriert. An der Spitze der SEMG steht als CEO Gabriele Valsecchi. Dieser kennt M-Way bestens, gehörte er doch bis Ende 2018 als Vertriebsleiter zur Geschäftsleitung der E-Bike-Ladenkette.

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Die SEMG-Tochter Colag setzt stark auf den Direktverkauf übers Internet,
unterhält aber auch vier «Velo Loft»-Filialen in der Region Zürich.

Die Colag AG setzt beim Vertrieb der vier Eigenmarken auf die direkte Belieferung der Endverbraucher – vornehmlich via Onlinekanal – und damit auf die Kontrolle der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei wird eine umfassende Dienstleistung inklusive Heimlieferung von Bestellungen und Testvelos angeboten, wie dies Anbieter wie Zalando bereits im Textilbereich praktizieren. Mit «Velo Loft» verfügt Colag zudem über stationäre Verkaufspunkte für die vier Eigenmarken. Die erste Filiale operiert seit 2017b an der Kalkbreitestrasse in Zürich. Dazu kommen kürzlich eröffnete Geschäfte in Hinwil und Baden und ein Pop-Up-Store beim Jelmoli-Parkhaus im Herzen Zürichs. Weitere Filialen sollen laut Gabriele Valsecchi an frequentierten Standorten, wie in Einkaufszonen und Shoppingcentern folgen, um neue Kindengruppen anzusprechen. Zudem ist ein Relaunch der beiden Marken Cilo und Simpel geplant.

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Ein Blick in die «Velo Loft»-Filiale an der Zürcher Kalkbreitestrasse
zeigt viele Velos und eine einfach gehaltene Ladeneinrichtung.

Mittelfristig ist eine Expansion der «Velo Loft»-Touchpoints nach Deutschland und Österreich angedacht. Der Zukauf von M-Way bringt der SEMG zwei für ihre DACH-Expansionsstrategie wichtige Elemente: Erstens erhält die Gruppe auf einen Schlag 28 Filialen und kann so mit stationären Verkaufspunkten von der Region Zürich aus in die ganze Schweiz expandieren. Und zweitens erweitert sich das Markenportfolio der Gruppe, da M-Way von renommierten Markenherstellern, wie etwa Cresta, Cube, Flyer oder Haibike beliefert wird. Dies eröffnet der SEMG die Möglichkeit, die Eigenmarken wie gehabt über das Internet und einige Touch Points direkt an Endverbraucher zu verkaufen und zugleich mit stationären Verkaufsgeschäften von M-Way ein Einkaufserlebnis auf hohem Niveau zu bieten – bisher keine Kernkompetenz der SEMG. Dazu passt die Aussage von Dr. Philipp Hofstetter, Verwaltungsratspräsident der Swiss E-Mobility Group AG, wonach die SEMG ihre Endkundengeschäft-Strategie ausbauen wolle und die M-Way AG dabei als ideale Ergänzung erachte.

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M-Way bietet ein breites Netz an bestehenden Lieferanten und viel
Know-How in Sachen Warenpräsentation und Einkaufserlebnis.

Dass durch die Akquisition ausser den 28 Filialen und einem Onlineshop auch rund hundert Angestellte unter das Dach der SEMG schlüpfen, stärkt diese im Hinblick auf weitere, mögliche Akquisitionen: Grösse ist ein entscheidender Faktor, um Investoren und deren Kapital anzuziehen und so in Bieterverfahren zum Zug zu kommen. Dazu kommen wie bei jeder Übernahme Synergie-Effekte im Bereich der Administration, der Kommunikation und vom Einkauf von Zubehör. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie ernst es der SEMG mit der Fachhandels-Schiene und der weiteren Entwicklung von M-Way als Ladenkette ist. Referenzen kann die Gruppe in dieser Hinsicht kaum vorweisen – aber entsprechendes Fachwissen hat sie sich nun per Zukauf gesichert.