Als der pandemiebedingte Veloboom im Sommer 2022 jäh endete und die Nachfrage einbrach, konnte die Produktion auf Grund der globalen Lieferkette und der Vorlaufzeiten gar nicht schnell genug gedrosselt werden. In der Folge füllten sich die Lagerhäuser, was viel zu viel Kapital band und zugleich zu einer Erosion der Preise und Margen führte. Grosskonzerne wie die Accell Group, die zuletzt auch der Eurobike fern blieb, stehen mit über EUR 1 Milliarde in der Kreide und haben über 350'000 Velos und E-Bikes auf Lager. Angesichts dieser vertrackten Situation wagen nur wenige Brancheninsider eine Prognose dazu, wann sich die Situation bessern und sich eine gesunde Balance zwischen Angebot und Nachfrage einpendeln wird.

Hohe Lagerbestände sorgten auch im Frühjahr für Sorgenfalten entlang
der globalen Lieferkette. Ein Bild aus DDKs Fabrik im Süden Vietnams.
Einer derjenigen, die eine Prognose wagten, ist Young Liu als Co-CEO der Giant Group. Am Rande der Taipei Cycle Show im März nannte er das dritte Quartal des laufenden Jahres als Zeitpunkt der Trendwende. Ein Blick auf die Quartalszahlen zeigt: Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hat sich der Umsatzrückgang deutlich verlangsamt. Nach den ersten beiden Quartalen liegt der Umsatz mit CHF 1.022 Milliarden zwar noch immer um 12.52 Prozent unter dem Vorjahreswert. Aber nach den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hatte das Minus noch über 20 Prozent betragen, und im Monat April wurde der Umsatz aus dem Vorjahr gar nur um 1.75 Prozent verpasst. Man darf gespannt sein, ob sich der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten fortsetzt.

Ein Lichtblick: Während sich der Rückgang bei den Monatsumsätzen bei der Giant Group
deutlich verlangsamt, konnte Merida Industries den Trend sogar bereits umkehren.
Nochmals etwas erfreulicher sind die Zahlen bei Merida Industries als der Nummer Zwei unter Taiwans Veloproduzenten. Hier hatte der Umsatz nach dem ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent nachgegeben. Drei Monate später liegt man beim Umsatz mit CHF 416 Millionen nur noch um 4.1 Prozent unter der Vorgabe von 2023. Der Grund dafür ist, dass die Umsatzzahlen aus dem Vorjahr von April bis Juni übertroffen werden konnten - im Mai um bescheidene 7.5 Prozent, im April um 24 Prozent und im Juni um satte 48.65 Prozent. Für Zulieferer in Fernost ist dieses Anziehen der Produktion wichtig, weil auch sie so die Kapazität ihrer Fertigung Schritt für Schritt erhöhen und damit Termine einhalten können.
Fotos: zVg, LvR, Diagramm: LvR







