Gut fürs Geschäft

Während Jahrzehnten wurden Städte rund um den Globus dem Autoverkehr angepasst. Das Credo lautete stets: Viele Parkplätze sind gut fürs Gewerbe. Aber: Werden Strassenparkplätze durch einen Veloweg ersetzt, profitieren angrenzende Geschäfte. Zu diesem Schluss kommt eine neue Untersuchung aus Kanada.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Gesellschaft, 16.10.2019

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Zum Einkaufen fährt man schliesslich nur mit dem Auto, so die vorherrschende Meinung vieler Stadtplaner. Entsprechend wird auch heute noch bei jeder geplanten Verkehrsberuhigungsmassnahme und bei jedem Parkplatzabbau die Befürchtung laut, dass dadurch Umsatzeinbussen entstehen.

Falsche These

Diese Annahme sei falsch, sagen verschiedene Studien. Parkplätze abzubauen und Innenstädte mehr auf Velofahrerinnen und Fussgänger auszurichten, ist sogar gut fürs Geschäft. Zu diesem Fazit kommt nun auch eine neue Untersuchung aus Kanada. Wissenschaftler der Universität von Toronto haben dazu einen konkreten Fall ausgewertet.

Die Stadt Toronto strich im Jahr 2016 auf einem knapp 2,5 Kilometer langen Abschnitt der Bloor Street – einer bedeutenden Einkaufsstrasse – 136 Parkplätze. Auf dem frei gewordenen Platz wurde in einem Pilotprojekt ein geschützter Radweg erstellt.

Die Bloor Street in Toronto.
Besitzerinnen und Besitzer von Läden, Restaurants und Bars an der Bloor Street befürchteten, dass ohne Parkplätze ihre Kunden ausbleiben - zu unrecht.

Höhere Kundenfrequenz

Wie die Forscher in ihrer Arbeit aufzeigen, war das Gegenteil der Fall: Im untersuchten Zeitraum kamen mehr Personen als zuvor zum Einkaufen in die Bloor Street und gaben dabei auch mehr Geld aus. Die Besucherfrequenz habe sich insbesondere für Restaurants, Bars und Detailhändler markant erhöht, schreiben die Forscher.

Keine Veränderung gab es hingegen bei Geschäften aus dem Dienstleistungssegment – etwa Wäschereien. Deren Kundenfrequenz brach aber nicht ein, sondern blieb etwa gleich hoch wie vor dem Parkplatzabbau. Die Stadtplaner und Geografinnen der Universität von Toronto kommen zum Schluss, dass Velowege einen neutralen bis positiven Einfluss auf lokale Geschäfte haben.

Einschränkend weisen sie darauf hin, dass im Beobachtungszeitraum auch die Umsätze von Geschäften entlang einer anderen Einkaufsstrasse anstiegen. Zudem sei die Bloor Street bereits vor Eröffnung des Velowegs von vielen Radfahrenden frequentiert gewesen. Aus diesem Grund liessen sich ihre Erkenntnisse nicht einfach eins zu eins auf andere Städte oder Strassenabschnitte übertragen, resümieren die Forscher.

www.tandfonline.com

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