Freihandel mag im Moment das dominierende Modell sein - aber Wettbewerbsverzerrungen, etwa durch Dumping, sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen. Nun hat die Vereinigung der Europäischen Fahrradhersteller EBMA bei der Europäischen Kommission eine Antidumpingklage gegen in China gefertigte E-Bikes eingereicht.
lvr
Branche,
04.10.2017
Lesen ohne Abo.
Zahlen Sie nur, was Sie lesen!
Mit tiun erhalten Sie unbeschränkten Zugriff auf alle Velojournal-Premium-Inhalte. Dabei zahlen Sie nur, solange Sie lesen.
Das Stichwort Antidumping sorgt zwischen China und der EU schon länger für dicke Luft: Die Versuche der Europäischen Fahrradindustrie, aus ihrer Sicht unter wettbewerbsverzerrenden Bedingungen gefertigten Konkurrenz-Produkten mit Strafzöllen belegen zu lassen, reicht bis in die frühen 90er Jahre zurück. Aktuell werden Velos aus chinesischer Produktion mit einem happigen Strafzoll von 48.5 Prozent belegt. Diese Regelung gilt offiziell nur bis Juni 2018. Weil die Vereinigung der Europäischen Fahrrad-Hersteller EBMA bereits angekündigt hat, eine Verlängerung der Strafzölle um weitere fünf Jahre zu beantragen, wird es zu einer Untersuchung seitens der EU kommen, die rund neun Monate dauert und aufschiebende Wirkung hat. Somit werden die aktuell geltenden Strafzolle für in China produzierte Velos sicher nicht vor März 2019 fallen.
Während die Rahmen der meisten E-Bikes in Fernost gefertigt werden, erfolgt die Montage oft im EU-Raum - wie hier bei der Winora Group in Schweinfurt.
Von diesen Antidumping-Strafzöllen waren in China gefertigte E-Bikes bisher ausgenommen - diese wurden gar bloss mit einem reduzierten Einfuhrzoll von 6 Prozent belastet. Mit Verweis auf die zuletzt stark angestiegenen E-Bike-Importe aus China hat die EBMA nun eine Antidumping-Klage gegen E-Bikes aus China bei der EU eingereicht. Schon 2016 seien über 430’000 E-Bikes aus China in die EU importiert worden, was eine Zunahme von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeute. 2017 sei das Importvolumen des Vorjahres bereits nach sieben Monaten erreicht worden. Laut EBMA werden in China jährlich 51 Millionen E-Bikes gefertigt. Der Inland-Bedarf betrage aber nur 28 Millionen, also drohe Europa eine Welle billiger E-Bikes aus China - zumal der Fünfjahresplan der Kommunistischen Partei Chinas eine starke Steigerung der E-Bike-Exporte bis zum Jahr 2020 vorsehe.
Noch sind viele der in China produzierten E-Bikes in Europa kaum verkäuflich - aber das dürfte sich schon sehr bald ändern.
Angesichts dieser Stückzahlen sieht die EBMA die E-Bike-Produktion in Europa akut gefährdet. Diese sorge aktuell für rund 90’000 Arbeitsplätze und produziere rund 1 Million E-Bikes im Jahr. Um diese zu schützen, verlangt die EBMA nun mit ihrer Klage von der EU die Einleitung eines Antidumping-Verfahrens gegen die Volksrepublik China. Dazu gehört auch die sofortige Registrierung von Importen, um eventuelle Nachbelastungen von bereits eingeführten Gütern vornehmen zu können. Da E-Bikes für die Zukunft einer smarten, ökologischen E-Mobilität in Europa eine zentrale Rolle spielten, ist man seitens der EBMA zuversichtlich, dass die EU der Klage stattgeben und E-Bikes aus chinesischer Fertigung mit Strafzöllen belegen werde.