Auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist, bekommt die hiesige Velobranche die Folgen der Entscheidungen der EU-Kommission zu spüren - zumal wenn es um globale Handelsfragen geht. Schliesslich gelangen nur wenige Velos direkt aus China in die Schweiz. Und sind somit nicht von den Antidumping-Strafzöllen betroffen, die von der EU-Kommission Mitte Januar definitiv eingeführt wurden. Wie nun von der englischsprachigen Branchenpublikation bike-eu.com (Link zum Artikel) publizierte Importzahlen von Eurostat zeigen, hat die Industrie auf die Einführung dieser Zölle mit einer markanten Verlagerung der Fertigung und Assemblage reagiert: Ausser Taiwan und Vietnam profitieren auch verschiedene Länder in Südostasien und Europa davon, dass China wegen den Zöllen als Produktionsstandort deutlich an Attraktivität verloren hat.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Antidumping-Strafzölle der
EU haben die E-Bike-Exporte Chinas nach Europa einbrechen lassen.
Wie stark die globalen Zuliefer- und Produktionsketten reagiert haben, zeigen die E-Bike-Exporte Chinas in die EU: Diese brachen um 91 Prozent oder über 557’300 Einheiten ein. Dagegen legte Taiwan um glatte 100 Prozent zu und lieferte 98’300 E-Bikes mehr als im Vorjahr in die EU. Auch Vietnam konnte seine Ausfuhren in die EU um 12.75 Prozent steigern. Auf tieferem Niveau konnte auch die Schweiz um 21 Prozent zulegen - wohl vor allem dank Flyer und Stromer. Mit Malaysia, Thailand, Kambodscha und Indonesien finden sich neu weitere Südostasiatische Staaten in den Top10 der E-Bike-Exporteure in die EU. Eine Folge des drastischen Einbruchs von Chinas E-Bike-Exporten ist, dass der Durchschnittswert von in die EU importierten E-Bikes innert Jahresfrist um über 63 Prozent gestiegen ist.

Vom starken Rückgang der E-Bike-Exporte Chinas profitieren auch diverse
Assemblage-Werke in Europa - im Bild die Sachsenring Bike Manufaktur.
Einen Teil der um 46.45 Prozent geschrumpften E-Bike-Importe kompensiert die Branche über Assemblage-Werke in osteuropäischen EU-Staaten, die nicht in der Eurostat-Importstatistik erscheinen. Dennoch drohen kurzfristig Lieferengpässe, da fast 400’000 E-Bikes weniger als noch vor einem Jahr in die EU importiert wurden. Die Industrie hält mit einer Reihe von jüngeren Investments dagegen: So hat Giant Manufacturing EUR 55 Millionen in eine E-Bike-Fertigung im ungarischen Gyöngyös investiert, und Erzrivale Merida wird ein bestehendes Assemblage-Werk von Merida Centurion Germany in Hildburghausen, Thüringen in den kommenden Jahren markant ausbauen und dafür USD 18 Millionen investieren. Auch die Errichtung des ersten Assemblage-Werks von Bafang Electric ausserhalb Chinas in Polen dient dazu, die Versorgung von Veloherstellern in der Region mit Antriebssystemen zu verbessern.







