Während stationäre Velogeschäfte in der Schweiz immerhin noch ihre Werkstätten in Betrieb halten und die Bevölkerung das Velo im Alltag nutzen können, sind in anderen Ländern Europas deutlich strengere Regeln in Kraft - bis hin zu einer weit gehenden Ausgangssperre. Dies schränkt die Möglichkeit, Velos zu nutzen oder zu verkaufen, ausgerechnet während der wichtigsten Wochen des Jahres ein. Dazu kommt die Verunsicherung in bedeutenden Bevölkerungsschichten, wie sich der Arbeitsplatz und die kommende Lohnzahlung unter diesen Bedingungen noch ist. Das Velo ist sowohl Fortbewegungsmittel wie Sportgerät - und damit von der Konsumentenstimmung abhängig.
Als Europäische Herstellervereinigung wollte Cycling Industries Europe (CIE) die Effekte der Coronavirus-Pandemie genauer beziffern können und hat darum eine Umfrage unter den Mitgliedern durchgeführt. Die Auswertung zeigt, dass sich die Velobranche der allgemeinen Krisenstimmung nicht entziehen kann: Im Vergleich mit den Zahlen vom März 2019 registrierten 72 Prozent der antwortenden Unternehmen einen Rückgang beim Umsatz - und in Extremfällen gar einen Komplettausfall. Etwas überraschend meldeten 15 Prozent einen Zuwachs. Dieser dürfte auf einmalige Effekte zurück zu führen sein, wenn sich Kunden noch vor einer Schliessung der Ladenlokale auf Vorrat eindeckten.

Die Umsätze sind aber nicht die einzigen Krisenindikatoren: 70 Prozent der antwortenden Hersteller berichten von Problemen bei der Zulieferkette, abnehmenden B2B-Verkäufen und aufgeschobenen Investitionen. 38 Prozent der antwortenden Firmen waren zudem mit Personalmangel in Folge der Isolationsmassnahmen konfrontiert. Apropos Personal: Bei 41 Prozent der Antwortenden kam es bereits zu Entlassungen - im Schnitt sank die Belegschaft um 35 Prozent, aber bei 13 Prozent der Firmen wurde die Belegschaft gar um über 80 Prozent reduziert. Am härtesten sind Mobilitysharing-Anbieter von der aktuellen Krise betroffen.
Ausser Entlassungen gibt es weitere Methoden, mit denen Unternehmen ihre Kosten auf die Schnelle zu reduzieren suchen. So haben 82 Prozent der antwortenden Unternehmen ihre Ausgaben fürs Marketing reduziert, und das im Schnitt um 30 Prozent - Fachmedien bekommen dies in Form fehlender Inserate schmerzhaft zu spüren. 69 Prozent der an der CIE-Umfrage Teil nehmenden Firmen haben den Sparstift auch im Bereich der Produktentwicklung und der Forschung angesetzt - und die Ausgaben im Schnitt um 34 Prozent gesenkt. Die Folgen dieser Sparmassnahmen werden wohl noch weit länger zu spüren sein als die eigentlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie.







