Fürs kommende Wochenende wird prächtiges Frühlingswetter erwartet. Und um Ostern erwirtschaftet der Velofachhandel jeweils besonders grosse Umsätze. Doch dieses Jahr müssen die Verkaufslokale wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Da die Werkstatt offen bleiben darf, bietet sich dennoch die Möglichkeit zur Auslieferung neuer Velos oder von Teilen und Zubehör. Vorausgesetzt, dass das Verkaufsgespräch ohne physische Nähe abgewickelt wird - also per Telephon oder E-Mail. Im Vorteil ist nun, wer als Fachgeschäft in eine Website investiert hat. Und das nicht nur in Sachen Warenpräsentation: Wer über ein elektronisches Warenwirtschaftssystem (ERP) verfügt, kann in Echtzeit Auskünfte über die Verfügbarkeit und eventuelle Lieferzeiten bieten.

Seit Ende 2016 liefert Veloplus auch Velos bis vor die Tür. Das können und dürfen Fachhändler
genauso, auch wenn sie dabei etwas mehr Distanz einhalten sollten als auf dem Bild.
Im Vorteil ist Velo Plus mit der Kombination von stationären Ladenlokalen, Online-Shop und Hausliefer-Service für Zubehör und Teile, aber auch für komplette Velos. Weil das längst nicht für alle Fachhändler zutrifft, sind die Lieferanten aktiv geworden. Und sie haben sich einiges einfallen lassen, um dem Fachhandel auch unter erschwerten Bedingungen den Verkauf von ganzen Velos wie von Zubehör zu ermöglichen. So viel vorweg: Trotz der Umstellung auf Home Office sind die meisten Vertriebsakteure und Aussendienst-Mitarbeiter während der Bürozeiten wie gewohnt für die Händler da. Ein Problem, das sich bei der Auslieferung von Waren abzeichnet, ist die Überlastung der Paketpost durch die vielen Online-Bestellungen. Dies kann unter Umständen zu etwas längeren Lieferzeiten führen.

Vorbildlich: Intercycle informiert über Socialmedia-Kanäle aktiv über die zusätzlichen
Dienstleistungen und ruft zur Unterstützung der lokalen Fachhändler auf.
Intercycle bietet dem Fachhandel mit Click & Collect (Bestellung im Intercycle-Onlineshop, Auslieferung über den Fachhandel) und Drop Shipping (Bestellung im Intercycle-Onlineshop, Auslieferung an den Endverbraucher) schon länger zwei Modelle, die dem veränderten Konsumverhalten Rechnung tragen und dem Fachhändler dennoch die gewohnte Marge sichern. Als Reaktion auf die Schliessung der Ladenlokale hat Intercycle nun die Mindestbestellwert für portofreie Lieferungen auf CHF 50.- gesenkt. Um dieses Angebot breit zu streuen, stellt die Surseer Vertriebsgrösse den Handelspartnern Bild- und Textmaterial für Socialmedia-Kanäle zur Verfügung und kommuniziert es auch aktiv über die eigenen Kanäle.
Fuchs-Movesa bietet den Fachhändlern konkrete Hilfe an, wie der Verkauf über
die Online-Schiene angegangen und intensiviert werden kann.
Auch Fuchs-Movesa profitiert davon, dass man in den vergangenen Jahren in die Logistik investiert hat: Im B2FuMo-Onlineshop ist ein «Endkundenwarenkorb» integriert. Dieser erlaubt die Lieferung des ganzen Sortiments direkt an Endverbraucher, während die Rechnungsstellung über den Händler läuft - und dieser so auch seine Marge auf sicher hat. Dabei übernimmt Fuchs-Movesa in der Krisensituation die Portokosten in Höhe von CHF 8.-, während die Handlings- und Verpackungsgebühr in Höhe von CHF 4.- vom Händler respektive Endverbraucher zu zahlen sind. Als weitere Hilfeleistung stellt der Vertriebsakteur Bild- und Textmaterial für Socialmedia-Kanäle und konkrete Tipps zur Intensivierung des Online-Verkaufs zur Verfügung.

Chris Sports setzt zur Optimierung der Schnittstelle zwischen Lieferant und Händler unter anderem auf Longtail ERP.
Bei Chris Sports ist Christoph Luginbühl schon länger mit dem Aufbau der digitalen Verkaufsschiene beschäftigt, und diese Vorarbeit kommt nun wie gerufen - auch wenn die unterschiedlichen Systeme eine Herausforderung sind, mit der die Händler arbeiten. Im B2B-Shop von Chris Sports lässt sich die Lieferadresse einfach auf diejenige von Endverbrauchern ändern, um eine Hauslieferung auszulösen, wie Bike Unit-Leiter Hans Zihlmann erklärt: «Für einen noch schnelleren Überblick über Lagerbestände und Lieferzeiten können wir Händler auf deren Wunsch mit Hilfe der Longtail-Software an unser ERP anbinden, aber das bedingt seitens des Händlers einige Investitionen. Dennoch konnten wir in den vergangenen Tagen einige zusätzliche Händler mit Longtail verbinden.»

Martin Mayer von Amsler fordet die Händler zur aktiven Kommunikation der nach wie vor
bestehenden Möglichkeiten auf. Die Pedalerie-Website zeigt, wie einfach das geht.
Die direkte Hauslieferung an Endkonsumenten bietet auch die Amsler AG an. Dabei gibt es keinen Mindestbestellwert, aber die Portokosten gemäss AGB fallen weiterhin an. Laut Bikeparts-Salesmanager Martin Mayer wird die Hauslieferung bisher nur wenig genutzt - wohl auch wegen aktuell überlasteter Lieferdienste. «Dass auch unter den aktuellen Regeln und unter Beachtung der Vorschriften des Bundes Velos und Teile verkauft werden können, ist vielen Kunden zu wenig bewusst. Daher sollten Händler darauf aktiv hinweisen - per Newsletter, Socialmedia oder mit einem Schreiben an die lokale Zeitung. Zudem stehen unsere Aussendienst-Mitarbeiter bereit, um Fachhändler bei Bedarf dazu zu beraten, wie sie den Verkauf unter Einhaltung der geltenden, strengen Regeln gestalten können.»

Tour de Suisse verknüpft den hauseigenen A-la-Carte-Konfigurator mit einer Online-Beratung
und bezieht bei der Auslieferung der Velos den Fachhandel konsequent mit ein.
Mit dem hauseigenen A la Carte-Konfigurator hat Tour de Suisse schon länger ein Instrument, mit dessen Hilfe Endverbraucher ihr Traumvelo zusammenstellen können. Normalerweise geschieht dies im engen Austausch mit dem Fachhändler im Ladenlokal. Angesichts des Abstandsgebot startet Tour de Suisse nun die «Mein Velo - Online-Beratungsinitiative». Diese bringt die Kundschaft mit Tour de Suisse-Händlern zusammen, über welche auch die Auslieferung erfolgt, um eine fachmännische Endkontrolle sicher zu stellen. Das genaue Vorgehen wird in zwei kurzen Infovideos erklärt, die auf der Website des Herstellers, von autorisierten Fachhändlern sowie auf verschiedenen Socialmedia-Kanälen zu finden sind.

Auch der 180 Bike Shop aus Köniz verweist auf der Homepage ausdrücklich auf die
Möglichkeit für Endverbraucher, Ware portofrei nach Hause liefern zu lassen.
Bei TST Trading ist Drop Shipping schon seit einigen Jahren möglich, aber die Nachfrage hat erst in jüngster Zeit spürbar angezogen. Verschickt werden die Lieferungen mit DHL oder der Post - bei den meisten Partnern von TST Trading portofrei. Zu weiteren verkaufsfördernden Massnahmen meint CEO Silas Obrist: «Ich bin äusserst beeindruckt, was unsere Partner im Moment da draussen leisten. Mit welcher Geschwindigkeit und welcher Energie hier das möglichste gemacht wird, macht mich stolz auf unsere Handelslandschaft. Es zeigt, dass wir äusserst robuste Unternehmer haben. Als TST versuchen wir zu unterstützen wo es geht. Tipps brauchen diese Unternehmer keine, die haben die Situation mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten super im Griff.»

Am Montag sind alle Bikeshops zu - aber die Kurierfahrer sind sehr wohl unterwegs,
wie dieser Hinweis der GPR AG zu Schwierigkeiten bei der Anlieferung zeigt.
Die GPR AG hat wegen der aktuellen Ausnahmesituation einen Pilotversuch in Sachen Hauslieferung mit einem Händler gestartet. «Bisher haben wir dieses Drop Shipping noch nicht angeboten, aber nun macht es Sinn. Vom Pilotversuch hängt ab, ob wir diese Möglichkeit künftig allen oder nur ausgewählten Händlern anbieten werden», erklärt dazu Roger Schmid. PON Bike Schweiz wird auch weiterhin nur Fachhändler und keine Endkunden direkt beliefern. «Unsere Händler haben bisher keine Möglichkeit von Hauslieferungen gefordert, und die gewohnte Belieferung des Fachhandels läuft bisher reibungslos. Und weil PON Bike Schweiz schon bisher keine Mindestbestellwerte oder Kleinmengenzuschläge kannte, mussten wir die Konditionen nicht anpassen», so Matthias Minder.
Cyclinfo wird nächste Woche einen weiteren Online-Artikel zu diesem Thema veröffentlichen - und zeigen, wie Lieferanten wie Trek, Scott Sports, Komenda, Simplon, Belimport, Trailworks, Bulls/Kettler und die Agentur Felix dem Fachhandel helfen, um weiter Umsätze erwirtschaften und so eine gewisse Liquidität erhalten zu können.







