In Rennvelo-Kreisen geniesst die Marke Bottecchia einen guten Ruf: Über die Jahrzehnte hinweg hat sich der Veloproduzent aus der Provinz Venezien immer wieder als Sponsor im Profizirkus hervorgetan - aktuell beim Team Drone Hopper-Androni Giocatolli. Nun ist die Marke aber aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen geraten: Bei einer Hausdurchsuchung durch die Zollbehörden der Region Venezien und der Guardia Finanza wurden Ende April am Firmensitz in Cavarzere Waren im Wert von über EUR 2 Millionen beschlagnahmt. Der Grund für die Razzia war der Verdacht, dass Bottecchia die Herkunft der Velos nicht korrekt deklariere, um die im Juni 2019 um weitere fünf Jahre verlängerten Antidumpingstrafzölle der EU gegen in China gefertigte E-Bikes zu umgehen.

Während die E-Bikes im oberen Preissegmenten mit bekannten Hilfsantrieben ausgerüstet sind,
sind bei den günstigeren Falt- und Stadtvelos Nabenmotoren ohne Herstellerangabe verbaut.
Laut einem Berichten der lokalen Zeitung Corriere del Veneto liefen die Ermittlungen vom Zollamt Venedig gegen Bottecchia seit August 2021. Die Behörden schöpften Verdacht, weil Bottecchia Schritt für Schritt den Import kompletter Velos durch den Import von Rahmen, Gabeln und Komponenten ersetzt hatte. Laut den Behörden sei die Anlieferung dieser Einzelteile bewusst gestaffelt worden, um den Zweck der Teile zu verschleiern. Ein Blick auf die E-Bike-Palette von Bottecchia zeigt, dass die teureren Modelle mit Mittelmotoren von Shimano, Oli E-Bike System und Fazua zolltechnisch kein Problem darstellen dürften. Anders sieht das beim von Bottecchia als «hauseigen» bezeichneten «ETR3»-Mittelmotor aus - und erst recht bei den an den billigsten Modellen verbauten Hilfsmotoren in der Hinterradnabe, die ebenso wie die Akkus und Bedieneinheiten aus China stammen dürften.

Die Lokalzeitung Corriere del Veneto titelt von Schmuggel und der CEO widerspricht vehement.
Als Folge der Razzia und der Beschlagnahmung der Güter hat die zuständige Staatsanwaltschaft nun gegen Bottechia ein Verfahren wegen der Umgehung von Zöllen, schweren Fällen von Schmuggel und der Fälschung von Herkunftsdeklarationen eingeleitet. Der Fall eines Wiener Fahrradhändlers, der unlängst wegen der Verschleierung der Hekunft von über 2000 in China gefertigten E-Bikes zu einer Busse in Höhe von über EUR 400'000.- verurteilt worden war, lässt vermuten, welch gravierende Konsequenzen für den Fall eines Schuldspruchs drohen. Als CEO von Bottecchia Cicli beteuert Diego Turato, dass sich das Unternehmen nichts zu Schulde habe kommen lassen, dass das laufende Verfahren an sich schon rufschädigend und dass Bottecchia nicht in Schummeleien und Schmuggel verwickelt sei.
Fotos: zVg Bottecchia, Screenshot Corriere del Veneto







