Arena: Runde mit Joker, aber ohne Dame

Der Velobranchentreff im ländlichen Nottwil wurde dieses Mal von über 900 Personen genutzt. Bei der traditionellen Diskussionsrunde Arena ging es um die Umsetzung des Veloweggesetzes und dessen Bedeutung für die Branche.

Velojournal, Velojournal Gastbeitrag (redaktion@velojournal.ch)
Gesellschaft, 22.01.2024

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(Gastkommentar Pete Mijnssen-Hemmi, Verlagsleiter Velomedien AG)
«Die InfoTech 2024 im Zeichen verkehrspolitischer Umbrüche». Dies war das Motto am ersten Abend des zentralen Schulungsevents in dem wie immer vollen Auditorium des Konferenzzentrums. Dass gute Veloinfrastruktur und geeignete Rahmenbedingungen das Geschäft beflügeln, ist nicht erst seit Corona bekannt. Und dass das Veloweggesetz seit Anfang 2023 in Kraft gesetzt ist, ist auch für den Fachhandel von Belang. Die Kantone haben fünf Jahre Zeit, um die Veloinfrastruktur zu planen und weitere 15 Jahre, um diese umzusetzen. Davon könnte auch der Fachhandel profitieren. «Steht das Velo-Business nun vor goldenen Zeiten», fragte der Verband Velosuisse im Vorfeld. Im Einführungsreferat  skizzierte Martin Urwiler vom Astra in groben Zügen den weiteren Verlauf der Planung für ein verbessertes Wegnetz. 

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Auch dieses Jahr füllte sich die Aula vom Schweizer Paraplegikerzentrum
für das Branchenforum, wo diesmal die Verkehrspolitik Thema war.

Auslegeordnung zum Veloweggesetz
Thomas Binggeli machte klar, dass er sich mehr Dampf auf die Kantone und Politik wünscht. Der Politik warf er vor, keinen Plan B zu haben. Etwa was passieren könnte, wenn die Ziele nicht erreicht werden sollten und das Veloweggesetz ein Papiertiger bleibt. Auch Pro Velo hat kürzlich moniert, dass erst wenige Kantone mit der Umsetzung begonnen haben. Einen möglichen Grund schilderte Nationalrat Martin Haab (SVP, ZH), der an diesem Abend für den Bauernstand im Ring stand. Er kritisierte die fehlende Güter- und Interessensabwägung beim Gesetz. «Warum muss ein Veloweg direkt und parallel zur Strasse führen, wenn ein paar Meter weiter ein asphaltierter Weg verläuft»? Er verstehe im übrigen nicht, warum Wald geschützt, aber Kulturland nicht.

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Das Forum legte den Fokus zugleich die Verkehrs- wie die Freizeit-Infrastruktur,
was angesichts der begrenzten Zeit wohl etwas zu ambitioniert war.

Beat Stirnemann als Rennorganisator und Fürsprecher verschiedener, lokaler Trailbauten und Andi Stalder als Präsident von IMBA Schweiz vertraten die sportiven Akteure und monierten den Behörden-Parcours und die Naturschutz-Auflagen. Es dauere bis zu vier Jahre, bis ein Biketrail gebaut sei. Und dennoch spürt Andi Stalder vom Mountainbike Verband IMBA «die Aufbruchstimmung». Der vielbeschworene Veloboom, ist er spürbar? Ja, antwortete Beat Stirnemann, der Jugend&Sport Angebote in Gränichen betreut: Die Anzahl Kinder sei von 30 Kindern vor der Pandemie auf 80 danach angewachsen. Das Bedürfnis wäre also ausgewiesen. 

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Als Diskussionsleiter tat Christian Rocha (links) sein bestes, um den Bezug zum
Alltag herzustellen. Beat Stirnemann leistete ihm dabei Schützenhilfe.

Ein Joker, aber keine Frau
Die knappe Gesprächsstunde vermittelte eine Rundschau auf verschiedene Aspekte beim Veloweggesetz, viele davon schon bekannt. Zum Vertiefen blieb da nicht viel Platz. Positiv ist, dass der Fachhandel einen Einblick erhielt, wie Politik und Anspruchsgruppen in diesem Fall funktionieren. Leider fehlten die angekündigten Vertreter von Schweiz Mobil, Andi Stalder schlug sich in der Rolle als Joker und Mountainbike-Kämpfer aber tapfer und dürfte mit seiner Direktheit wohl vielen Anwesenden aus dem Herz gesprochen.

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Anders als in anderen Jahren gingen die Emotionen beim Branchenforum diesmal nicht
hoch, aber das ändert nichts an der Relevanz vom Veloweggesetz für die Branche.

Bleibt noch die Frage, warum keine Frau auf dem Podium stand. Ist es 2024 noch immer nicht möglich, jemanden dafür zu gewinnen, hin zu stehen? Immerhin ist auch die Velobranche in den letzten Jahren weiblicher geworden, wie auch ein Blick in die Runde der Anwesenden zeigte. Da gibt’s noch Nachholbedarf – bei der Organisation wie bei Protagonistinnen, die es wagen, den Mund aufzutun.

Fotos: zVg Velosuisse - MaP (3), LvR (3)

www.velosuisse.ch

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