Accell Group beschleunigt Konzern-Umbau

Im Jahr 2017 konnte die Accell Group als einer der grössten Akteure der Velobranche zwar den Umsatz steigen, aber der Gewinn ging zurück. Um das Accell-Schiff wieder auf Kurs zu bringen, wird darum die neue Unternehmensstrategie schneller umgesetzt als geplant - zum Teil mit neuen Gesichtern.

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jw/lvr
Branche, 15.03.2018

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Mit Marken wie Haibike, Winora, Ghost, Lapierre, Koga, Sinus, Van Nicholas, Raleigh, XLC sowie dem Zubehör- und Teile-Spezialisten E.Wiener Bike Parts ist die Accell Group breit aufgestellt - und zählt zu den Schwergewichten der Fahrradbranche. Umso grösser ist das Interesse, wenn die Niederländer ihren Jahresbericht präsentieren. 2017 machte sich aus Sicht der Accell Group vor allem die schwierige Situation auf dem amerikanischen Fahrradmarkt bemerkbar, wo hohe Lagerbestände und rasante Umwälzungen im Detailhandel auf die Absätze drückten. Die Verkäufe in Europa konnten dies nur zu einem Teil kompensieren, gestützt auf den anhaltenden Trend hin zu E-Bikes und E-Mountainbikes. In Zahlen liest sich das so: Der Gesamtumsatz der Accell Group betrug im vergangenen Jahr EUR 1.069 Milliarden (CHF 1.25 Milliarden), das entspricht ein Plus von 3.7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der wichtigste Absatzmarkt war Deutschland mit EUR 313 Millionen (CHF 365 Millionen, plus 17.6 Prozent), gefolgt von den Niederlanden mit EUR 203 Millionen (CHF 237 Millionen, minus 9.4 Prozent). Im Rest von Europa inklusive der Schweiz setzte Accell EUR 427 Millionen (CHF 499 Millionen, plus 5.4 Prozent) um, Nordamerika trug EUR 102 Millionen (CHF 119 Millionen, minus 14,4 Prozent) zum Gesamtumsatz bei.

Den Umsatz konnte die Accell Group 2017 trotz Problemen in einigen
Schlüsselmärkten steigern, aber der Gewinn brach dabei ein.
Das schwache Nordamerika-Geschäft und die zusätzlichen Kosten für die Umstrukturierung der Unternehmensorganisation in Nordamerika haben Spuren beim operativen Gewinn hinterlassen, die Accell mit EUR 10 Millionen beziffert. Hinzu kamen budgetierte Extrakosten aufgrund der Einführung einer neuen Konzernstrategie. In Summe bedeutete dies einen Rückgang beim operativen Gewinn um 37.1 Prozent auf EUR 38 Millionen. Der Nettogewinn wurde zudem noch von Abschreibungen auf Steuerrücklagen in Nordamerika und Finnland beeinträchtigt, so dass hier ein Rückgang um 67.5 Prozent auf EUR 10.5 Millionen zu Buche steht. Als neuer Vorstandsvorsitzender der Accell Group erklärte Ton Anbeek die Unternehmensentwicklung wie folgt: „Im Jahr 2017 haben wir mit der Umsetzung unserer neuen Strategie in Europa und Nord Amerika begonnen. Unglücklicherweise wurden die ersten Ergebnisse dieser Strategie von den enttäuschenden Ergebnissen in Nordamerika überschattet. In Europa haben wir von unserer Führungsposition im E-Bike-Segment profitiert. Im Jahr 2017 sind zusätzliche Kosten in Höhe von EUR 7 Millionen entstanden, um die neue Unternehmensstrategie umzusetzen. Dabei wurde die Organisation der Lieferkette auf die volle Kapazität gebracht. Zudem haben wir einen erheblichen Fortschritt in den Bereichen Teile und Zubehör, Portfolio-Management und iT erzielt.“

Während Finanzchef Hielke Sybesma die Accell Group per 1. Mai verlassen wird,
zieht sich COO Jeroen Snijders Blok (rechts) nur aus dem Vorstand zurück. 

Gleichzeitig sei die Konzernstrategie verfeinert und in einen konkreten Fahrplan für den Zeitraum 2018 bis 2022 übersetzt worden. Das Ziel sei, die Marktführerschaft im mittel- und hochpreisigen E-Bike-Markt zu erreichen und zwar in einer Form, die den Verbraucher in den Mittelpunkt stellt, aber auch sozial verantwortlich ist. Insofern sei 2018 ein wichtiges Übergangsjahr, in dem die Umsetzung der neuen Strategie beschleunigt und die Komplexität der Gruppe reduziert werden soll, um besser und schneller auf Markveränderungen reagieren zu können. Dabei soll kaum ein Unternehmensbereich ausgespart bleiben. So wird die Realisierung einer Zentralisierung und Koordinierung verschiedener Management-Aufgaben im Unternehmen angestrebt – und zwar in Bezug auf Handelspolitik, Innovationsprogramme und Produktionsstandorte. Marketing-Budgets sollen erhöht, jedoch weniger fragmentiert eingesetzt werden. Auf der Beschaffungsseite soll eine zentral gesteuerte Lieferkette vorangetrieben werden, um die Komplexität mit weiteren Rationalisierungs- und Standardisierungsmassnahmen zu reduzieren. Der Zentralisierung bei der Verwaltung der Gruppe auf der einen Seite, steht eine Fokussierung auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Märkte in den einzelnen Ländern gegenüber. Um Endverbraucher direkt anzusprechen, spielen Experience Center, die eine grosse Auswahl an Testvelos bieten, eine zentrale Rolle.

Mit Jeroen Both (links) rückt der Verantwortliche für die Zulieferkette in den
Vorstand nach, und Jeroen Hubert stösst von Ikea zur Accell Group.
Um die Planung zu erleichtern, sollen sechs Schlüsselregionen gebildet werden, die zusammen fast den gesamten Umsatz der Gruppe repräsentieren. Ausser der DACH-Region sind dies die Regionen Benelux, Südeuropa, UK und Irland, Skandinavien und Nordamerika. Für jedes Land soll ein passendes Markenportfolio für Vertrieb und Marketing mit und über den Fachhandel bestimmt werden. Dabei soll ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, Konflikte zwischen den Vertriebskanälen zu vermeiden. Aber auch der Bereich Teile und Zubehör soll in jeder Region stärker in die Fahrradaktivitäten mit eingebracht werden. Und nicht zuletzt will man sich auf E-Bikes konzentrieren, die von digitalen Plattformen, Erlebniszentren und mobilen Fahrradservice unterstützt werden. Insgesamt rechnet die Accell Group für die Umsetzung aller Ziele mit Ausgaben von EUR 30 bis 40 Millionen, aber bis zum Jahr 2022 auch mit strukturellen Einsparungen in der Höhe von EUR 60 bis 80 Millionen auf der Kostenseite. Die Umsetzung dieser Strategie wird ein zur Hälfte erneuerter Vorstand in Angriff nehmen, denn Finanzchef Hielke Sybesma wird das Unternehmen nach 23 Jahren per 1. Mai verlassen und aus der Führungsetage ausscheiden. Auch COO Jeroen Snijders Blok scheidet aus dem Vorstand aus und übergibt die Verantwortung für die Produktionsstätten an Jeroen Both, der sich bisher als CSCO vor allem um die Zulieferkette gekümmert hat. Auch in den Bereichen Marketing, Innovation und E-Commerce ist mit Jeroen Hubert als Chief Commercial Officer ein neues Gesicht verantwortlich.  
www.accell-group.com
www.winora-group.de
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