Laurens van Rooijen,
Redaktor
(lvr@cyclinfo.ch)
Branche,
13.10.2025
Mit 32 Zoll steht ein nächstes, noch grösseres Laufrad-Mass in den Startlöchern. Was versprechen sich die Hersteller davon, und welche Hindernisse sind noch zu überwinden? Cyclinfo bietet eine Einordnung.
Laurens van Rooijen,
Redaktor
(lvr@cyclinfo.ch)
Branche,
13.10.2025
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Wer die letzten Monate nicht unter einem Stein verbracht hat, wird bereits von 32 Zoll als neuem Laufradmass gehört haben. Zuerst BMC mit dem «Project Fahrenheit»-Fully in Andorra und dann KTM mit dem Hardtail «Project Sixty-Four» in der Lenzerheide tauchten bereits mit 32-Zoll-Prototypen an Worldcup-Rennen auf. Mit Bike Ahead hat ein Deutscher Premium-Anbieter soeben nachgezogen, und auch Stoll Bikes fühlt dem neuen Laufrad-Mass auf den Zahn, wie der Fahrbericht von Ride (Link) zeigt.
Wie schon einmal vor vielen Jahren versprechen grössere Laufräder, müheloser über Hindernisse wie Felsen oder Wurzeln zu rollen, dank der zusätzlichen Kontaktfläche mehr Traktion zu bieten und zudem mit Effizienz bei hohen Tempi zu glänzen. Mit einem Felgendurchmesser von 686 mm stellen die 32-Zoll-Räder im Vergleich zu den 622 mm der 29-Zoll-Räder einen grossen Schritt dar. Sogar um einen Millimeter grösser wie damals derjenige weg von 26 Zoll mit einem Felgendurchmesser von 559 mm.
Diese grossen Laufräder dürften zunächst vor allem im Ausdauer-Segment zum Einsatz kommen. An Gravelbikes und Mountain Bikes mit wenig Federweg können die XL-Laufräder ihre Vorteile am besten ausspielen. Das spiegelt sich auch bei den ersten Reifen, die für das 32-Zoll-Mass von VeeTire und Maxxis lanciert wurden. Die Reifenwahl wird schon bald grösser werden, und denkbar sind auch «Monster Mullet»-Aufbauten mit mehr Federweg, bei denen ein 32-Zoll-Rad vorne mit einem 29-Zoll-Hinterrad kombiniert wird.
Beim Besuch der Taichung Bike Week im September zeigte sich, dass das neue 32-Zoll-Laufradmass ein grosses Thema ist, aber noch mit einigen Engpässen der Lieferkette zu kämpfen hat. Fast jeder Laufrad-Hersteller am Branchen-Event hatte 32-Zoll-Felgen am Start. Meist sind dies gesteckte Alufelgen mit 30 mm Maulweite - ein relativ kostengünstiger Weg, um erste, robuste Räder zu fertigen. Bei Komplett-Laufrädern und besonders den Naben wird es schon etwas komplizierter.
Denn hier herrscht noch Uneinigkeit, welche Einbaubreite und welcher Achsdurchmesser angesichts der grösseren Laufräder technisch sinnvoll ist. Am Hinterrad stehen je nach Einsatzbereich der Boost- und der Super Boost-Standard mit 148 mm Einbaubreite für einen geringeren Q-Faktor oder 157 mm für mehr Steifigkeit hoch im Kurs. Weiter gehen die Meinungen bei der Einbaubreite der Vorderradachse auseinander: Je nach Einsatzbereich war an der Taichung Bike Week von 110 mm bis 135 mm alles zu hören.
Diese Uneinigkeit und die daraus resultierende Unsicherheit hält die grossen Anbieter von Federgabeln im Moment noch davon ab, in neue Werkzeuge für Tauchrohr-Einheiten zu investieren. Prompt rollen viele Prototypen mit Upside-Down-Federgabeln ins Gelände, da hier die Anpassung an die grösseren Laufräder weniger Aufwand erfordert. Die Hersteller von Naben sehen sich in einer ähnlichen Lage - und wären froh um einen Konsens in Sachen Einbaumassen.
Für Rahmenbauer sind die grösseren Laufräder eine Herausforderung: Ausgesprochen kurze Steuerrohre sind eine Lösung, die aber auf Kosten der Steifigkeit im Lenkkopf-Bereich gehen kann. Auch steil nach unten gerichtete Vorbauten oder noch kreativere Lösungen wie diejenige von BMC beim «Project Fahrenheit» bringen den Lenker tiefer. Wegen der erwünschten Sattelüberhöhung an sportlichen Velos stellt sich aber die Frage, ob sich kleinere Rahmengrössen um die 32-Zoll-Laufräder herum konstruieren lassen.
Die ersten auf 32-Zoll-Laufrädern rollenden Serienmodelle dürften ab Mitte 2026 in den Handel gelangen - bis dann wird auch die Auswahl an Reifen grösser sein. Für eine verzögerte Markteinführung sprechen mehrere Gründe: Aus technischer Sicht wirkt die Uneinigkeit rund um die Achs- und Einbaumasse als Bremse. Dass noch viele Twentyniner in Lagern von Importeuren wie Fachhändlern auf Käufer warten, ist das betriebswirtschaftliche Argument gegen eine rasche Lancierung - denn dies würde die Lagerbestände weiter abwerten.
Bei den Veloproduzenten sind drei Haltungen zu beobachten: Ein Teil will nichts vom neuen Format wissen, ein weiterer Teil wartet mit Interesse ab und ein dritter Teil ist von Anfang an mit von der Partie. Weil 32 Zoll ein stark auf Wettkämpfe orientiertes Format ist, spricht auch die UCI ein gewichtiges Wort mit: Ohne den Segen des Weltradsportverbandes für den Einsatz in Gravel- wie Mountainbike-Rennen wird das Format in einer kleinen Nische verbleiben und sich kaum auf breiter Front durchsetzen.
Fotos: zVg, LvR

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