Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
Ausprobiert,
News,
16.05.2024
Auf dem Papier ist das Twinner «T1 Pro LE» ein E-Bike der Superlative. Doch funktioniert das Speedpedelec auch in der Praxis? Velojournal ging mit dem «E-Bike der Zukunft» auf rasante Probefahrt.
Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
Ausprobiert,
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16.05.2024
Viele Einstellmöglichkeiten aber nur ein Unisex-Rahmen in Einheitsgrösse: Twinner E-Bike. (Foto: Nina Häfeli)
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«Ob ich damit auf der Autobahn fahren darf», werde ich während meiner Probefahrt gefragt. Der Twinner, das neue schnelle Elektrovelo aus dem Hause Thömus, fällt auf: Nicht nur optisch durch den wuchtigen Rahmen und die Sechsspeichen-Laufräder aus Carbon, sondern auch beim Anfahren an der Ampel.
Mit den 1600 W Maximalleistung des «Transverse-Flux»-Motors soll der Twinner in nur 3,6 Sekunden von 0 auf 45 km/h beschleunigen können. Der kompakte Heckmotor ermöglicht durch seinen neuartigen Aufbau hohes Drehmoment bei tiefen Drehzahlen. Dabei läuft der Nabenmotor besonders ruhig und beschleunigt rasant. Am Lichtsignal stadtauswärts lasse ich Töfffahrer stehen.
Erstaunlich gut funktioniert auch die Heckkamera. Diese zeigt mir auf dem Bildschirm in Echtzeit einen grösseren Bereich der Strasse hinter mir, als ich in jedem Rückspiegel sehen könnte.
Dafür erhöhe ich die Agilität des Drehmoment-Sensors und maximiere die Unterstützung in der «Boost»-Stufe. Diese und weitere Parameter können auf dem 3,5-Zoll-Display im Vorbau des Twinners per Touch eingestellt werden. Auch bei Nässe gelingt dies mühelos.
Erstaunlich gut funktioniert auch die Heckkamera. Diese zeigt mir auf dem Bildschirm in Echtzeit einen grösseren Bereich der Strasse hinter mir, als ich in jedem Rückspiegel sehen könnte. Für einen Überblick auf die Verkehrssituation ist dies ganz praktisch. Das Bild ist allerdings zu klein, um wichtige Details wie die Blickrichtung eines Autofahrers zu erkennen.
Der Touchscreen ist die zentrale Bedieneinheit des Elektrovelos. (Foto: Nina Häfeli)
Auf dem praktischen Display kann ich aber auch in den Tiefen des Twinners das Anti-Blockier-System nicht ausschalten. Eine manuelle Aktivierung des ABS ist für geübte Fahrerinnen wünschenswert und bereits in Planung. Im gleichen Zug wird der Bordcomputer voraussichtlich durch ein Navi ergänzt.
Entwicklungspotential weisst der automatische Startgang auf, der im Stillstand ohne aktives Schalten eingelegt wird. Dafür kann einer der neun Gänge des elektrischen Pinion-Getriebes definiert, dies aber nicht in Abhängigkeit der aktuellen Unterstützungsstufe beim Anfahren gesetzt werden.
So setze ich in «Eco» mein ganzes Körpergewicht für die erste Kurbelumdrehung ein, während ich im «Boost»-Modus sofort ins Leere trete. Konsequent wäre ein automatischer Unterstützungsmodus zum Anfahren oder aber ein Startgang pro Unterstützungsstufe.
Die Konfigurationsmöglichkeiten sind aber bereits jetzt vielseitig. Dies ermöglicht mir, den Twinner «T1 Pro LE» je nach Einsatzgebiet auf Stadtverkehr oder längere Ausfahrten Überland einzustellen. Letzteres probiere ich an den knapp 400 Höhenmeter des Bucheneggpasses aus. Sogar in der zweiten Unterstützungsstufe «Tour» fliegt mir die Passhöhe mit fast 40 km/h entgegen und werde prompt von Töfffahrern gegrüsst.
So setze ich in «Eco» mein ganzes Körpergewicht für die erste Kurbelumdrehung ein, während ich im «Boost»-Modus sofort ins Leere trete. Konsequent wäre ein automatischer Unterstützungsmodus zum Anfahren oder aber ein Startgang pro Unterstützungsstufe.
Oben angelangt, konfiguriere ich die drei manuellen Rekuperationsmodi. Diese können während der Abfahrt durch langes Drücken der Daumentaste angewählt werden. Auf den Ladezustand des Akkus hat die Rekuperation einen vernachlässigbaren Einfluss, Bremsbeläge können aber definitiv gespart werden. Die Motorenbremse ist äusserst effektiv, wähle ich mehr als 50 % Rekuperation an, stehe ich bald still.
Kompakter Heckmotor und Zahnriemen am Twinner «T1 Pro LE». (Foto: Nina Häfeli)
Die unzähligen Einstellmöglichkeiten kompensieren zu einem guten Teilen die Einschränkungen des Unisex-Rahmens in Einheitsgrösse. Durch das Absenken der Sattelstützen sitze mit meinem 1,6 m bequem, wenn auch wenig sportlich. Dafür besticht der Rahmen durch sein unverwechselbares Design aus einem Guss. Auffällig ist insbesondere das Fehlen der Sattelstreben, was dem Rahmen optisch Leichtigkeit und Schwung verleiht.
Dies glaube ich bei rasanter Fahrt über Unebenheiten deutlich zu spüren. Während im Rückbau Schläge minim gedämpft werden, kriegen aber meine Handgelenke jedes Schlagloch direkt ab. Zudem erschwert mir das hohe Gewicht von rund 40 kg die Kontrolle bei holpriger Fahrt.
Auch wenn ich mit dem Twinner natürlich nicht auf der Autobahn fahren kann, ist er doch «ein E-Bike für Autofahrer».
Für längere Strecken auf unbefestigtem Untergrund scheint mir der Twinner nicht geeignet. Auf Asphalt ist die Fahrt dafür ein umso grösseres Vergnügen. Die eigens für den Twinner entwickelten Sommerreifen von Vittoria sind unglaublich griffig und begeistern mich ab der ersten Kurve. Ein Winterpneu folgt demnächst.
Reifenwechsel?! Das kennt man vor allem aus der Autobranche. Dies und ein Grossteil der Ausstattung spricht definitiv technikaffine Pendlerinnen und Pendler an und kann diese aufs Zweirad bringen. Auch wenn ich mit dem Twinner natürlich nicht auf der Autobahn fahren kann, ist er doch «ein E-Bike für Autofahrer».
Motor: Twinner «Transverse Flux», 1638-Wh-Akku
Schaltung: Pinion-«Smart.Shift»-elektrische-9-Gang-Nabenschaltung
Gewicht: ca. 40 kg
Preis: ab Fr. 14'750.–
twinner.ch
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