Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
Ausprobiert,
15.07.2024
Gravelbikes sind die Trendvelos der Stunde. Und auch Lastenvelos erfreuen sich steigender Beliebtheit. Warum also nicht die zwei Velogattungen miteinander kombinieren? Genau das hat Hase mit dem «Gravit Dust» getan.
Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
Ausprobiert,
15.07.2024
Dies Velo fällt auf. Der violett schimmernde Alurahmen, die goldene Kette, die breiten «Billy Bonkers»-Braunwandreifen für Gravelbikes von Schwalbe und die grosse Ladefläche machen das «Gravit Dust» zum Hingucker. Und dann ist da ein Rennvelolenker – etwas, das man sonst nicht an einem Cargobike findet.
Die Basis des Lastenrads bildet ein teleskopierbarer Rahmen. Dieser kommt auch beim «Gravit City E» und dem «Pino Cargo» von Hase Bikes zum Einsatz. Der Clou ist, dass der Rahmen mit wenigen Handgriffen zusammengeschoben und so die Gesamtlänge des Cargobikes auf rund 1,7 m reduziert werden kann. Dazu ist es notwendig, zwei Inbus-Schrauben zu lösen, was Werkzeug erfordert. Mit einem kleinen Multitool, wie es viele Velofahrende dabeihaben, ist das Lösen der Schrauben aber ein Kinderspiel.
Dank des teleskopierbaren Rahmens lässt sich das «Gravit Dust» als normales Velo im Zug transportieren – und passt sogar in einen Fahrradständer.
Soll das «Gravit Dust» in der Länge schrumpfen, zum Beispiel, um es als normales Velo im Zug mitzunehmen, muss auch die «Cargoboard» genannte Ladefläche demontiert werden. Die Entwicklerinnen und Entwickler von Hase haben sich dafür aber eine simple Lösung überlegt: Das «Cargoboard» lässt sich mit einem Klick entnehmen. Praktisch! Im Praxistest ist das Lastenvelo in zwei, drei Minuten parat, in den Zug verladen zu werden. Im kompakten Zustand lässt es sich sogar in die Radhaken des Interregio-Zugs einhängen.
Ebenso passt das «Gravit Dust» ohne Ladefläche und mit eingeschobenem Rahmen in den Doppelstock-Veloständer im Fahrradkeller des Velojournal-Testers. Hier ist anzumerken, dass es aber beim einmaligen Parktest blieb. Im täglichen Gebrauch ist das allmorgendliche und allabendlichen Lösen der Inbus-Schrauben, verlängern des Rahmens und wieder Festziehen der Schrauben wenig praktikabel.
Die Ladefläche lässt sich mit wenigen Handgriffen entfernen und wieder am Cargobike anbringen.
Äusserst praktisch ist dafür das 50 x 85 cm messende «Cargoboard». Der mit Einkäufen gut gefüllte Rucksack lässt sich spielend leicht mit dem zugehörigen Gepäcknest darauf festzurren. Laut Hase ist «Cargoboard» für bis zu 40 kg Zuladung konzipiert. Das maximale Systemgewicht (Velo plus Fahrerin oder Fahrer und Gepäck) beträgt 200 kg, wobei das Hase «Gravit Dust» gut 20 kg auf die Waage bringt. Lobenswerte Erwähnung verdient der stabile Doppelständer des Bikes. Dieser hält so gut, dass das Hase «Gravit Dust» auch nicht kippt, die Kinder des Testers auf die Ladefläche klettern. Toll ist auch, dass die Ladefläche über einen Neigungsausgleich verfügt. Das heisst, dass sie immer waagrecht ist, auch wenn der Radstand des Lastenrads verstellt wird.
Beim Testen aufgefallen ist, dass das Gewebe des «Cargoboards» auf unterschiedliche Temperaturen reagiert: Wenn es warm ist – oder die Sonne im Sommer lange darauf scheint – dehnt es sich aus und ist weniger gespannt. Selbiges passiert, wenn es regnet und das Material nass wird. Dann ist es hin und wieder nötig, den Klettverschluss an den Straps zu lösen und neu nachzuziehen. Das Gepäcknetz zeigt nach etwas mehr als drei Monaten Einsatz erste Abnutzungsspuren. Bei starkem Einsatz muss wohl gegen Schnellspanner ersetzt werden.
Hase kombiniert am «Gravit Dust» einen «Deore»-Wechsel von Shimano mit Brems-Schalt-Griffen von Microshift.
Und wie fährt es sich mit dem Gravelcargobike von Hase? Im Alltag macht das «Gravit Dust» eine gute Figur. Es ist flink und rollt gut, wenn gleich der Wendekreis im Vergleich zu anderen Lastenvelos (im Test stand das Larry vs. Harry «Bullitt» des Autors im direkten Vergleich) etwas gross ist. Beim Fahren stört das jedoch nicht, einzig das Manövrieren im engen Fahrradkeller braucht etwas mehr Geduld.
Im Einsatz gut spürbar ist die Federgabel. Während Gepäck auf der Ladefläche von Cargobikes meist gut durchgeschüttelt wird, absorbiert die Federgabel des «Gravit Dust» Unebenheiten und macht die Fahrt deutlich ruhiger. Und natürlich ist sie auch ein Plus abseits des asphaltierten Terrains. Kies- und Schotterstrecken sind für das Bike überhaupt kein Problem. Wegen des eher hohen Schwerpunkts der Ladefläche wird das Fahrgefühl mit viel Zuladung auf losem Untergrund aber etwas gemindert.
Das hindert einem aber nicht daran, das Lastenvelo als Abenteuer-Bike einzusetzen. Für Abenteuer abseits der Strasse ist auch der 1x11-Antrieb ausgelegt. Mit einem 40er-Kettenblatt und einer 11-50-Kasette ist die Übersetzung genügend gross, um auch steilere Passagen zu meistern.
Hase kombiniert bei der Schaltung einen Brems-Schalthebel von Microshift mit einem Shimano-«Deore»-Wechsel. Das funktioniert im Test, die Schaltvorgänge sind aber nicht ganz so weich. Die Komponenten-Kombination ist denn auch ein Kompromiss, um den Verkaufspreis des Velos einigermassen tief zu halten. Aus diesem Grund hat man sich bei Hase auch für mechanische anstatt hydraulische Scheibenbremsen entschieden. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Die mechanischen Avid-Bremsen verzögern kräftig und zuverlässig und dank den 180mm-Bremsscheiben ist auch das Bremsen mit viel Last kein Problem.
Mit dem «Gravit Dust» hat Hase Bikes ein spannendes Velo entwickelt, das sich sehr vielseitig einsetzen lässt. Im Alltag macht es als Lastenvelo eine gute Figur, in der Freizeit ist es ein toller Begleiter auf der Gravelrunde oder auf Bikepacking-Trips.
Ausstattung: Shimano-Microshift 1x11-Schaltung, «Spinner 300»-Federgabel, 26-Zoll-Hinterrad, Schwalbe «Billy Bonkers» 26x2.10 Reifen, 20-Zoll-Vorderrad, «Billy Bonkers» 20x2.0 Reifen, mechanische Scheibenbremsen, Doppelständer, Fr. 4337.– (Testkonfiguration).
Getestet: 3 Monate als Velo im Alltag und in der Freizeit
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