Wirtschaftskrimi um Leon Cycle

Eine Woche vor der Eurobike erschüttert ein Skandal die globale Veloindustrie: Der Gründer eines grossen E-Bike-Anbieters aus China ist in Paris wegen des Verdachts auf gewerbsmässigen Betrug in U-Haft genommen worden.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Branche, 13.06.2023

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2014 von Leon Ding (oder auch Ding Li-jun) in Hannover gegründet, setzt der chinesische E-Bike-Spezialist Leon Cycle auf schlanke Strukturen, einen Omnichannel-Ansatz und vertikale Integration. Dazu gehören ausser dem Webshop eigene Ladenlokale in Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien, aber auch in den Vereinigten Staaten, Australien und Neuseeland. Die E-Bikes der Marken Leon Cycle, NCM Bike und ET.Cycle kosten zwischen EUR 1'000.- und 2'000.-, sind somit preislich deutlich unter den im Fachhandel angebotenen Produkten angesiedelt und rollen oft auf überbreiten Reifen. Laut der Website des Herstellers werden die E-Bikes in Deutschland entwickelt und in Westeuropa produziert. Dass dieses Geschäftsmodell funktioniert, zeigt die Tatsache, dass Leon Cycle weltweit 51'200 Angestellte zählt.

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In München verfügt Leon Cycle über ein Ladenlokal an bester Lage - und nicht nur dort.

Am vergangenen Freitag bekam die in Paris domizilierte, französische Niederlassung von Leon Cycle Besuch von Zollbeamten der finanzgerichtlichen Ermittlungsdienste (SEJF). Diese nahmen den Firmengründer Leon Ding in Gewahrsam und eröffneten ein Verfahren wegen bewusster Irreführung betreffend der Herkunft und Beschaffenheit von Handelsware mit dem Zweck, Antidumping-Tarife der EU zu umgehen und von einem tieferen Mehrwertsteuersatz für Ersatzteile und Komponenten zu profitieren. Als Auslöser der Untersuchung wird die Inspektion eines für Leon Cycle bestimmten Containers in einem französischen Hafen genannt. Dabei stiessen Zollbeamte auf widersprüchliche Angaben. Konkret wurde beim beanstandeten Container als Herkunftsort Südkorea statt der Volksrepublik China  deklariert. 

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Der 43-jährige Leon Ding verbrachte das vergangene Wochenende in Paris in
Untersuchungshaft. Rechts ein fett bereiftes Modell der Eigenmarke ET.Bikes.

Die Behörden werfen Ding gewerbemässigen Betrug vor, der bis ins Jahr 2018 zurückreichen soll, als die EU Antidumping-Strafzölle auf in China produzierte E-Bikes verhängte. Die irreführenden Herkunftsangaben diente demnach dazu, fällige Antidumping-Strafzölle zu vermeiden. Auch seien Komplettvelos als Ersatzteil-Kits deklariert worden, um von einem tieferen Mehrwertsteuersatz zu profitieren. Ins Visier der Ermittler sind die Montage-Partner von Leon Cycle in Rumänien und der Tschechischen Republik geraten. Weil die Leisger Holdings Ltd zudem auf den Cayman Islands registriert ist, steht der Verdacht der Geldwäscherei im Raum. Als Schadenssumme nennen die Ermittler EUR 26 Millionen. Während sich der 43-jährige Leon Ding in Paris in Untersuchungshaft befindet, beteuern dessen Anwälte seine Unschuld.      

https://leoncycle.de

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