Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
04.02.2021
Die Berner Bevölkerung ist mit der Veloinfrastruktur in Stadt und Agglomeration «eher zufrieden». Will die Stadt den Fahrradanteil am Gesamtverkehr steigern, sind weitere Verbesserungen notwendig.
Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
04.02.2021
In der Schweiz gibt es bis jetzt nur wenige Orte, die den Namen «Velostadt» verdienen. Bern gehört dazu. Die Landeshauptstadt wurde 2020 mit dem Prix Velo Infrastruktur ausgezeichnet. Der Preis wird alle vier Jahre verliehen. Pro Velo Schweiz ehrt damit «wegweisende Veloprojekte, Massnahmen oder Planungsinstrumente mit Modellcharakter, die das Radfahren für die Bevölkerung attraktiver machen».
Die Bundesstadt kommt aber nicht nur bei der Fahrradlobby, sondern auch bei der eigenen Bevölkerung gut weg. Das ist das Resultat einer Umfrage von Pro Velo Bern.
Im vergangenen Sommer haben 800 Personen Fragen zur Veloinfrastruktur in Stadt und Agglomeration Bern beantwortet. Auf Anfrage von Velojournal zeigt sich der Geschäftsleiter Dominik Guggisberg mit dem Rücklauf zufrieden. Es hätten sogar deutlich mehr Personen mitgemacht als ursprünglich erhofft. Bei den Teilnehmenden habe es sich um eine interessierte und informierte Personengruppe gehandelt, erläutert Guggisberg. Die Frage, ob die Antworten repräsentativ seien, verneint er. Repräsentativität sei aber auch nie das Ziel gewesen.
Vielmehr habe Pro Velo den Berner Velofahrerinnen und -fahrern eine Stimme geben wollen. Über die eigenen Kanäle sind Personen erreicht worden, die regelmässig in die Pedalen treten. «Die Frage, warum jemand nicht oder nicht mehr auf dem Velo sitzt, kann die Umfrage darum leider nicht beantworten», sagt Dominik Guggisberg. Pro Velo Bern hat aus der Umfrage aber dennoch wichtige Schlüsse gezogen. Der Geschäftsleiter führt das auf dem Umstand zurück, dass die Antworten von Leuten stammten, die von ihren täglichen und persönlichen Erfahrungen im Strassenverkehr berichtet hätten.
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden zeigte sich mit den Verhältnissen in der Stadt und der Agglomeration Bern «eher zufrieden». Pro Velo Bern hat mit der Umfrage Leute erreicht, die sich selbst als gute Velofahrende bezeichnen. Acht von zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern schätzen sich als «geübt» oder sogar als «Profi» auf dem Sattel ein. Diesen Umstand gilt es im Hinterkopf zu behalten. Denn: Wer viel mit dem Velo unterwegs ist und routiniert fährt, bewertet Schwachstellen im Velonetz unter Umständen anders als eine Person, die sich generell unsicher auf dem Sattel fühlt.
Augenscheinlich wird dieser Umstand bei zwei Fragen, die sich um Velowege und Radstreifen und deren Breite drehen. So findet das Gros der Bernerinnen, die sich auf dem Fahrrad sicher fühlen, dass es in der Stadt genügend und ausreichend breite Radstreifen und -wege gibt. Unsichere Personen gingen mit den Velowegen deutlich härter ins Gericht. Acht von zehn Bernern, die sich als unsichere Radler bezeichnen, finden, dass es zu wenig Velowege gibt. Und weniger als ein Drittel dieser Personengruppe hält die Radstreifen für genügend breit.
Sichere Personen unterteilen anders als unsichere Velofahrende.
Dass sich aber auch die «Profis» unter den Berner Radfahrenden kritisch geäussert haben, zeigt, dass die Bundesstadt noch nicht am selbst gesteckten Ziel «Velohauptstadt 8 bis 80ig» angelangt ist. «Die Bevölkerung schätzt die Bemühungen Berns. Das Velonetz ist aber weiterhin ein Flickenteppich», konstatiert Guggisberg. Er zieht sein Urteil nicht nur aus den statistischen Daten der Umfrage, sondern auch aus der umfangreichen Auswertung der offenen Fragen.
Viele Antworten verdeutlichten, dass es bei Kreuzungen und an Kreiseln immer wieder zu brenzligen Situationen kommt. Auf die Gestaltung der Veloführung im Kreuzungsbereich müsse deshalb ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Auch der Umstand, dass die Hälfte der Befragten zur Antwort gab, gelegentlich Umwege in Kauf zu nehmen, um gefährliche Stellen zu umfahren, sollte der Stadt zu denken geben. Will Bern zur Velohauptstadt der Schweiz werden, muss die Infrastruktur weiter verbessert und ausgebaut werden. Denn gerade die unsicheren Personen müssen erreicht werden, wenn der Fahrradanteil am Gesamtverkehr gesteigert werden soll.
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