Jenseits von Hollywood-Blockbustern und seriösen Arthousefilmen gibt es eine nicht zu unterschätzende Splatterfilm-Fanszene. Das Genre bezeichnet Horrorfilme, die sich durch Gewaltorgien und exzessive Bluträusche auszeichnen. Eine verdaubarere Variante sind Splatterfilme mit Slapstick-Einlagen. Humor, wenn auch sehr derben, gibt es bei «Turbo Kid» zu sehen.
Wir befinden uns in der Zukunft. Die Erde wurde nach einem weltumspannenden Krieg total zerstört. Es gibt auch keine Verbrennungsmotoren mehr, die Menschen bewegen sich jetzt auf BMX-Velos. Der Hauptprotagonist des Films ist ein Jugendlicher, der «The Kid» (Munro Chambers) genannt wird. Er ist ein Comicfan. Seine Lieblings-Comicfigur nennt sich Turbo Rider. Die Lieblingslektüre und die wichtigen Dinge zum Überleben – wie etwa Trinkwasser – beschafft er sich mittels Tauschgeschäften. Dazu unternimmt er mit seinem BMX-Velo Entdeckungsfahrten.
Auf einer seiner Touren macht er Bekanntschaft mit der geheimnisvollen Apple (Laurence Lebœuf). Apple und The Kid werden nach einiger Zeit Freunde. Als Apple von gemeinen Helfern des Warlords Zeus gefangen genommen wird, bricht The Kid zu einer Rettungsmission auf. Ihm kommt es dabei sehr entgegen, dass er in einem alten, abgestürzten Raumschiff zu einem neuen Outfit und – noch wichtiger – zu einer furchterregenden Waffe kommt. So ausgestattet, kommt er seinem Comic-Helden Turbo Rider sehr nahe. Zeus, der Bösewicht im Film (dargestellt von Michael Ironside, bekannt unter anderem aus «Starship Troopers»), ist ein Warlord der ganz fiesen Sorte. Er besitzt in der Region das Wassermonopol und regiert mit eiserner Faust. Wie er zu seinem Reichtum, dem Trinkwasser kommt, sei an dieser Stelle nicht verraten. Auch die wahre Identität von Apple, die mit Zeus etwas gemeinsam hat, bleibt ein Geheimnis. In einer Kampfarena finden sich The Kid, Apple und ein weiteres Opfer von Zeus, der Cowboy Frederic (Aaron Jeffery), wieder. Alle drei spannen zusammen und können dem Bösewicht Zeus und dessen Schergen vorerst entfliehen.
Atari- und Commodore-Ästhetik
Die bis ins Groteske überzeichneten Gewaltszenen mit Hektoliter spritzendem Kunstblut in «Turbo Kid» können nicht ernst genommen werden. So ist es auch zu erklären, dass der Film bereits für ein Publikum ab 16 Jahren freigegeben wurde. Dennoch richtet sich der Streifen nicht nur wegen der zahlreichen Gewaltszenen an ein älteres Publikum. Ihren Spass daran haben wohl Filmfans, die bereits in den Achtzigerjahren auf B-Movies – wie etwa die Frühwerke des «Herr der Ringe»-Regisseurs Peter Jackson – standen. Die Atari- und Commodore-Ästhetik wurde vom Trio François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell, die zusammen das Drehbuch schrieben und auch Regie führten, mit Stil eingefangen. Die Requisiten, Filmeffekte und der Synthesizer-Sound entsprechen ebenfalls jener Zeit. Die Zeitschrift «Wired» bezeichnete «Turbo Kid» als «Mad Max auf BMX-Velos». Dies trifft es ganz gut.
Die DVD
«Turbo Kid»
Kanada, USA, Neuseeland 2015
Drehbuch und Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Darsteller: Munro Chambers (The Kid), Laurence Lebœuf (Apple), Michael Ironside (Zeus), Edwin Wright (Skeletron), Aaron Jeffery (Frederic) und weitere
Schnitt: Luke Haigh
Kamera: Jean-Philippe Bernier
Musik: Le Matos
Produktion: Anne-Marie Gélinas, Ant Timpson, Benoit Beaulieu, Tim Riley, Jason Eisener
BMX Stunt Double: Joël Bondu
Bemerkungen: ab 16 Jahren







