Pro & Kontra: Integrierte Kabel im Alltag?

Innenverlegte Kabelzüge und Bremsleitungen gehören bei modernen Rennvelos zum Standard. Auch bei E-Bikes und im urbanen Alltag verschwinden Kabel zunehmend. Nützt das den Velofahrenden?

Aline Kuenzler, Autorin (aline.kuenzler@velogisch.ch)
17.09.2025

Die Integration von Leitungen und Zügen an Fahrrädern bringt Vor- und Nachteile mit sich. (Fotos: ZVG)

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Dominique Fuchs sieht einen praktischen Vorteil in «nackten» Velorahmen.

Pro

Schlichtes Design und aufgeräumte Optik nennt Dominique Fuchs als klares Argument für integrierte Kabelführung. Der gelernte Velomechaniker arbeitet seit über einem Jahrzehnt in Werkstatt und Verkauf des Fachgeschäfts Randen Bike nahe Schaffhausen. Damit schöne Velos auch schön blieben, helfe die Verlegung der Kabel in den Rahmen. Lack und Rahmen werden so vor schleifenden Kabeln geschützt: «Nichts flattert, eine cleane Sache», erklärt Fuchs.

Damit wird zwar das Velo geschont, je nach Modell aber kaum der Mechaniker. Der Fachmann gibt zu, dass durch die integrierte Kabelführung meist ein Mehraufwand in der Werkstatt entstehe. Das hänge aber stark von der Marke und dem Alter des Velos ab: «In den letzten Jahren haben sich viele Marken stark weiterentwickelt und bieten praktikable Lösungen, auch für die Werkstatt.»

Letztlich müsse er sich als Mechaniker – wie auch die Kunden – ohnehin mit der neuen Technik auseinandersetzen. «Eine Wahl hat man eigentlich nicht mehr», sagt Fuchs. Bei modernen Sportvelos, zunehmend auch bei Alltagsvelos und E-Bikes, seien kaum mehr aussenverlegte Kabel oder Bremsleitungen zu finden. Gerade bei E-Bikes ist dies für den Fachmann auch kaum mehr anders möglich. Velos mit Elektromotor und dem dadurch obligatorischen Scheinwerfer verfügen über einige Kabel mehr als herkömmliche Velos.

«Der Mehraufwand hängt stark von der Marke und dem Alter des Velos ab.»

«Um diesen dicken Kabelstrang aussen am Rahmen zu verlegen, würde man fast schon Kabelkanäle brauchen, wie wir sie aus der Haustechnik kennen», meint Fuchs mit einem Augenzwinkern. In den voluminösen E-Bike-Rahmen finden die Kabel aber problemlos Platz.

Weniger bei E-Bikes oder Alltagsvelos, sondern eher bei Sportvelos spielt auch die Aerodynamik eine Rolle bei der Kabelführung. «Aber erst ab 40 km/h werden Verwirbelungen im Luftstrom relevant», räumt der Fachmann ein. Im Alltag ist der nackte Rahmen viel eher aus praktischen Gründen von Vorteil, nicht des Luftwiderstands wegen. Taschen lassen sich unter Umständen einfacher befestigen, und die Gefahr, an Kabelzügen hängen zu bleiben, entfällt. Auch vor Witterungseinflüssen könnten Kabel im Rahmen, sofern sie sauber verlegt seien, besser geschützt werden, fügt Fuchs an.

Sie sind so gut versteckt, aber der Kunde hat selbst weniger Zugriff auf Brems- und Schaltsysteme. «Umso wichtiger daher, dass ein neues Velo mit Support gekauft und fachmännisch gewartet wird», freut sich der Schaffhauser Mechaniker.

Daniel Eichholzer plädiert für einfache Handhabung anstelle von schickem Aussehen.

Kontra

«Das Velo soll sich an den Menschen anpassen, nicht umgekehrt», findet Daniel Eichholzer, Inhaber des Veloateliers in Zürich. Er führt den Betrieb seit 1992 mit seinem Team. Mit dem Aufkommen der integrierten Kabel kann er ein Velo weniger gut an die Bedürfnisse seiner Kundschaft anpassen.

Werden die Kabelzüge und Leitungen durch den Lenker direkt in den Vorbau und von dort ins Steuerrohr geführt, kann Eichholzer nicht mehr mit wenigen Handgriffen den Lenker oder den Vorbau wechseln. Dies hatte es dem Fachmann erlaubt, auf einfache und günstige Art die Ergonomie eines Velos an die Wünsche der Kundin oder des Kunden anzupassen. «Nun muss sich der Kunde ans Velo anpassen», fasst Eichholzer zusammen.

Gleichzeitig müsse die Kundschaft meist auch tiefer in die Tasche greifen als beim klassischen System. Soll beispielsweise ein Steuerlager ersetzt werden, müssten integrierte Kabel abgehängt und Bremsen im Anschluss neu entlüftet werden. «Dadurch kann eine einfache Reparatur mindestens doppelt so lang dauern», erklärt Eichholzer. Manchmal reiche gar ein einzelner Mechaniker für die Arbeit nicht mehr aus, da der komplexen Kabelführung wegen «eine dritte Hand» benötigt werde. Aus diesem Grund weist der Inhaber des Veloateliers die Werkstattpreise für Fahrräder mit integrierter Verlegung separat aus.

«Dadurch kann eine einfache Reparatur doppelt so lange dauern.»

Insbesondere die Annahme von Reparaturen und die Erstellung eines akkuraten Kostenvoranschlags werden deshalb zunehmend schwierig, da auch der erfahrene Fachmann aus Zürich nicht in den Velorahmen hineingucken kann und somit nicht immer weiss, was ihn erwartet. Diese arbeitsintensiven Stunden muss der Mechaniker seinen Kunden verrechnen, auch wenn das nicht im Sinne seines Dienstleistungsbewusstseins ist.

«Entwicklungen der Veloindustrie erfolgen oft ohne Einbezug des Fachhandels», konstatiert Eichholzer. Er ist nicht grundsätzlich gegen die schlichte, aufgeräumte und aerodynamisch optimale Optik der modernen Bauweise, wünscht sich aber «integrativere und fertig gedachte Lösungen» seitens der Hersteller und Produzenten, welche nicht nur chic aussehen, sondern auch einfach zu handhaben und zu warten sind.

Daher spricht sich Eichholzer für die «vielleicht etwas altmodische» Variante der aussen verlegten Kabel aus, gerade dann, wenn es nicht um Aerodynamik geht. Schliesslich «hat das bis anhin problemlos funktioniert».

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