«Wer Rad fährt, erhält Geld», las ich vor ein paar Wochen im Velojournal-Newsletter: «Niederländische Arbeitnehmer können fürs Velofahren künftig Geld bekommen. Wer mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zur Arbeit pendelt, soll eine Entschädigung von 19 Cent – rund 22 Rappen – pro Kilometer erhalten.» Dies jedenfalls sei die Idee der stellvertretenden niederländischen Infrastrukturministerin Stientje van Veldhoven.
Das Velo fördern – in den Niederlanden? Aus Schweizer Sicht tönt das beim besten Willen so, als ob uns jemand auf den Arm nehmen wollte. Aber natürlich kann man es auch andersrum sehen: Sogar in den Niederlanden gibt es bezüglich Veloförderung offensichtlich noch Luft nach oben. Und wenn wir es hierzulande Ende September nach dem Ja zur eidgenössischen Veloinitiative endlich geschafft haben, das Velo in der Verfassung zu verankern, sind neue Ideen auf jeden Fall willkommen – warum nicht auch jene einer Kilometerentschädigung fürs Velofahren? Dennoch hat mich die Idee ins Grübeln gebracht. Denn es gibt, sowohl in den Niederlanden als auch hierzulande, nach wie vor eine Kilometerentschädigung fürs Autopendeln. Zwar wurden die Beiträge in verschiedenen Kantonen etwas gekürzt, die Bedingungen etwas verschärft. Trotzdem fördert der Staat damit das Autofahren. Bevor nun die nächste Förderung kommt, die fürs Velofahren: Wäre es nicht sinnvoller, erst mal jene fürs Autofahren abzuschaffen? Gesünder für Mensch, Umwelt und die Staatsfinanzen wäre es allemal.
Natürlich ist mir schon klar, dass das «politisch nicht machbar» ist. Man könnte sich aber auch mal fragen, weshalb es eigentlich in unserer Gesellschaft für alles sogenannte finanzielle Anreize braucht. Beziehungsweise weshalb solche «Anreize» zuverlässig dazu führen, dass jene, die aus eigener Überzeugung und ohne irgendwelche finanziellen Zückerchen das tun, was für ihre Gesundheit und die Umwelt gut ist, am Ende leer ausgehen. Oder können Sie Ihr Biogemüse und die Veloreparatur von den Steuern abziehen? So gesehen wäre eine Kilometerentschädigung fürs Velofahren eine sehr gute Sache. Aber natürlich hätte ein entsprechender Vorstoss den Gegenwind quasi eingebaut: zu kleiner «Umsteigeeffekt»! Zu Deutsch: Wegen der paar Rappen lassen die Leute doch das Auto nicht stehen … Und die bereits Bekehrten, die sollen gefälligst nichts davon haben, dass sie sich so verhalten, wie es die PolitikerInnen in ihren Sonntagsreden zu fordern pflegen.
Wirklich nicht? Ende September haben wir wieder Zeit. Vielleicht trotz allem für eine weitere Veloinitiative: Heu für den Drahtesel statt Kohle fürs Auto! Ideen haben darf man ja. Träume auch …
Nicole Soland
02.08.2018







