Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
Test,
11.07.2025
Das Gravelbike ist ebenso Abenteuervelo wie auch treuer Begleiter für die Pendelfahrt und Sportgerät für Bewegung abseits des Verkehrs. Welches Modell sich für welchen Einsatzzweck eignet, zeigt unser Praxistest.
Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
Test,
11.07.2025
Rasante Fahrt auf losem Untergrund: Wo der Spass mit dem Rennvelo endet, beginnt er mit dem Gravelbike erst recht. (Foto: Mirjam Graf)
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Das Gravelbike ist äusserst vielseitig. Sogar mit Gepäck ist es dank zahlreicher Montageösen flott unterwegs. Dadurch eignet es sich ebenso als Reise- oder Sportvelo wie auch zum Pendeln. So breit die Einsatzbereiche der Gravelbikes sind, so gross ist auch das Velo-Angebot für die Fahrt auf Schotter.
Welches Gravelbike für welchen Zweck am besten taugt, zeigt der Test in Kooperation mit dem «Kassensturz». Acht schweizweit viel verkaufte Gravelbikes wurden im Praxistest über Stock und Stein gefahren, steil bergauf pedaliert, kräftig abgebremst und im Labortest auf ihre Robustheit überprüft.
Getestet wurden Modelle bis 2500 Franken. Unter ihnen zwei mit Carbonrahmen: das «Grizl CF SL 6 AXS» des Online-Versenders Canyon sowie das «Nuroad C:62 Pro» der im Fachhandel erhältlichen Marke Cube. Der einzige Stahlrahmen im Test ist am Modell «Ruut ST 2» der auf Gravelbikes spezialisierten Marke Rondo verbaut. Ausschliesslich bei Decathlon zu kaufen ist das «Van Rysel GRVL AF». Im Fachhandel erhältlich sind die weiteren Modelle mit Aluminiumrahmen: «Speedster Gravel 10» von Scott, das «Gravel Alu 2025» von Price sowie das «Prestige» von Stevens. In eigenen Läden oder online wird das Gravelbike «Backroad AL Apex XPLR» von Rose vertrieben.
Ordentlich geschüttelt wurden die Modelle alle, 100 000-mal, um genau zu sein. So oft wurde jedes der Testräder samt Zusatzgewicht auf dem Rollenprüfstand über eine Schwelle bewegt. Dieser Labortest beweist die Robustheit der getesteten Gravelbikes, die alle der extremen Belastung standhielten. Der Test über eine lange und intensive Nutzung hat aber auch gezeigt, dass Gravelbikes regelmässige Wartung benötigen. Mehrere Steuerlager und Speichen haben sich auf dem Rollenprüfstand gelockert.
Dies scheinen die neuralgischen Stellen für die Fahrt auf Schotter zu sein. Für unbeschwertes Abenteuer empfiehlt sich also eine regelmässige Kontrolle von Speichenspannung und Steuerlagerspiel bei jedem Schotterrad. Dann steht der Fahrt über Stock und Stein nichts mehr im Weg. Trotzdem lohnt es sich aber, genau hinzuschauen, damit das Modell zu Einsatzweck und Fahrerin passt.
Eines steht fest: Der Spass kommt beim Fahren mit einem Gravelbike nicht zu kurz. (Foto: Aline Künzler)
Die steile Bergfahrt macht die Unterschiede im Systemgewicht der Velos spürbar. Gerade für den sportlichen Einsatzzweck, wenn dynamisches Fahrgefühl gefragt ist und Passtouren auf dem Programm stehen, ist ein leichtes Zweirad von grossem Vorteil. Im Praxistest wurden denn auch leichtere Gravelbikes betreffend Wendigkeit und Bergfahrt besonders gut bewertet. Dies, ohne dass den Testpersonen die einzelnen Gewichte bekannt waren.
Das «Nuroad C:62 Pro» verfügt als leichtestes Velo im Test nicht nur über einen Rahmen aus Kohlefasern, sondern auch über einen hochwertigen Carbon-Laufradsatz. Dadurch pedalierten die Testpersonen besonders leicht bergauf und beschleunigten schnell auf dem Cube-Bike.
Zu den Sportskanonen unter den getesteten Modellen gehört auch das «Grizl CF SL 6 AXS». Als einziges Modell im Test verfügt das Canyon-Gravelbike über eine elektronische Gangschaltung, was die Testerinnen und Tester begeisterte. Zwar lassen sich aufgrund seiner nackten Sattelstreben ohne Ösen keine herkömmlichen Gepäckträger am «Grizl» montieren. Dafür ist aber seine Carbon-Sattelstütze für die Gepäckmontage freigegeben, was eine Seltenheit ist.
Nichtsdestotrotz bedarf es für die bepackte Fahrt mit der Carbon-Sportskanone mit Bedacht ausgewählten Zubehörs. Ähnlich sportlich lenkt sich auch das «Speedster Gravel 10». Das Modell fährt in einer mittleren Gewichtsklasse, verfügt aber über ein breites Schaltspektrum. Gepäckbefestigungen fehlen hier aber nicht nur am Hinterbau, sondern auch an der Gabel, was den Einsatz des Scott-Gravelbikes auf eine sportliche, wenig bepackte Fahrt beschränkt.
Rundum bepackt fährt sich das Modell von Price nicht weniger sportlich. Dass ein leichter Rahmen nicht zwingend aus Carbon gefertigt sein muss, beweist das «Gravel Alu 2025». Mit vielen Ösen am Rahmen für den Gepäcktransport eignet sich dieses Rad auch für die grosse Bikepacking-Tour und bleibt trotzdem das zweitleichteste Modell im Test.
Ebenso vielseitig bepacken lässt sich das «Prestige» von Stevens. Nicht nur für Bikepacking-Taschen, sondern auch für die Montage von Gepäckträger, Scheinwerfer und Dynamokabel ist der Stevens-Rahmen vorbereitet. Ein treuer Packesel für wilde Abenteuer also. In Kombination mit der einzigen Aluminiumgabel im Test fährt sich der eher schwere Rahmen dafür nicht mehr ganz so sportlich.
Nicht primär das sportliche Fahrgefühl, sondern Zuverlässigkeit und Komfort zählen für den täglichen Einsatz des Gravelbikes. Gut vorbereitet für die Montage von Schutzblechen und Scheinwerfer ist das «Ruut ST 2». Auch wenn der einzige Stahlrahmen im Test als schwerfällig wahrgenommen wurde, kann dieses langlebige Material genau das Richtige für den ganzjährigen, täglichen Einsatz sein.
Den Alltagsbegleiter in Form eines Gravelbikes gibt es auch für wenig Geld. Das «GRVL AF» von Decathlon ist das mit Abstand günstigste Velo im Test. Abstriche musste es im Test aber betreffend Wendigkeit und der Qualität von Naben und Felgen verzeichnen. Als Einsteigervelo und für die tägliche Überland-Pendelfahrt eignet sich das «Van Rysel»-Velo mit Schutzblech- und Gepäckträgeraufnahmen aber allemal.
Das Beste aus allen Welten des Gravel-Spasses vereint das «Backroad AL Apex XPLR» von Rose. Sportlich auf Asphalt, aber nicht weniger wendig über Stock und Stein lenkt sich der Aluminiumrahmen, der über eine Vielzahl von Montagepunkten für Gepäck, Schutzblech und Licht verfügt.
Am meisten Spass macht die Gravel-Tour mit dem passenden Velo. Ein besonderes Augenmerk gilt der Reifenfreiheit, dem Schaltspektrum und der Lenkerform von Gravelbikes. Ein grosszügiger Rahmen und eine weite Gabel ermöglichen die komfortable Fahrt auf breiten Reifen, ohne dass bei der Fahrt durch Schlamm der Lack touchiert wird.
Mit allen getesteten Gravelbikes kamen die Testpersonen am Bergpreis ordentlich ins Schwitzen. Insbesondere für die Fahrt mit Gepäck wären an allen Velos noch leichtere Gänge wünschenswert. Weniger einig war sich das Testteam bei der Lenkerform-Bewertung. Ob diese nun abgeflacht, nach aussen gekrümmt mit «Flair» sein soll und wie weit der Drop nach unten reicht, scheint Geschmackssache zu sein.
Deshalb gilt wie auch für das Gesamtsystem des Gravelbikes: Probieren geht über studieren. Am besten fährt man gleich mehrere Velos Probe. Idealerweise in einem geeigneten Übungsgelände, sei es auf Schotter oder auf der Pendelstrecke.
Bestes Gesamtpaket
Ausstattung: Geschweisster Aluminiumrahmen mit einer Reifenfreiheit von 45 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Sram «Apex»-Schaltung 1 × 12, Schaltspektrum von 400 %, hydraulische Scheibenbremsen Sram «Apex»
Gewicht: 9,1 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Besonders gute Bremskraft dank 180mm-Bremsscheibe vorne
– Leichter Berggang fehlt, Fussfreiheit zum Vorderrad knapp
Preis: ab Fr. 2414.–
Bergziege
Ausstattung: Carbonrahmen mit einer Reifenfreiheit von 50 mm, Carbonfelgen, mechanische Shimano «GRX»-Schaltung 2 × 11, Schaltspektrum von 507 %, hydraulische Scheibenbremsen Shimano «GRX»
Gewicht: 8,7 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Klettert besonders gut, fühlt sich wendig an
– Carbon-Sattelstütze eignet sich nur bedingt für Gepäckmontage
Preis: ab Fr. 2499.–
Ausstattung: Carbonrahmen mit einer Reifenfreiheit von 50 mm, Aluminiumfelgen, elektronische Sram «Apex»-Schaltung 1 × 12, Schaltspektrum von 400 %, hydraulische Scheibenbremsen Sram «Apex»
Gewicht: 9,5 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Besonders benutzerfreundlich durch elektronische Schaltung
– Vorne nur Montage von Spezial-Schutzblechen am Rahmen möglich
Preis: ab Fr. 1979.–
Ausstattung: Geschweisster Aluminiumrahmen mit einer Reifenfreiheit von 45 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Shimano «GRX»-Schaltung 2 × 12, Schaltspektrum von 501 %, hydraulische Scheibenbremsen Shimano «GRX»
Gewicht: 10,1 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Schöne Schweissnähte, grosszügiger Rahmen für Reifenfreiheit
– Wenig Befestigungsmöglichkeiten für Gepäck am Rahmen
Preis: ab Fr. 1999.–
Alu-Fliegengewicht
Ausstattung: Geschweisster Aluminiumrahmen mit einer Reifenfreiheit von 40 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Shimano «GRX»-Schaltung 2 × 12, Schaltspektrum von 451 %, hydraulische Scheibenbremsen Shimano «GRX»
Gewicht: 9,0 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Läuft besonders ruhig, hochwertige Laufräder
– Etwas grob geschweisst, Fussfreiheit zum Vorderrad knapp
Preis: ab Fr. 2495.–
Viel Gravelbike für wenig Geld
Ausstattung: Geschweisster Aluminiumrahmen mit einer Reifenfreiheit. von 50 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Sram «Apex»-Schaltung 1 × 12, Schaltspektrum von 400 %, hydraulische Scheibenbremsen Sram «Apex»
Gewicht: 10,7 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Grosszügiger Rahmen für Reifenfreiheit
– Wenig wertige Felgen und Naben
Preis: ab Fr. 1399.–
Ausstattung: Geschweisster Aluminiumrahmen mit einer Reifenfreiheit von 45 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Shimano «GRX»-Schaltung 2 × 12, Schaltspektrum von 400 %, hydraulische Scheibenbremsen Shimano «GRX»
Gewicht: 10,7 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Schöne, verschliffene Schweissnähte, komplette Befestigungsmöglichkeiten für Gepäck und Licht
– Reifen für Trail-Fahrt zu schmal
Preis: ab Fr. 2099.–
Ausstattung: Geschweisster Stahlrahmen mit einer Reifenfreiheit von 45 mm, Aluminiumfelgen, mechanische Sram «Apex»-Schaltung 1 × 11, Schaltspektrum von 372 %, mechanische Scheibenbremsen Sram «Apex»
Gewicht: 10,9 kg *
Testresultate
Kommentar
+ Schön geschweisst, robuster Stahlrahmen
– Hohes Gewicht zeigt sich in träger Fahrt, mechanische Scheibenbremsen brauchen viel Fingerkraft
Preis: ab Fr. 2499.–
Velojournal-Skala:
5 Punkte = sehr gut
4 Punkte = gut
3 Punkte = genügend
2 Punkte = ungenügend
1 Punkt = schlecht
* Gemessen durch Velojournal, ohne Pedale. Kann von Herstellerangaben abweichen.
Im Praxistest bewerteten fünf Testpersonen die Gravelbikes im Direktvergleich für die Fahrt über Schotter, Holperstrecke und Asphalt. Auf dem Testparcours wurden zudem eine Bergstrecke und ein Slalom gefahren und die Benutzerfreundlichkeit bepunktet. Die Dauerbelastung der Gravelbikes wurde im Labor auf einem Rollenprüfstand simuliert. Der Expertentest bewertete Qualität von Rahmen und Komponenten. Hier wurden unter anderem das Schaltspektrum sowie die Fussfreiheit zum Vorderrad gemessen und die Befestigungsmöglichkeiten am Rahmen dokumentiert.

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