Gewerkschafts-Protest gegen Specialized

An der Taipei Cycle Show kam es während einer Rede von Specialized-Vizepräsident Bob Margevicius zu einer Protestaktion von Gewerkschaften. Dabei ging es um offene Lohnforderungen in El Salvador. Das ist der Hintergrund.

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 07.04.2025

Im Rahmen des «Bike Vision»-Formats konnten ausgewählte Start-ups bei der Taipei Cycle Show ihre Ideen verschiedenen Investoren vorstellen. Auch eine Podiumsdiskussion war Teil der Veranstaltung.

Dort hielt mit Specialized-Vizepräsident Bob Margevicius ein Schwergewicht der Fahrradbranche eine kurze Ansprache. Während dieser Ansprache kam es zu einer Protestaktion: Gewerkschafter entrollten ein Banner, auf dem der US-Velohersteller Specialized in Englisch wie in Mandarin dazu aufgefordert wurde, seine Arbeiter zu entlöhnen.

Worum ging es bei der Protestaktion? Wie andere Anbieter auch liess Specialized während einiger Jahre Sportbekleidung beim Hersteller APS in El Salvador fertigen.

Fahrradhersteller will nicht zahlen

Im August 2022 ging der chinesische Mutterkonzern von APS Pleite, wodurch 831 Angestellte ihren Arbeitsplatz verloren. Weil sich das APS-Management weigerte, ausstehende Löhne in der Höhe von USD 2 Millionen zu bezahlen, kämpfen diese ehemaligen Angestellten seither mit Unterstützung dreier Gewerkschaften um ihr Geld.

Nachdem andere Marken eine Einigung mit den Arbeiterinnen und Gewerkschaften erzielen konnten, geht es inzwischen noch um einen durchaus überschaubaren Betrag von USD 659'000.–.

Dennoch will sich Specialized bis heute nicht mit Vertretern der Arbeitnehmenden treffen und hat stattdessen eine humanitäre Spende in der Höhe von USD 44'238.29 angekündigt.

Gesitteter Protest gegen Specialized

In der Folge haben sich Gewerkschafter in den USA und in Taiwan mit den ehemaligen APS-Angestellten solidarisiert, um den Druck auf Specialized zu erhöhen. Dies mündete nun in die Protestaktion an der Taipeh Cycle Show. Da die Aktivistinnen und Aktivisten die Rede von Bob Margevicius nicht mit Zwischenrufen störten und lediglich ein gedrucktes Statement verteilten, kam es zu keiner Eskalation. Statt einzugreifen, markierten die aufgebotenen Security-Männer lediglich Präsenz.

Insofern lief es gesitteter ab als noch vor Jahresfrist, als Führungspersonal von KTM Fahrrad eine Präsentation eines Vertreters von Pierer Mobility mit Zwischenrufen gestört und für ein unwürdiges Spektakel gesorgt hatte.

 

Den kompletten Sachverhalt der Proteste hat das Onlinemagazin Escape Collective aufgearbeitet.

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