Fast vollzählig erschien die Velobranche, als Veloplus Ende Januar zu einem Treffen ins neue Logistikzentrum Rüti einlud – vor 25 Jahren bei der Gründung wäre dies ein noch undenkbares Szenario gewesen. Damals brüteten die zwei Studenten Theo Weilenmann und Martin Wunderli ihre Geschäftsidee aus: Den Velozubehörhandel in der Schweiz aufzumischen, war ihr Ziel. Denn das Kartell zwischen Importeuren und Händlern – ein Relikt aus der Kriegswirtschaft – publizierte damals nur einen einzigen Gemeinschaftskatalog. Die beiden hegten aber auch Zweifel an ihren hochfliegenden Plänen, denn bloss zwei Jahre zuvor war einem ähnlichen Versuch eines Zubehörhandels die Luft ausgegangen.
Heute befindet sich der Schweizer Marktführer für Velo- und Bike-Zubehör in Topzustand. Trotz Krise konnte der Betrieb den Umsatz im letzten Jahr um satte elf Prozent auf 26,5 Millionen Franken steigern und ein neues Logistikzentrum in Rüti ZH beziehen. Neben dem Internet-Versand verfügt Veloplus in der Schweiz über vier Filialen in Wetzikon, Basel, Emmenbrücke und Ostermundigen (siehe vj 5/07). In Planung sind weitere kleinere Shops an neuen Standorten.
Neuorganisation
Dennoch wollen Wunderli und Weilenmann kürzertreten und am Geschäft auch neue Köpfe und Hände teilhaben lassen. Bereits Ende Jahr wurde den Mitarbeitenden ein Partizipationsmodell präsentiert, womit diese am Erfolg des Betriebs beteiligt werden. Darüber hinaus werden Teilhaber für Veloplus gesucht. Vorläufig werden die beiden Eigentümer jedoch noch mindestens ein Drittel der Aktien behalten und zusammen mit den Mitarbeiteranteilen noch immer über eine Mehrheit in der Firma verfügen. Gleichzeitig wird eine Geschäftsleiterin oder ein Geschäftsleiter gesucht. Die Wahl wird voraussichtlich im Frühsommer erfolgen. Laut Martin Wunderli ist das Interesse an den Anteilscheinen gross, nicht zuletzt auch aus der Branche.
Früh auf Öko-Leitbild gesetzt
Ein zentrales Element von Veloplus ist das Leitbild, an welches man sich seit Beginn hält. Veloplus fördere – so steht da – ökologisch vertretbare Verkehrsmittel, schaffe menschenwürdige Arbeitsplätze und sozial fortschrittliche Arbeitsbedingungen, pflege die Mitbestimmung und wolle die «beste Firma der Schweiz für Velozubehör für Alltags- und Tourenfahrende» werden. Hinzu kamen ökologische Leitlinien, die für die verkauften Produkte und das verkehrspolitische Engagement gelten – Punkte, die bei der Präsentation herausgestrichen wurden.
Einige der hohen ökologischen Vorgaben – etwa der Versand per Bahn als Cargo Domizil – wurden allerdings im Laufe der Jahre teilweise vom Markt überrollt: Cargo Domizil gibts in der alten Form nicht mehr, und die Post wickelt ihren Transport seit einiger Zeit weitgehend auf der Strasse ab und nicht mehr per Bahn. Trotzdem sei der Postversand dank Sammelstellen «der Konkurrenz ökologisch immer noch weit voraus», sagt Wunderli. Veloplus will sich ab dem kommenden Herbst am Klimakompensationsprogramm der Post beteiligen.
Der Import von Kleidern und Zubehörteilen wird fast ausschliesslich auf dem Seeweg statt per Flugzeug abgewickelt. Daneben setzt die Veloplus-Crew auch auf Einsparpotenziale wie effiziente Ladenbeleuchtung, die letztes Jahr eingeführt wurde. Wunderli: «Damit konnten wir Strom für acht Einfamilienhäuser einsparen.» Seit Kurzem speist ein Solarkraftwerk mit 10 Kilowatt Leistung auf dem Dach des Geschätssitzes in Wetzikon Strom ins Netz, und die Ölheizung wurde durch eine ökologische Pellet-Heizung ersetzt. Und bei allem Fortschritt sieht Wunderli die Einsparpotenziale «noch längst nicht ausgeschöpft».
Verkehrspolitisches Engagement
Auch politisch engagiert sich Veloplus seit Beginn, damit das Velo seinen Stellenwert behält. Das Unternehmen unterstützt Aktionen wie «bike to work» und «bike2school» von Pro Velo, und weitere Projekte, mit denen die Velokultur gefördert wird. Die beiden Pioniere haben bewiesen, dass sich Kommerz und Politik sogar gegenseitig befruchten können. Man kann nur hoffen, dass uns die beiden Unermüdlichen auch nach dem Schritt ins zweite Glied noch lange erhalten bleiben.







