Vom steigenden Kapitalbedarf für die Entwicklung und Produktion von E-Bikes bis zur Marktmacht gegenüber Zulieferern wie Abnehmern gilt auch in der Velobranche: Es kommt sehr wohl auf die Grösse an. Als schnell wachsender Hersteller von Velos mit wie ohne Hilfsantrieb kann sich auch die Pierer Mobility AG dieser Logik nicht entziehen. Nach der Ende 2019 erfolgten, kompletten Übernahme von Pexco haben die Österreicher, die im Motorrad-Geschäft gross geworden sind, mit Husqvarna, R Raymon und Gas Gas bereits drei Velomarken im Portfolio - und ehrgeizige Pläne: Bis 2025 soll der jährliche Umsatz der Velosparte Pierer E-Bikes GmbH auf EUR 500 Millionen gesteigert werden - was gegenüber 2020 mehr als das Vierfache wäre. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Expansion über die DACH-Märkte hinaus und ab 2022 auch nach Nordamerika.

Für Pierer Mobility-CEO Stefan Pierer stellt Felt Bicycles auf Grund der sportlichen DNA
und der guten Verankerung im US-Markt einen ideale Ergänzung zur richtigen Zeit dar.
Mehr sportliche Velos - und ein Sprungbrett nach Übersee
Der nun verkündete Kauf von Felt Bicycles macht für Pierer Mobility daher viel Sinn: So kann der Umsatz nochmals schneller gesteigert werden, und mit der traditionellen Stärke in den Bereichen Triathlon, Rennvelo und Mountain Bikes deckt Felt Bicycles ein betont sportliches Segment ab, wo die Pierer E-Bikes GmbH bisher nicht so stark aufgestellt war. Zudem übernimmt Pierer Mobility ausser den Markenrechten und den Angestellten von Felt Bicycles auch Aktivposten des Unternehmens in Europa wie in Nordamerika. Dies dürfte wie gerufen kommen, um die für 2022 ohnehin geplante Expansion nach Nordamerika zu vereinfachen und dort ausser mit den Eigenmarken auch mit einer in Nordamerika bereits etablierten Marke wie Felt Bicycles auftreten zu können.

Aus dem Triathlon-Rennsport hervorgegangen, hat sich Felt Bicycles zuletzt einen
Namen als Spezialist für Carbon-Konstruktionen und Aerodynamik gemacht.
Mit dem Verkauf von Felt Bicycles verabschiedet sich die Rossignol Group ihrerseits endgültig von den ambitionierten Plänen in der Velobranche. Anfangs 2016 kauften die Franzosen die Time-Gruppe, im Frühjahr 2017 folgte Felt Bicycles. Das Ziel lautete damals, weniger abhängig vom Wintergeschäft zu werden und die Velosparte binnen fünf Jahren zu einem punkto Umsatz ebenso wichtigen Standbein zu machen. Erste Sparmassnahmen, die im Frühjahr 2019 die Time-Gruppe trafen, liessen bald Zweifel an diesen grossen Plänen aufkommen. Dieser Eindruck bestätigte sich, als die Rossignol Group im Februar 2020 ein erstes mal versuchte, die Time-Gruppe zu verkaufen. Dies klappte erst ein Jahr später im zweiten Anlauf, wobei die Pedalsparte an Sram und die Fertigung von Rahmen und Anbauteilen aus Carbon an Investoren aus Nordamerika ging.
Fotos: zVg Pierer Mobility / Felt Bicycles







