E-Bike-Importe der EU nahmen ab

Was Cyclinfo Ende Februar gemeldet hatte, bestätigt nun die Lobbyvereinigung Leva-EU: Die Importe von E-Bikes in die EU waren 2019 rückgängig, die Binnenproduktion stieg rasant an und China musste massiv Federn lassen.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Branche, 17.07.2020

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Mitte Januar 2019 beschloss die EU-Kommission nach einem längeren Verfahren, auf fünf Jahre befristete Antidumping-Zölle gegen in China gefertigte E-Bikes zu verhängen. Je nachdem, wie stark ein Hersteller den Wettbewerb verzerrt hatte, wurden gegen diesen Strafzölle von knapp 20 bis über 70 Prozent verhängt. Wie stark diese Massnahme die chinesischen Hersteller getroffen und die Industrie zur Verlegung ihrer Produktionsorte bewegt hat, geht nun aus den Zahlen von Eurostat hervor. Cyclinfo hatte bereits Ende Februar basierend auf den Eurostat-Zahlen der ersten zehn Monate des Jahres 2019 von tief greifenden Verschiebungen in der Fertigung von E-Bikes berichtet. Nun hat die Importeursvereinigung Leva-EU die Daten von Eurostat für das gesamte Jahr analysiert.

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Keine Bange: Die Abverkäufe von E-Bikes in den 28 Staaten der EU dürften laut
Leva-EU 2019 nochmals auf rund 3 Millionen Stück zugenommen haben. 

Das schon im Februar absehbare Bild bestätigt sich eindrücklich. Über das gesamte Jahr hinweg sank die Anzahl in die EU importierter E-Bikes von über einer Million Stück im Jahr 2018 um rund 30 Prozent auf 750'000 Einheiten. Noch deutlich stärker nahmen die Einfuhren von E-Bikes aus China ab: Diese sanken von 660'000 Einheiten im Jahr 2018 auf noch 107'000 Einheiten, was einer Abnahme von 83.5 Prozent entspricht. Zugleich war die Nachfrage nach E-Bikes in den 28 Staaten der EU ungebrochen: Noch haben nicht alle Länder ihre Marktdaten publiziert, aber Leva-EU geht davon aus, dass die Gesamtzahl der verkauften E-Bikes nochmals um rund 7 Prozent von 2.8 auf 3 Millionen Stück gestiegen sein dürfte.

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Die Niederlande legten im Hinblick auf die domestische Fertigung besonders stark zu.
Im Bild die Montage für E-Bikes in der Zentrale von Gazelle in Dieren, Niederlande.

Das wirft die Frage auf, wer an Stelle von China die über 500'000 fehlenden E-Bikes produziert hat. Die 12 wichtigsten Prdouzenten innerhalb der EU steigerten ihre Fertigung nur um 250'000 Stück. Ein Blick auf die Eurostat-Daten zeigt: 37.7 Prozent der nicht mehr aus China erfolgten Lieferungen oder 208'493 E-Bikes wurden aus anderen Ländern Asiens geliefert. Der grösste Profiteur war dabei Taiwan, das seine Exporte um satte 80 Prozent auf 338'570 Einheiten steigern konnte. Weniger spektakulär fiel das Wachstum bei Vietnam aus: Hier stieg die Anzahl der exportierten E-Bikes nur um 1.1 Prozent auf 155'000 Stück. Weil Vietnam ein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen hat, dürfte das Wachstum künftig stärker ausfallen. Weitere asiatische Länder mit nennenswerten Exporten in die EU sind Thailand, Kambodscha, Malaysia und Indonesien.

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Ein treffendes Beispiel für Investitionen taiwanesischer Firmen in Vietnam ist
die neue Rahmenfertigung von Astro nördlich von Ho Chi Minh City.

Ein besonders starkes Wachstum legte die Türkei hin: Dank dem Freihandel mit der EU wurden im vergangenen Jahr 13'000 E-Bikes verschifft - ein Wachstum um den Faktor 5.5. Der Wert der aus der Türkei importierten E-Bikes hinkte aber deutlich hinter dem Durchschnittswert von EUR 836.- her - das gilt so auch für die Herkunftsländer Thailand, Indonesien, Japan und das neue Schlusslicht China. Am anderen Ende der Skala stehen die Schweizer E-Bike-Produzenten: Für ihre Exporte in die EU errechnet Leva-EU einen Durchschnittswert von EUR 1714.-, was 7.5 Prozent mehr sind als ein Jahr zuvor. Dafür stieg die Anzahl der in die EU exportierten E-Bikes kaum an. Auf Platz Zwei liegt in dieser Hinsicht überraschend Kambodscha, das den Durchschnittswert der exportierten E-Bikes mit EUR 1129.- im Vergleich zum Vorjahr fast zu verdoppeln vermochte.

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Die Giant Group will künftig im ungarischen Gyöngyös bis zu einer Million E-Bikes
pro Jahr fertigen. Das dürfte Ungarn als Produktionsstandort massiv aufwerten.

Dagegen stieg der Durchschnittswert der aus Taiwan in die EU eingeführten E-Bikes um nur 5.5 Prozent auf EUR 1055.-. Die Schweiz, die 2019 deutlich über 40'000 E-Bikes in die EU exportiert und damit Rang Vier unter den Herkunftsländern belegt haben dürfte, taucht im Bericht von Leva-EU übrigens nochmals in den Top3 auf. Und zwar als neben Norwegen und den Vereinigten Staaten wichtigster Abnehmer von aus der EU exportierten E-Bikes: Deren Anzahl summierte sich 2019 auf insgesamt 138'000 Einheiten, was 16 Prozent mehr als im Vorjahr sind. Der Durchschnittswert pro exportiertem E-Bike stieg dabei leicht um 2.7 Prozent auf EUR 1587.- - oder gut doppelt so viel wie der Durchschnittswert der importierten E-Bikes. 

www.leva-eu.com

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