Sehr geehrter Dr. V. Love
Mit dem Sommer transportieren die Velofahrer und speziell die Rennradler jeweils ihre Räder in den SBB-Zügen. Dort sitzen sie dann breitbeinig in ihren eng anliegenden Rennhosen und mit nackten Beinen. Als Frau weiss ich in diesen Situationen jeweils nicht, was ich machen soll: Ignorieren? Verstohlen mustern? Oder etwas sagen? Was empfehlen Sie mir?
Marietta Th. aus Wald, Zürich
Liebe Marietta Th.
Sommer ist ja gut. Sich im Fliessgewässer treiben lassen oder irgendwo leger bekleidet im schattigen Innenhof kühle weisse Spritzer nachschenken – so was fühlt sich klasse an während der warmen Jahreszeit.
Aber: Der Mensch muss heute ja aktiv sein. Auch und gerade in der Ferienzeit. Und der Gümmeler stets vorneweg. Denn es gibt immer einen inneren Schweinehund zu würgen, einen nächsten Pass zu erklimmen, eine noch kühnere Route zu absolvieren oder eine Tour-de-France-Etappe nachzustellen (ich, selbstloser Tempomacher im Wind, der Führungsarbeit verrichtet, links ein Schlösschen, vorn ein Kreisel, hui ...). Ich verstehe die Teilzeitheroen auf ihren Carbonrössern ja: Beim Mausschieben im Grossraumbüro kommen nur schwerlich Heldengefühle auf. Auch klar: Helden brauchen Publikum. Brauchen Leute wie Sie – ob Sie wollen oder nicht.
Ich empfehle deshalb das in Insiderkreisen auch als «Munotstädter Methode» (MuMe) bekannte Vorgehen. Tragen Sie ab jetzt in Ihrer Clutch statt Pfeffer- jeweils ein Döschen Goldspray mit sich. Wenn Ihnen die manspreadenden Radlerhosenträger nächstes Mal im Zug auf den Sack gehen, applizieren Sie ihnen just in Gemächthöhe Ihren Goldspray auf das sich Abzeichnende. Erzählen Sie den möglicherweise leicht Irritierten daraufhin, wie imponierend Sie schon als Kind auf der Schulreise nach Schaffhausen die Darstellung des Wappentiers mit seinen güldenen Hoden gefunden hätten. Verabschieden Sie sich mit einem augenzwinkernden «Was man hat, darf man doch ruhig zeigen» in den Speisewagen, und lassen Sie sich dort kühle weisse Spritzer nachschenken.
Prostet Ihnen zu: der Dieter Wiesmann des goldigen Humors aka Dr. Love
Ihre Fragen an: dr.v.love@velojournal.ch
Dr. V. Love,
Velosoph
(dr.v.love@velojournal.ch)
VLove,
02.08.2018







