Lieber Dr. Love
Dieser Frühling war besonders ausgeprägt, was Pollenallergien anging. Obwohl ich normalerweise viel mit dem Velo unterwegs bin, musste ich wegen starker Reaktionen zwei Wochen aussetzen und den Zug sowie den Bus benutzen. Dort teilte ich meine Allergie mit schnäuzenden, aufs Handy starrenden Menschen. Ich wollte gleich wieder an die frische Luft, aber draussen war es noch schlimmer. Was raten Sie mir vom medizinischen Standpunkt aus?
Meredith Affeltranger, Boswil
Liebe Frau Affeltranger
Als im April eine gute Fantastilliarde Fichtenpollen buchstäblich flächendeckend eine «Duden»-Einband-gelbe Schicht über die Schweiz legte, konnte man Schlimmes ahnen. Und tatsächlich. Vor allem rund um die Veloständer an den Bahnhöfen sah man verwirrte, weinende Menschen auf der Suche nach ihren Gefährten. Neben polleninduzierten Augenirritationen gab es nämlich ein weiteres Problem: Fette Schichten gelber Pollen auf Felgen und Kettenschutz machten es schwierig, den eigenen schicken City-Cruiser optisch von den da und dort in Ständern (oder daneben) leise vor sich her rostenden OBike-Krüppeln zu unterscheiden – mit den Pollen kamen die Tränen. Insofern war Ihre Reaktion auf Ihre Reaktionen vernünftig: raus aus der Natur, rein in die fahrenden Räume.
Doch zu den Ratschlägen: Unternehmen Sie während der Pollenflugzeit in der Schweiz ruhig ausgedehnte Velotouren. Aber eher in Peru, Australien, Japan – fernab nervender ÖV-KonsumentInnen, irgendwo auf der Südhalbkugel, wo es grad herbstet. Falls Ihnen das zu teuer ist oder Sie Ihren ökologischen Fussabdruck nicht in groteske Grössen pushen wollen, gebe ich Ihnen hier noch ein altes Hausrezept meiner Oma Helene mit auf den Weg, das Sie als Velofahrerin ganzjährlich vor allen möglichen und unmöglichen Partikeln schützt: Halten Sie einfach die Luft an!
Atemlos durch den Tag bikend, winkt:
Ihr Dr. Love
Ihre Fragen an: dr.v.love@velojournal.ch
Dr. V. Love,
Velosoph
(dr.v.love@velojournal.ch)
VLove,
30.05.2018







