Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Ratgeber,
18.11.2021
Am Velo oder E-Bike lassen sich viele Wartungs- und einfache Reparaturarbeiten selbst ausführen. Das macht noch mehr Freude, wenn man sich dafür richtig einrichtet. Wir zeigen, was es dafür braucht – gar nicht so viel.
Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Ratgeber,
18.11.2021
Mit einer Handvoll Werkzeug und Pflegemittel kann man schon viele Arbeiten am Velo selber ausführen. (Foto: Marcel Kaufmann)
Wir besuchen die Gemeinschaftswerkstatt der Genossenschaftssiedlung Teiggi in Kriens. Fabian Bärenbold und Rafael Röösli haben darin eine kleine Velowerkstatt eingerichtet. Zentrales Element des Veloarbeitsplatzes ist die Werkzeugwand mit den am häufigsten gebrauchten Werkzeugen.
Auf dem Tablar darüber befinden sich die wichtigsten Pflegemittel. Dazu kommen ein Montageständer und eine kleine Ansammlung von Velopumpen. Diese sind Leihgaben von anderen Bewohnenden, während die Werkzeugwand von Fabian in die Siedlung gebracht wurde.
Rafael, der auch hydraulische Bremsen, Federungen von Mountainbikes sowie Tubeless-Pneus selbst wartet, hat sich für diese Arbeiten Werkzeugsets in Boxen zusammengestellt. Die lagert er in seinem Keller und nimmt sie in die Werkstatt mit, wenn er sie benötigt. Den Zentrierständer hat er für ein paar Tage in die Stube gestellt: Laufräder speicht er lieber in Ruhe und in der Wärme der Wohnung ein.
Praktisch: die Velowerkstatt in der Genossenschaftssiedlung «Teiggi». (Foto: Marcel Kaufmann)
Ein zweites Beispiel für eine praktische kleine Hobby-Velowerkstatt finden wir im Keller eines Zweifamilien-Hauses in einem Luzerner Aussenquartier: Heinz Gadient pflegt dort seine Velos, jene seiner Frau und die der anderen Hausbewohnenden. Insgesamt also mehr als zwei Hände voll. Er hat eine kleine Werkbank mit Schraubstock und dahinter eine Werkzeugwand mit den Werkzeugen, die er am häufigsten braucht.
Die Entlüftungssets für Scheibenbremsen lagern in einer speziellen Kiste, die auf die Werkbank kommt, wenn er sie benötigt. Heinz nutzt einen mobilen, faltbaren Montageständer. Sind die Veloarbeiten abgeschlossen, wird der Ständer in eine Ecke versorgt.
Viel Werkstatt auf wenig Raum: Heinz Gadient in seinem Velokeller. (Foto: Marcel Kaufmann)
Ist das richtige Werkzeug zur Hand, gelingen die Arbeiten am Velo besser. Die Übersicht zeigt, was in der Hobbywerkstatt nicht fehlen sollte:
Nützlich ist eine kleine Werkbank mit einer Tiefe von mindestens 50 Zentimeter, damit ein Rad bequem abgelegt werden kann. Praktisch ist ein kleiner Schraubstock, der am einen oder anderen Ende montiert ist. Die Arbeitsfläche muss gar nicht gross sein. Denn wie sagt doch die alte Mechanikerweisheit: je grösser die Werkbank, desto grösser das Puff.
Hier können die Werkzeuge übersichtlich angeordnet werden. So sind sie schnell zur Hand, wenn man sie braucht, und es kann zügig gearbeitet werden. Im Baumarkt gibt es Werkzeugwand-Systeme mit Haltevorrichtungen. Doch es geht auch sehr gut mit einem grossen Holzbrett, an dem die Werkzeuge mit einfachen Holz- und Hakenschrauben platziert werden.
Als Grundwerkzeug braucht die Velowerkstatt: Inbusschlüssel, Torx-Schlüssel, Schraubenzieher, Zangen, Gabelschlüssel. Ganz praktisch sind zudem Feilen und Eisensäge. Als Spezialwerkzeug lohnt sich bald einmal ein Pedalschlüssel. Und dann – je nachdem, ob man sich an die entsprechenden Arbeiten wagt – Werkzeuge für Kassetten, Kette, hydraulische Bremsen, Tretlager und so weiter. Diese sind von verschiedenen Anbietern meist verhältnismässig kostengünstig in Sets erhältlich – mit dem Risiko, dass genau der benötigte Schlüssel dann gleichwohl nicht mit dabei ist. Die Alternative dazu ist, sich die Spezialwerkzeuge einzeln nach Bedarf zu besorgen.
Ein guter Montageständer erleichtert die Arbeit am Fahrrad ungemein. Das Velo kommt auf eine gute Arbeitshöhe, die Räder und der Antrieb können frei drehen. Neben den frei stehenden Modellen gibt es auch solche, die an die Wand oder an die Werkbank montiert werden können. Werden auch Elektrovelos gepflegt, lohnt es sich, ein besonders kräftiges Model auszusuchen. Eine günstige, einfache Alternative zu den Montageständern sind zwei Haken an der Decke, an denen das Velo mit Spannsets und Haken aufgehängt wird.
Eine gute Standpumpe ist das wichtigste Utensil in der Hobbywerkstatt. Daher lohnt es sich, ein solides Modell mit einem Manometer auszusuchen. Damit lassen sich die Pneus einfach und ohne Murks auf den korrekten Druck aufpumpen. Für Tubeless-Pneus gibt es spezielle Pumpen mit einem zusätzlichen Drucklufttank.
Zur Grundausstattung der Hobbywerkstatt gehören: Kettenöl, ein fettlösendes Mittel für die Kettenpflege, Entfetter für Bremsscheiben, ein Montagefett, damit sich Verschraubungen auch nach Jahren wieder lösen lassen, ein Feinöl für die Pflege von Gelenken, ein Rostlöser sowie ein Putzmittel. Wer mit Carbonteilen arbeitet, besorgt sich dafür die entsprechende Montagepaste.
Mit den sogenannten «T-Inbus»- oder «T-Torx»-Schlüsseln lässt sich praktischer arbeiten als mit den abgewinkelten Standard-, Inbus- und Torx-Schlüsseln. Auch ein Steckschlüsselset kann für gewisse Arbeiten ein grosser Helfer sein. Schon mit einer kleinen Version ist man für die Arbeiten am Velo gut ausgerüstet (und freut sich darüber auch beim Zusammenbau von Ikea-Möbeln).
Wird an Carbonrahmen und Leichtgewichtsteilen gearbeitet, so ist das Einhalten der korrekten Anzugsmomente bei den Verschraubungen entscheidend, um die Komponenten nicht zu beschädigen. Dafür braucht es einen Drehmomentschlüssel.
Praktisch ist, eine kleine Sammlung von M5- und M6-Schrauben, Unterlegscheiben und Muttern vorrätig zu haben. Am besten in rostfreier Qualität. Wenn Zubehör wie Gepäckträger, Schutzbleche, Ständer oder Trinkflaschenhalter montiert wird, ist man schnell einmal froh darum.
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