«Phantomschmerz» basiert auf einer wahren Geschichte. Der Regisseur und Drehbuchautor Matthias Emcke verfilmte in seinem Erstling die Erlebnisse seines kanadischen Freundes Stephen Sumner. Die Handlung verlegte er nach Berlin. Sumner ist ein begeisterter Rennvelofahrer, dem nach einem schweren Verkehrsunfall ein Bein amputiert werden musste. Während der Dreharbeiten war Sumner auch als eines der Doubles von Hauptdarsteller Til Schweiger am Set dabei.
Vater und Tochter vor der Kamera
Schweiger spielt Marc, einen Lebenskünstler, der unpünktlich oder gar nicht zu Terminen erscheint und oft den Job wechselt. Sein Interesse gilt Frauen und seinem schwarzen Ami-Schlitten. Seine ganz grosse Passion ist allerdings das Rennvelo. Er verfolgt im TV jedes Radrennen und hat mit seinem Renner schon etliche Passstrassen bezwungen. Nur der Col de Tourmalet fehlt ihm noch in seiner Sammlung.
Marc liebt es, Geschichten zu erzählen, und auch markige Sprüche sind sein Ding. Etwa: «Nur Bettnässer wie Armstrong dopen, ein richtiger Rennradfahrer schluckt den Schmerz runter.» Doch mit der Verschriftlichung seiner Geschichten tut er sich schwer. Sogar der Bitte seiner geliebten 12-jährigen Tochter Sarah (Luna Schweiger), ihr beim Verfassen einer Geschichte zu helfen, kann er nicht nachkommen.
Bei seinem Gelegenheitsjob als Verkäufer in einem Velofachgeschäft bietet er der attraktiven Nika (Jana Pallaske) ein Rennvelo unter Preis an, wird dabei von seinem Chef überrascht und gefeuert. Die neue Bekanntschaft entdeckt in Marcs Wohnung das Manuskript eines unveröffentlichten Artikels. Ihr gefällt der Text. Sie gibt ihn einem Verleger weiter, der Marc gleich zu einem Vorstellungsgespräch einlädt. Doch der lässt den Termin sausen.
Nachdem Marc auf seiner Vespa von einem Auto angefahren worden ist, schwebt er in Lebensgefahr. Nur die Amputation des linken Beins kann sein Leben retten. Auch nach der Amputation scheint Marc seinen Humor nicht verloren zu haben. Jedoch plagen ihn furchtbare Schmerzen, sogenannte Phantomschmerzen. Der Lebenskünstler kann sich eine Hightech-Prothese nicht leisten. Sein bester Freund Alex (Stipe Erceg) kommt dafür auf. Doch auch mit dem neuen Bein tut sich Marc schwer mit seiner Situation. Beinahe zerbricht er daran. Er erfährt, dass seine Tochter ein schönes Talent besitzt: Sie schreibt. Er liest ein Gedicht von ihr. Dieses berührt in dermassen, dass er sich besinnt und neue Kraft schöpft. Er findet zurück zum Schreiben und zu seinen Lieben. Nun ist er auch bereit, Verantwortung zu tragen – und auch den Berg aller Berge zu bezwingen, den Tourmalet.
Geliebt und geschmäht
In einem Interview, das er dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» gab, sagte Schweiger: «Ich mache doch nicht Filme, damit sie auf einem Festival laufen. Klar habe ich mich gefreut, dass ‹Phantomschmerz› beim Festival von Toronto lief. Aber ich hätte mich mehr gefreut, wenn ihn in Deutschland mehr Zuschauer gesehen hätten. Die Leute wollen Til Schweiger offenbar nicht sehen, wie er ein Bein verliert. Sie wollen ihn sehen als Macho, der begehrt wird.»
Schweiger ist kein Liebling des Feuilletons, und auch unter Filmfans ist er umstritten. Doch der Mann begegnet Anfeindungen auch mal mit Selbstironie und Humor. Im selben Interview verrät er seine liebste Beschimpfung: «Einer hat mal geschrieben: Der hat nur drei Gesichtsausdrücke. Da habe ich gesagt: Das sind immer noch zwei mehr als bei Steve McQueen.»
Phantomschmerz (2009)
Erscheinungsland: Deutschland
Regie: Matthias Emcke
Drehbuch: Matthias Emcke
Produktion: Henning Ferber, Sebastian Zühr, Marcus Welke
Darsteller: Til Schweiger (Marc), Luna Schweiger (Sarah), Jana Pallaske (Nika), Stipe Erceg (Alex), Antje Traue (Anja), Ralf Diettrich (Dr. Speicher), Julia Brendler (Anna), Carina Wiese (Marcs Exfrau) und weitere
Musik: Martin Todsharow, Maurus Ronner
Sprache: Deutsch (Original)







