Wegen quarantänebedingter Reisebeschränkungen musste bereits die Taipei Cycle Show den März-Termin der Messe streichen. Schliesslich wären davon nicht nur Aussteller und Messebesucher aus China betroffen gewesen, sondern auch solche, die über die beliebte Route via Hong Kong nach Taiwan anreisen wollten. Auch in China selbst wurden wegen Covid19 viele Einschränkungen erlassen, was einen direkten Einfluss auf das Alltagsleben der Menschen und die industrielle Produktion hat. So dürfen Arbeiter, die für die Neujahrsfeiern zu ihren Eltern aufs Land gereist waren, erst nach zwei Wochen in Quarantäne wieder an ihren Arbeitsort zurückkehren. Je nach Provinz bleiben die Fabriken ohnehin bis Mitte oder gar Ende Februar geschlossen - nach aktuellem Stand. Dies kann sich aber auch jederzeit ändern, und eine Planung wird entsprechend erschwert.

Aus dem Schreiben von A-Forge an Geschäftskunden geht die Ratlosigkeit deutlich hervor,
wann die Fertigung in den vier Fabriken in China wieder aufgenommen werden kann.
Keine Klarheit, wann Fabriken wieder aufgehen
Ein Beispiel dafür ist A-Forge Enterprise, ein taiwanesischer Spezialist für präzise Hydroforming-, Fräs- und Schmiedeteile aus Aluminium und ein zentraler Zulieferer vieler Rahmenbauer. Nach den Neujahrs-Ferien hätte die Fertigung in den vier Fabriken von A-Forge in der Volksrepublik China eigentlich am 3. Februar wieder aufgenommen werden sollen. Auf Geheiss der Regierung wurde dieser Termin zunächst um eine Woche verschoben. Gesuche von A-Forge, die Fertigung in der folgenden Woche wieder aufnehmen zu dürfen, blieben bisher unbeantwortet. Auch chinesische Firmen werden nicht besser behandelt: Der Antriebshersteller Bafang warnte bereits Ende Januar Kunden in einem Schreiben vor längeren Lieferfristen, weil das Stammwerk in der Stadt Suzhou den Betrieb erst verspätet wieder aufnehmen konnte.

Auch im Hauptquartier des Antriebsherstellers Bafang in Suzhou steht die Fertigung aktuell
noch still - das Bild stammt noch aus der Zeit vor dem Coronavirus-Ausbruch.
Lieferengpässe und Verzögerungen
Wegen der zentralen Rolle Chinas in der industriellen Fertigung von Konsumgütern stellen sich auch Branchenakteure in Europa auf Verzögerungen ein: In der Schweiz warnte die Wind & Snow GmbH vergangene Woche in einem Mail an Kunden vor Lieferverzögerungen, die im Detail jedoch noch nicht absehbar seien. In Deutschland hat der Zweirad Industrie Verband (ZIV) eine Umfrage unter Mitgliedern durchgeführt. Auch hier lässt das Resultat wenig Gutes für die kommende Saison erwarten: Über 80 Prozent der befragten Unternehmen berichten von Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Lieferzeiten. Dabei erwarten rund 30 Prozent Verzögerungen von einer bis drei Wochen. Über 60 Prozent der Befragten stellen sich auf Verzögerungen von vier bis sechs Wochen ein, und einige gehen gar von noch mehr aus.

Trotz einschneidender Massnahmen wie der Quarantäne für über 60 Millionen Menschen
hat sich Covid19 inzwischen in fast alle Provinzen der Volksrepublik China ausgeweitet.
Die Coronavirus-Krise in China dürfte bereits zu Saisonbeginn für verspätete Auslieferungen sorgen und damit auch konkrete Folgen an der Verkaufsfront haben: Kunden müssen vertröstet werden, und bei der Auskunft zu Lieferzeiten ist entsprechende Vorsicht geboten. Denn die Ausfälle in der Produktion dürften noch eine Weile nachwirken. Als Vizepräsident von Specialized macht es sich Bob Margevicius wohl etwas arg einfach, wenn er gegenüber der US-Branchenpublikation Bicycle Retailer & Industry News meint, dass die chinesischen Freunde den Rückstand an Bestellungen mit doppeltem Einsatz in Kürze abarbeiten würden. Ob das Gros der Fabriken an dem einen Schalttag im Februar bereits wieder in Betrieb sein wird, steht schliesslich noch in den Sternen.







