China-Velos: Antidumping-Strafzölle auf dem Prüfstand

Seit 30 Jahren erhebt die EU Antidumping-Strafzölle auf Velo-Importe aus China. Während die Union prüft, die Massnahme weiter zu verlängern, werden die Zölle in Grossbritannien wohl bald abgeschafft.

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 09.09.2024

Die Geschichte der Antidumping-Strafzölle der EU auf in China gefertigte Velos reicht zurück bis ins Jahr 1993. Wenn keine erneute Überprüfung verlangt wird, verfallen diese jeweils auf fünf Jahre befristeten Massnahmen.

Das hätte so auch für die Strafzölle auf in China gefertigte Velos ohne Hilfsmotoren zugetroffen. Aber bereits am 24. Mai reichte der europäische Veloherstellerverband EBMA (European Bicycle Manufacturers Association)  einen sogenannten Überprüfungsantrag ein. Darin wurde die EU-Kommission aufgefordert zu prüfen, ob der Antidumping-Zoll um weitere fünf Jahre verlängert werden muss, um die Fahrradindustrie vor unfairen Handelspraktiken der chinesischen Mitbewerber zu schützen.

Laut einer vom 29. August datierenden Meldung in ihrem Amtsblatt ist die EU-Kommission diesem Überprüfungsantrag der EBMA nun nachgekommen.

EU: Strafzölle werden vorerst beibehalten

Das bedeutet zunächst, dass die geltenden Antidumping-Massnahmen für die Dauer der Untersuchung verlängert werden. Laut der EU-Kommission dürfte diese 12 bis 15 Monate in Anspruch nehmen.Die Meldung im Amtsblatt zitiert die Argumentation der EBMA, wonach die chinesische Veloindustrie weiterhin mit «erheblichen Dumpingspannen» agieren dürfte.

Als Beleg dafür verweist die EBMA auf den 14. Fünfjahresplan Chinas für Velos und E-Bikes. Dieser sieht eine zentral durch Reformen gesteuerte Entwicklung der Veloindustrie, die Aufrechterhaltung eines starken Ausfuhrvolumens und die Erhöhung der internationalen Marktanteile chinesischer Hersteller vor. Dazu sollen Sondermittel gewährt werden. Daher fürchtet die EBMA einen beträchtlichen Anstieg der Einfuhren zu Dumpingpreisen aus China, sollten die Antidumping-Massnahmen ausser Kraft treten.

Setzt Grossbritannien die Strafzölle ausser Kraft?

Anders stehen die Vorzeichen im Vereinten Königreich, das die Massnahmen der EU auch nach dem Austritt vorläufig beibehalten hatte. Per 23. August stellte die Trade Remedies Authority (TRA) die Massnahmen jedoch auf den Prüfstand.

Die Behörde macht geltend, dass britische Konsumenten bei einem Wegfall der Antidumping-Zölle im Schnitt rund GBP 260.-(Fr. 285.-) beim Velokauf sparen könnten. Im Interesse der Verbraucher hat die TRA offenbar nur geringe Bedenken, den heimischen Veloproduzenten zu schaden.

Dieser Schaden wiege die Vorteile für die britische Wirtschaft oder die Verbraucher im Falle einer Aufhebung der Massnahmen nicht auf, macht die TRA geltend. Hersteller wie Pashley und Brompton werden dies nicht gerne hören.

Empfohlene Artikel

Empfohlene Artikel

EU erhebt weiterhin Strafzölle auf Velos aus China

Polnischer Zoll beschlagnahmt China E-Bikes.
News

Millionenhinterziehung mit E-Bikes aus China

Leon Cycle bestreitet Zollbetrug. Frachtschiff mit vielen Containern in einem Hafenbecken.
News

Die Herkunft der Elektrovelos ist entscheidend