Asiens Giganten wachsen trotz Problemen

Die Quartalsberichte von Giant Group und Merida Industries als den beiden grössten Veloherstellern Taiwans zeigen, dass die Probleme bei der Seefracht wie bei der Zulieferkette noch lange nicht überwunden sind.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Branche, 15.10.2021

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Pandemiebedingte Fabrikschliessungen in Fernost, die dadurch verzögerte Lieferung von Komponenten und Rahmen sowie Probleme bei der Seefracht halten die Velobranche nach wie vor auf Trab - und dürften das noch eine ganze Weile tun. Im Fall der Giant Group als dem nach Umsatz grössten Velohersteller der Welt kommt noch hinzu, dass die Fertigung in der Volksrepublik China aufgrund von Handelskonflikten mit der EU, den Vereinigten Staaten und Australien sowie Strafzöllen nicht mehr besonders viel Sinn macht. Um die anhaltend hohe Nachfrage befriedigen zu können, hat die Giant Group dennoch die Fertigung in Fabriken in China forciert. Schliesslich wurden Velos und E-Bikes als strategisch nicht wichtige Produkte zuletzt von den US-Strafzöllen gegen China ausgenommen. Zugleich arbeitet die Giant Group daran, alternative Standorte für die Fertigung zu finden.

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Das Assemblagewerk in Gyöngyös trug im laufenden Jahr bereits dazu bei, Engpässe
bei der Versorgung mit E-Bikes von Giant zu reduzieren. Foto: zVg Giant Group

Ein Beispiel dafür ist das Werk im ungarischen Gyöngyös, in dem vor allem E-Bikes für die europäischen Märkte assembliert werden. Doch dabei wird es nicht bleiben: Die Giant Group investiert weitere USD 48 Millionen in eine Fabrik in der südvietnamesischen Provinz Binh Duong, die ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 jährlich bis zu einer Million Velos produzieren soll. Ein Blick auf die Quartalsresultate zeigt, dass das dritte Quartal auch für die  Giant Group nicht einfach war: Während der Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 8.5 Prozent auf USD 766 Millionen gesteigert werden konnte, fiel das Wachstum im Monat September mit 1.09 Prozent deutlich geringer aus. Für die ersten drei Quartale des Jahres verzeichnet Giant einen Umsatz von CHF 2.07 Milliarden - 17.83 Prozent mehr als im Vorjahr. Im dritten Quartal allein betrug der Umsatz CHF 670 Millionen, was 2.5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor war. Wegen höherer Kosten für Rohmaterialien, Komponenten und Transporte sank der im dritten Quartal erzielte Gewinn gegenüber der Vorjahresperiode aber um 13.6 Prozent auf CHF 43 Millionen.

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Trotz der ungebrochen hohen Nachfrage schwankt der Aktienkurs der Giant Group
stark - was die schwierigen Rahmenbedingungen für Produzenten wiederspiegelt.

Die Probleme in Asien zeigten sich im September
Die Zahlen von Merida Industries sprechen ebenfalls eine klare Sprache: Im Monat September lieferte der zweitgrösste Velohersteller Taiwans 78'801 Velos aus. Das sind 25.47 Prozent weniger als noch vor Jahresfrist. Etwas weniger stark fiel die Abnahme mit 24.04 Prozent beim Umsatz aus, der im vergangen Monat USD 64.89 Millionen betrug. Laut Merida Industries ist man mit zwei Problemen konfrontiert: Einer instabilen Versorgung mit Komponenten zur Produktion der Velos und einem Mangel an Containern und Platz auf Frachtschiffen, um fertige Produkte in die Zielmärkte zu befördern. So warten 15'000 weitere Velos in Taiwan darauf, verschifft zu werden. Zudem sei im September ein neues Ressourcenplanungs-System (ERP) eingeführt worden, was kurzfristig zu einer leichten Abnahme der Produktion geführt habe, künftig aber Effizienzsteigerungen verspreche.

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Auch der Aktienkurs von Merida industries ist erheblichen Schwankungen unterworfen.

Für die ersten drei Quartale des laufenden Jahres sehen die Zahlen bei Merida Industries erfreulicher aus. Insgesamt wurden 930'436 Velos ausgeliefert, was im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 12.49 Prozent entspricht, und der Umsatz wuchs um 12.87 Prozent auf USD 814.74 Millionen. Zudem erwartet Merida Industries für das vierte Quartal mehr Umsatz als im dritten, weil Lieferungen verzögert erfolgen und sich ein Teil der fürs dritte Quartal geplanten Produktion ins vierte Quartal verschiebt. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach E-Bikes und konventionellen Velos in Europa und Nordamerika erwarten Analysten der Yuanta Investment Consulting Co., dass der Umsatz von Merida Industries für das komplette Jahr trotz der Probleme um 14.65 Prozent auf USD 1.11 Milliarden steigen wird.

Aktienkurse: Google Finance Online

www.giant-bicycles.com
www.merida-bikes.com

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