25 Jahre Velojournal: Der Kampf ums Trottoir

Ein Blick ins Velojournal-Archiv lässt schmunzeln. Über längst vergangene Helmmoden etwa. Aber auch ernsthafte Themen wie etwa Velo-Fussgänger-Konflikte haben uns schon vor 25 Jahren beschäftigt.

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Pete Mijnssen
12.09.2018

Im Editorial der Oktoberausgabe von 1993 zu einer Umfrage zum Thema Velo/Fussgänger schreibt Kollege Samuel Helbling*: «Der sich zuspitzende Konflikt zwischen Fussgängerinnen und Velofahrenden ist Ausdruck des zunehmend härter geführten Verteilungskampfes auf unseren Verkehrsflächen. Ein Konflikt notabene, der vom eigentlichen Problem ablenkt. Immer schnellere und stärkere Autos beanspruchen einen immer grösseren Teil unseres öffentlichen Raumes auf Kosten der Schwächeren, die Unfallstatistiken sprechen Bände. Deprimierend ist die Tatsache, dass die beiden Hauptopfer dieses gnadenlosen Kampfes, die Velofahrenden und die Fussgängerinnen, sich ihren engen Raum gegenseitig streitig machen, während sich der motorisierte Verkehr ungebremst ausbreitet. Für uns gehört das Velo unbestritten auf die Strasse.»

Und weiter: «Damit der Verkehr menschenfreundlicher wird, muss der zu Fuss Gehende in der Verkehrsplanung Priorität haben, vor dem Velo, dem öffentlichen Verkehr und dem Auto. In dieser Reihenfolge. Doch wer den nichtmotorisierten Verkehr fördern und sicherer machen will, muss in erster Linie den Autoverkehr drastisch verlangsamen und reduzieren: Der motorisierte Individualverkehr gehört endlich aus unseren Innenstädten verbannt. Innerorts, auch auf den Hauptverkehrsstrassen, müsste ab sofort Tempo 30 gelten. Ein Gewinn für uns alle, denn eine fussgänger- und velogerechte Stadt ist eine menschenfreundlichere Stadt.»

Einiges verwirklicht, vieles bleibt aktuell

Zwar ist in der Zwischenzeit einiges passiert. So wurden schweizweit Tempo-30- und teilweise (in Burdorf etwa) Begegnungszonen eingeführt und breit akzeptiert. Hingegen wurde die Diskussion um Tempo 30 auf Hauptstrassen erst kürzlich wieder neu entfacht. Der Traum von einer auto­freien Stadt liegt in weiter Ferne. Aber noch immer lohnt es sich, dafür einzustehen.


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