Woom: Stolpersteine beim Reshoring

Während der Pandemie wuchs der Wiener Kindervelo-Spezialist Woom nochmals stärker - und wollte die Fertigung nach Europa zurückholen. Inzwischen wurden die Reshoring-Ambitionen deutlich reduziert, wie die NZZ berichtete.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Branche, 07.09.2022

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In normalen Zeiten ist die Velobranche für Aussenstehende von überschaubarem Interesse, und in der Wirtschaftsberichterstattung findet sie kaum statt. Die markant erhöhte Nachfrage im Zuge der Corona-Pandemie hat das geändert - was sich vor zehn Tagen in der Samstagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung NZZ zeigte: Auf fast einer kompletten Seite legte der in Wien stationierte Wirtschaftskorrespondent Daniel Imwinkelried an Hand des Kindervelo-Spezialisten Woom dar, warum die als Reshoring bekannte Rückverlagerung der Fertigung aus Fernost und näher hin zu den Absatzmärkten kein Selbstläufer ist und im Fall des österreichischen Kindervelo-Spezialisten Woom. Dieser wollte die Räder für den europäischen Markt in Polen fertigen, aber diese Pläne gerieten zuletzt arg ins Stocken.

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In der Ausgabe vom Samstag, 27. August widmete die NZZ dem Thema Reshoring
in der Veloindustrie und den damit verbundenen Herausforderungen einen Artikel.

Ein Faktor, der dem zunächst geplanten Reshoring nach Polen im Weg steht, ist die Tatsache, dass nicht nur die meisten Velorahmen, sondern auch die Teile und Komponenten nach wie vor in Fernost gefertigt werden. Ein Hersteller wie Woom mit einem Umsatz von zuletzt EUR 86 Millionen ist alleine zu klein, um verschiedene Akteure entlang der Lieferkette zu einer Umverlagerung der Fertigung und entsprechenden Investitionen anzustossen. Zudem stellt sich wegen der höheren Arbeitskosten im EU-Raum das Problem, dass eine fortgeschrittene Automatisierung der Fertigung unumgänglich ist. Die dafür benötigten Roboter sind aber wegen Engpässen bei der Versorgung mit Halbleitern und elektronischen Bauteilen kaum binnen sinnvoller Zeit lieferbar.

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Praktisch: Für die Assemblage in Polen konnte Woom dank der Kooperation
mit der Sprick GmbH auf bestehende Produktionsanlagen zurückgreifen.

Auch die zuletzt anziehende Inflation, welche die Nachfrage spürbar dämpft, sowie die steigenden Leitzinsen, wodurch sich Kredite für Investitionen verteuern, sprechen im Moment laut Woom gegen eine konsequente Umsetzung der Reshoring-Pläne. So verbleiben laut Imwinkelried zwei treibende Faktoren, die nach wie vor für ein Reshoring zumindest eines Teils der Fertigung sprechen, zum Beispiel der Assemblage: Einerseits die Resilienz der Lieferkette, also die Frage, inwiefern diese auch in Krisen und Ausnahmesituationen funktioniert und rentiert. Wer die Produktion breiter abstützt, kann Krisen eher trotzen Und andererseits die Nachhaltigkeit, wo kürzere Wege und mehr Kontrolle über die Art der Gewinnung des Stroms, mit dem produziert wird, klar für eine Produktion nah an den Absatzmärkten sprechen.   

https://woom.com
www.nzz.ch

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