Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
E-Bike,
Test,
20.03.2025
Micro-Cargobikes sind kaum länger als ein normales Velo. Transportieren können sie aber ein Vielfaches ihres Eigengewichts. Wie gut sich diese Ameisen im Alltagseinsatz bewähren, zeigt der Praxistest.
Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
E-Bike,
Test,
20.03.2025
Im Schrebergarten-Test werden Schaufel, Giesskanne und Kessel geladen. (Fotos: Mirjam Graf, Aline Künzler, Marius Graber, ZVG)
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Es riecht nach Frühling, der Schrebergarten ruft. Gleichzeitig wecken die milden Temperaturen aber auch die Lust, aufs Velo zu springen. Mit einem Micro-Cargobike lassen sich locker beide Aktivitäten vereinen. Aber nicht nur Schaufel und Giesskanne, sondern auch Nachwuchs, Hund oder ein Grosseinkauf passen auf die Frontladefläche dieser kleinen E-Lastenvelos. Trotzdem sind die Micro-Modelle kaum länger als ein normales Velo, wodurch sie wendig und alltagstauglich für den Privathaushalt sind. Daher gehören sie besonders im urbanen Raum zunehmend zum Strassenbild.
Wie praktisch die Ameisen unter den Cargobikes tatsächlich sind, zeigt ein Test von sieben in der Schweiz verkauften Modellen. Die Testprodukte verfügen alle über eine Frontladefläche und sind für maximale Betriebsgewichte zwischen 160 und 200 kg gebaut. Langjährig erprobt sind Modelle grosser Velomarken wie etwa das «Carrie» von Riese & Müller oder das «CS200» von CaGo.
Zunehmend an Bedeutung gewinnen Produkte von spezialisierten Herstellern von Velos mit Transportfunktion. Dazu zählen die dänische Marke Omnium mit dem «E-Mini-Max V3», Muli aus Köln mit dem Modell «Motor ST Pro» und auch die Hamburger Marke Yoonit mit «Electric». Brandneu und in der Schweiz erhältlich ist das «Super Mighty» von Super Bicycles. Dieses Modell wurde in der für die EU zugelassenen Version mit einer maximalen Dauerleistung von 250 Watt getestet. Bald wird es mit stärkerem Motor für die hügelige Eidgenossenschaft erhältlich sein. Ebenfalls erst seit 2023 auf dem Markt ist das «No 01» von Monopole, das in Zürich entwickelt wurde.
Der Testfokus lag auf der Transportfunktion der Lastenvelos. Sämtliche Testfahrten erfolgten daher mit 20 kg Ladung. Beladung und Ladungssicherung wurden praxisnah im Schrebergarten-Test beurteilt.
Nicht nur das Fahren mit Ladung, sondern auch das Beladen an sich forderte die Testpersonen. Der Beladungstest mit 20 kg Blumenerde, Giesskanne, Kessel und einer Schaufel, fast so lang wie die Velos selbst, zeigt entscheidende Unterschiede in der Alltagstauglichkeit der Cargobikes. Zusammenfassend gilt es zu entscheiden, ob das Beladen «möglichst einfach» oder «möglichst flexibel» funktionieren soll.
Eine Transportbox erlaubt einfaches Laden ohne grossen Aufwand für die Ladungssicherung. Insbesondere der klappbare Transportkorb von Muli begeisterte die Testpersonen. Im Gegensatz zur Box bietet aber eine offene Ladefläche maximale Flexibilität und schränkt langes oder unförmiges Transportgut weniger ein. Die Schaufel fand beispielsweise auf der offenen Transportfläche des Omnium-Modells besonders gut Platz. Allerdings musste das Werkzeug an mehreren Punkten festgezurrt werden, was ohne klar erkennbare Befestigungspunkte eine Herausforderung darstellt.
Für den Privatgebrauch überzeugen daher Modelle mit grosszügig ausgearbeiteten Befestigungsmöglichkeiten wie etwa den Aussparungen in der ebenfalls offenen Ladefläche des Yoonit «Electric». Als ein überzeugender Alleskönner entpuppte sich die modulare Transportkiste des «Super Mighty». Mit wenigen Handgriffen werden die Seitenwände entfernt, wodurch die Ladefläche offen und flexibel wird. Diesen Trick und weitere Kniffs haben die Testpersonen durch die Simulation der Schrebergarten-Fahrt entdeckt. Das zeigt, wie ausgeklügelt und damit auch einzigartig jedes dieser Spezialvelos ist.
Abhängig vom Anwendungsbereich und der lenkenden Person eignen sich verschiedene Modelle und Ausstattungen. Letztere bieten die meisten Hersteller auch speziell für Kinder und einige auch für Hunde an. Idealerweise wird möglichst praxisnah, mit echter Ladung, probegefahren.
Welche Einflüsse eine Beladung von 20 kg auf das Fahrverhalten haben kann, zeigt die Bergfahrt. Leer pedaliert es sich mit allen Micro-Cargobikes recht angenehm die 15 % steile Teststrecke hoch. Ganz anders sieht es aber aus, wenn mitsamt Ladung an dieser steilen Stelle angefahren werden muss. Auch im kleinsten Gang und der höchsten Unterstützungsstufe war es nicht allen Testpersonen möglich, mit den Modellen von Super Bicycles und Monopole in der Steigung anzufahren. Hierbei ist zu erwähnen, dass das «Super Mighty» bald mit einem stärkeren Motor in der Schweiz erhältlich sein soll.
Für das Monopole wiederum entspricht die 20-kg-Testladung zwei Dritteln der Maximalladung von 30 kg für das Front-Rack. Damit trägt das Zürcher Bike die geringste Last im Test. Alle anderen Modelle dürfen gemäss Herstellerangaben mit 70 bis 80 kg beladen werden, was mehr als das Doppelte ihres Eigengewichts ist. Entsprechend benutzerfreundlich müssen die kleinen Cargo-Ameisen sein, damit die Lenkerin dieses Gewicht überhaupt zu kontrollieren vermag. Hierfür ist ein Antrieb mit Riemen und Nabenschaltung mit Schalten im Stand klarer Favorit der Testpersonen. Beim Bewegen schwerer Ladung will sich der Alltagsfahrer nicht mit dem optimalen Schaltzeitpunkt beschäftigen müssen. Bei unerwartetem Halt in der Steigung ist eine Nabenschaltung daher unabdinbar.
«Eine Probefahrt lohnt sich bei Micro-Cargobikes noch mehr als bei anderen Velos.»
Nicht nur am Berg, sondern auch im Stadtdschungel mit engen Gassen und Hindernissen soll sich das Micro-Cargobike angenehm lenken. Gerade in Sachen Wendigkeit versprechen die kleinen Modelle Vorteile gegenüber ihren überlangen Geschwistern. Mit rund zwei Metern Länge sind die kleinen Lastenvelos nur wenig länger als ein normales Velo. So passen sie in die meisten Veloständer, können im Keller versorgt und zum Teil sogar im Zug transportiert werden.
Die Wendigkeit des Fahrzeugs hängt aber nicht allein von dessen Gesamtlänge ab. Besonders agil sind Lastenvelos mit kleinem Wendekreis und einem Schaltspektrum, das über richtig leichte Gänge verfügt. So lässt es sich auch schwer beladen leicht um enge Kurven lenken. Dies ist nicht bei allen Testfahrzeugen der Fall. Das «Carrie» etwa wurde im Slalom als träge und wenig kurvenfreudig empfunden. Wenig überraschend, dass genau dieses Modell von Riese & Müller mit 420 cm den grössten Wendekreis im Test aufweist.
Hingegen beeindruckte das deutlich längere CaGo-Modell im Kurventest. Mit seiner gewöhnungsbedürftigen Optik lässt der Doppeldecker kaum ein sanftes Fahrverhalten vermuten. Umso mehr erstaunt die Messung des Wendekreises, der mit gerade einmal 170 cm den Minimalwert im Test erreicht.

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