Shimano lüftet Vorhang über der neuen XTR-Gruppe

Die neue XTR-Gruppe kommt ohne Kabel oder Stromleitungen aus. Umso mehr Wert legt Shimano auf Ergonomie, intuitive Bedienung und die notwendige Robustheit, um lange Tage abseits der Zivilisation zu überstehen.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Produkte, 04.06.2025

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Während die elektronische Di2-Schalttechnologie im oberen Rennrad-Segment längst zur festen Grösse geworden ist und auch für Gravelbikes angeboten wird, setzte sie Shimano  zuletzt im Offroad-Bereich nur noch an E-Mountainbikes ein. Im Crosscountry-Worldcup wurden aber auch letzte Saison noch Rennen mit der elektronischen XTR-Schaltung gewonnen - weil manche Athleten lieber mit alter Elektronik als mit der neusten Mechanik unterwegs waren. Aber nun feiert die jüngste Generation der Di2-Technologie mit der Lancierung der XTR Di2 M9200-Gruppe ihre Premiere im Gelände. Die drei zentralen Adjektive, die Shimano dem neuen Mountainbike-Flaggschiff mit ins Gelände gibt sind robust, intuitiv und konsistent.

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Kein Umwerfer, kein Kabel, dafür nochmals etwas mehr Spannung auf der Kette, wofür
der neue, kompakter bauende Shadow Plus-Reibungsämpfer mit zwei Federn sorgt.

Die offensichtliche, grosse Neuerung ist, dass Shimano nun auch am Mountainbike auf Kabel verzichtet: Im Schalthebel steckt eine Knopfbatterie und im Schaltwerk ein Akku mit einer Kapazität von 310 mAh. Laut Shimano sollte das eine Reichweite von rund 340 km ergeben, während der Akku binnen 1.5 Stunden wieder voll aufgeladen ist. Die zentrale Batterie, die per Kabel mit Schaltwerk und Schalthebel verbunden werden muss, entfällt somit. Das Schaltwerk selbst ist durch seine Keilform und seine noch immer eher kompakten Dimensionen gut vor Sturzschäden geschützt. Zudem hat Shimano einen Mechanismus integriert, der das Schaltwerk nach einem Sturz wieder in die korrekte Ausgangssituation zurückstellt. Das verstehen die Japaner unter robust.

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Der Schalthebel ist gut geschützt unter dem Lenker platziert - und dennoch bestens erreichbar. 

Der «Rapid ES»-Schalthebel schmiegt sich unter den Lenker und ist somit gut erreichbar und dennoch bei Stürzen bestens geschützt. Die beiden Schaltpaddel bieten einen grosse Bandbreite an Einstellungen, damit sie für grosse wie kleine Hände gut zu bedienen sind. Obwohl es eigentlich Schaltknöpfe sind, hat Shimano eine knackig-mechanische Rückmeldung eingebaut. Am Schalthebel findet sich übrigens noch ein dritter Knopf. Mit dessen Hilfe lässt sich die Schaltung unterwegs über insgesamt 16 Clicks von der Normalposition einstellen - etwa, um nach einem Sturz den Effekt eines verbogenen Schaltauges zu kompensieren. Die obere und die untere Begrenzung des Schwenkbereichs werden nach wie vor vor Hand am Schaltwerk eingestellt.

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Die Crosscountry-Version der neuen XTR-Bremsen ist konsequent auf Leichtbau ausgelegt.

Die Kurbeln der neuen XTR hat Shimano neu auf eine Kettenlinie von 55 mm statt 52 mm ausgelegt. Sie drehen sich auf einer Tretlagerachse aus Stahl mit einem Durchmesser von 24 mm. In der für den Ausdauersport bestimmten Variante M9200 beträgt der Q-Faktor 168 mm, und die Kettenblätter werden mit 30 bis 38 Zähnen angeboten. Dagegen weist die robustere Enduro-Version der Kurbeln einen Q-Faktor von 176 mm auf, und passende Kettenblätter gibt es mit 28 bis 34 Zähnen. Bei den Kassetten der neuen XTR bietet Shimano drei Varianten: Die Crosscountry-Ausführung reicht von 9 bis 45 Zähnen und kann mit einem mittellangen Schaltkäfig gefahren werden. Dagegen brauchen Kassetten mit 10 bis 51 Zähnen ein Schaltwerk mit langem Käfig.

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Die Trail-Variante der XTR-Bremsen verzögert bei Bedarf brachial,
aber die Bremskraft lässt sich zum Glück sehr fein dosiert abrufen.

Keine Komponentengruppe ist komplett ohne Bremsen, und auch hier bietet Shimano die Auswahl aus einer leichten Crosscountry- und einer nochmals bissigeren Trail-Variante. Bei der Crosscountry-Version weist der Bremssattel zwei Kolben auf, und am Geberkolben ist ein Bremshebel aus Carbon verbaut. Die Trail-Bremse setzt dagegen auf Sättel mit vier Kolben, während der Geberkolben deutlich robuster gebaut ist. Der Hebel selbst ist aus Aluminium gefertigt und folgt beim Bremsen dank dem neu platzierten Drehpunkt sauber der Bewegung der Finger. Und ja: Die Bremse verzögert brachial, lässt sich zum Glück aber fein dosieren. Zudem bietet sie verschiedene Möglichkeiten, die Hebelposition und den Bisspunkt ohne Werkzeug einzustellen.

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Die Teststrecke im Hinterland von Altea hatte einige Überraschungen zu bieten.

Für die Werkstätten wichtig zu wissen: Die neuen Mountainbike-Bremsen der XTR nutzen ein Mineralöl mit niedrigerer Viskosität. Dieses ist einfach an seiner orangen Farbe zu erkennen und nicht mit pinkfarbenen, bisherigen Mineralöl kompatibel. Zudem wird wegen der veränderten Form des Bremssattels beim Entlüften ein neuer Distanzhalter für zwischen die Kolben benötigt. Medienschaffende konnten die neue XTR-Gruppe bereits im Februar in Süden Spaniens im Gelände auf Herz und Nieren ausprobieren. Im Hinterland von Altea wusste das neue Mountainbike-Flaggschiff von Shimano mit ebenso schnellen wie präzisen Gangwechseln, jederzeit ausreichender Verzögerung und passender Ergonomie zu gefallen. Und nein: zu Bruch ging dabei nichts.

Fotos: zVg Shimano Europe, Dan Milner, Irmo Keizer

www.shimano.com
www.fuchs-movesa.ch

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