Die Elektrifizierung des Velos ist längst vom Alltagssegment in sportliche Segmente übergeschwappt. Eine letzte Bastion sind die klassischen Rennvelos: Auf diesen ist man meist mit über 25 km/h unterwegs - und der Hilfsantrieb wird damit über weite Strecken zum reinen Ballast. Zudem haben bestehende Hilfsantriebe einen starken Einfluss auf das Rahmendesign - zumal wenn es sich um Mittelmotoren handelt. Laufrad-Spezialist Mavic will daran nun etwas ändern - und hat dafür einen kompakten Hilfsantrieb entwickelt. Die Entwicklung dieses Systems begann bereits im Jahr 2016 und überstand in der Folge zwei Eigentümerwechsel der Marke.

Mit BMC als Entwicklungspartner hat sich Mavic darauf konzentriert, den Hilfsantrieb
auch vom Einbau und der Optik her so weit wie möglich ins Rennrad zu integrieren.
Ein besonderes Augenmerk hat Mavic auf drei Faktoren gelegt, welche einer breiten Akzeptanz von elektrischen Hilfsantrieben am Rennvelo bisher im Wege standen: Erstens das hohe Gewicht bestehender Hilfsantriebe, zweitens der erhöhte Widerstand beim Treten ohne Motorenunterstützung jenseits der 25 km/h-Marke und drittens die meist bescheidene Reichweite. Der Mittelmotor von Mavics «X-Tend»-System findet dank einem Durchmesser von nur 87 mm in einem überdimensionierten Tretlagergehäuse Platz und besteht aus einem bürstenlosem Motor, einer Kupplung und einer Untersetzung. Maximal liefert der Motor ein Drehmoment von 50 Nm und regulär von 37 Nm.

Nur eine kleine Bedieneinheit mit LEDs, das überdimensionierte Tretlagergehäuse und
der CAN-Bus-Anschluss am Sitzrohr verraten die Existenz vom «X-Tend»-System.
Auch eine Leistungsmessung hat Mavic per Dehnstreifen in die nur 1200 Gramm wiegende und komplett in Europa gefertigt «X-Tend»-Antriebseinheit integriert. Zudem ist diese Einheit mit gängigen Kurbelstandards kompatibel und glänzt mit einem tiefen Q-Faktor. Tief ist auch das Gewicht: Inklusive dem Akku mit einer Kapazität von 360 Wh beträgt das Systemgewicht vom «X-Tend»-Hilfsantrieb 3.2 kg. Damit sollen komplette E-Rennvelos unter 10 kg machbar werden. Als Entwicklungspartner war die Schweizer Veloschmiede BMC mit von der Partie und stellte Prototypen-Rahmen mit passenden, überdimensionierten Tretlagergehäusen.

Mavic hat es geschafft, eine Menge Technik in der kompakten und 1200 Gramm leichten
«X-Tend»-Motoreneinheit unterzubringen - Leistungsmessung und Kühlrippen inklusive.
Einen Haken hat die ganze Sache noch: Um die Serienfertigung vom «X-Tend»-System angehen zu können, braucht Mavic nach eigenen Angaben zusätzliches Kapital. Und ist darum nun auf der Suche nach Investoren. Damit dürfte auch klar sein: So schnell werden noch keine E-Rennvelos mit dem «X-Tend»Hilfsantrieb in den Handel rollen.
Fotos: zVg Mavic







