In den vergangenen Monaten hatte die Accell-Gruppe an vielen Stellschrauben geschraubt - auch, was die Details der regionalen Verkaufsorganisationen betrifft. Eine zentrale Entscheidung war dabei, sich vom defizitären Nordamerika-Geschäft zu trennen. Dieses schlug 2019 nochmals mit einem Verlust von CHF 59.8 Millionen zu Buche und drückte den Nettogewinn auf CHF 2.96 Millionen. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch CHF 21.48 Millionen betragen. «Wir haben den Verkauf des defizitären, nordamerikanischen Geschäfts abgeschlossen, sodass wir uns nun voll und ganz auf die Umsetzung unserer Strategie «Lead global.Win local» konzentrieren können. Damit sind wir auf einem guten Weg», sagt dazu Ton Anbeek, CEO der Accell-Group.

Als CEO des grössten Velokonzerns Europas sieht Ton Anbeek die Accell Group auf Kurs.
Schwächstes Wachstum im wichtigsten Markt
In der Tat scheint der niederländische Velokonzern auf Kurs zu sein. So stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2019 um 7.5 Prozent auf CHF 1.175 Milliarden. Zu diesem Wachstum trugen alle Regionen bei, wenn auch sehr unterschiedlich. Mit einem Veloumsatz von CHF 453.9 Millionen ist die DACH-Region der wichtigste Markt für die Accell Group. Im Vergleich zum Vorjahr fiel das Wachstum hier jedoch mit 1.8 Prozent moderat aus. Im Bericht wird die verspätete Einführung von Innovationen bei E-MTB-Modellen von Haibike und Ghost als Hauptgrund aufgeführt. In den Benelux-Ländern stieg der Umsatz mit Velos und E-Bikes um 7.3 Prozent auf CHF 233.1 Millionen an, in den übrigen Ländern um 9 Prozent auf CHF 170.8 Millionen.

Die DACH-Region umfasst bei der Accell Group nicht nur Deutschland, Österreich und die Schweiz,
sondern auch Italien und verschiedene Länder auf dem Balkan und im südöstlichen Europa.
Der Gewinn (EBIT) legte um 16.6 Prozent auf CHF 63.5 Millionen zu, aber ohne Einmaleffekte fiel er mit CHF 58 Millionen aber um 2.6 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Als Wachstumsmotoren hebt der Jahresbericht der Accell Group E-Bikes und E-Cargobikes hervor. Mitte 2018 hatte die Accell Group den Cargovelo-Anbieter Velocity mit den Marken Babboe und Carqon komplett übernommen. Der Umsatz von Velosophy stieg 2019 auf CHF 36.7 Millionen - mehr als drei Mal so viel als im Vorjahr. Der Teilebereich (Accell-Parts) legte um 6.8 Prozent auf CHF 280.9 Millionen zu. Mit 943'000 verkauften Velos sackte die Accell Group unter die 1-Millionen-Marke. Der Anteil aus dem Verkauf von traditionellen Velos am Gesamtumsatz schrumpfte auf nur noch 16 Prozent.

Im Teile- und Zubehörsegment verzeichnete die Accell Group ein beachtliches Umsatzwachstum - und
mit E. Wiener Bike Parts und der Eigenmarke XLC sind die Niederländer hier auch stark positioniert.
Optimismus für 2020 - und Fragezeichen
Für das Jahr 2020 ist man bei der Accell Group positiv gestimmt. Ton Anbeek erklärt: «Zu Beginn des Jahres 2020 haben wir den Grossteil der zusätzlichen, strategiebedingten Ausgaben hinter uns. In der kommenden Saison bringen wir eine Reihe verspäteter Innovationen auf die Märkte, darunter das «Flyon» von Haibike als e-MTB der nächsten Generation. Zudem führen wir in dieser Saison mehrere neue, innovative Modelle ein, darunter unser neues e-Lastenvelo «Carqon» mit einem einzigartigen Carving-Mechanismus für mehr Stabilität und Komfort. In Kombination mit der anhaltenden Wachstumsdynamik sowohl in unseren B2C- als auch in unseren B2B-Märkten sehen wir uns auf gutem Wege, unsere mittelfristigen finanziellen Ziele zu erreichen.»

Auch wenn die Accell Group die Eurobike zu Gunsten der eigenen Accell DACH Order Days ausliess,
war das neue Cargovelo Carqon am Stand von Zahnriemen-Hersteller Gates ausgestellt.
Diese Wachstumsprognosen stehen jedoch unter dem Vorbehalt der im Moment noch unabsehbaren Auswirkungen des Coronavirus. Dazu heisst es von der Accell Group: «Die vollen Auswirkungen des Corona-Virusausbruchs auf unser Geschäft sind noch unklar, und wir beobachten die Situation genau. Es werden Massnahmen zur Risikominderung ergriffen. Unsere derzeitigen Lagerbestände bieten einen gewissen Puffer, aber wir rechnen mit längeren Lieferzeiten für bestimmte Komponenten, was die Einführung mehrerer neuer innovativer Fahrradmodelle verzögern könnte.»







