Die seit über zwei Jahren anhaltende, wirtschaftlich maue Situation in der Velobranche mit hohen Lagerbeständen und knapper Liquidität drückte auf den Besucheraufmarsch zur 22. Infotech, die am 13. und 14. Januar im Seminarhotel Sempachersee in Nottwil über die Bühne ging. An beiden Tagen wurden rund 700 Tagestickets abgesetzt, was klar unter den Erwartungen der Organisatoren blieb. Schliesslich hatten vor Jahrfrist insgesamt 957 Interessierte für einen neuen Besucherrekord gesorgt. Einer der Gründe für den deutlichen Rückgang um 26.85 Prozent war wohl der Besitzerwechsel der früheren Migros-Töchter Bike World und SportXX, deren Mitarbeitende letztes Jahr noch in grosser Zahl an der Infotech erschienen waren - und dem Anlass diesmal fernblieben.

Beim Branchenforum füllte sich die Aula trotz hochkarätigem Podium nicht komplett.
Etliche Geschäftsaufgaben aus finanziellen Gründen oder weil keine Nachfolge gefunden werden konnte, dürften die Anzahl der verkauften Tagestickets zusätzlich verringert haben. Dazu kommt der psychologische Aspekt, sich trotz nach wie vor voller Lager schon wieder mit neuen Produkten befassen zu müssen. Zudem dürften manche Fachhändler angesichts von Liquiditätsengpässen im Moment jeden Kostenpunkt genau prüfen und im Zweifelsfall Ausgaben meiden - selbst wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis der Infotech nach wie vor besser als dasjenige der meisten anderen Schulungsangebote sein dürfte. Das schwache Besucheraufkommen sorgte denn auch für Enttäuschung bei manchen Anbietern von Schulungen.

Im Foyer des Seminarhotels boten sich zur Kaffeepause wertvolle Gelegenheiten zum Austausch.
Als Publikumsmagnet erwies sich an den beiden Tagen die Präsentation von Silas Obrist, in welcher unter dem Titel «Was ist mit der Velobranche passiert» den Gründen für die hartnäckigen Probleme nachgegangen wurde, welche sich auch in der Schweiz spätestens seit Anfang 2023 zeigen. Bei allen vier Terminen war der kleine Saal im Untergeschoss vom Seminarhotel rappelvoll. Dagegen fiel das Interesse für manch andere Seminare so gering aus, dass die Anbieter die Anzahl der Präsentationen am Dienstag von sich aus verringerten. Ob Anbieter, Besucher oder Organisator: Zufrieden zeigte sich mit der 22. Auflage der Infotech im direkten Gespräch niemand.

Für die Präsentation von Silas Obrist füllte sich der (zu) kleine Saal jedes mal bis
auf den letzten Platz - Einblicke in die Ursache der aktuellen Misere sind gefragt.
«Die rückläufige Verkaufstendenz im Fahrradhandel war nach dem wettermässig erneut suboptimalen ersten Halbjahr 2024 abzusehen. Der deshalb markant gesteigerte Werbeaufwand für die Infotech bewirkte jedoch nicht den erhofften Erfolg», kommentiert der für die Organisation der Infotech verantwortliche Velosuisse-Geschäftsführer Martin Platter. Und fügt an: «Nach dem Besucherrekord im Vorjahr wollten wir diesmal die Tausendermarke an verkauften Tageseintritten knacken. Dieses Ziel ist nun auf die nächste Durchführung verschoben.» Die 23. Infotech wird am 12. und 13. Januar 2026 über die Bühne gehen.
Fotos: LvR, Corina Venzin/Velosuisse (2)







